Aus dem Karton mit Absender „Ingenieursbüro Manfred Fricke, Berlin“ befördere ich ein kleines gelb-schwarzes Gerätchen ans Tageslicht, das im ersten Augenblick mehr wirkt wie ein Spielzeug, als ein ernst zu nehmendes Musikinstrument. Es ist sehr leicht und ungefähr so groß wie vier übereinandergelegte CD-Hüllen. Das Gehäuse besteht aus dickem, robustem Kunststoff, die Potis fassen sich gut an und sind angenehm schwergängig. Bei näherer Betrachtung macht der Nanozwerg einen sehr soliden Eindruck. Nachdem ich das mitgelieferte externe Netzteil angeschlossen habe, muss ich aber erst einmal meine Krims-Krams Kiste bemühen. Irgendwo war hier doch ein Miniklinke-Kabel …. denn am Gehäuse des Nanozwergs finde ich nur Miniklinke-Buchsen. Und einen Adapter auf große Klinke brauche ich dann auch noch, um das Ausgangsignal meines Testkandidaten in meinen Vorverstärker zu bekommen. Nach anfänglicher Steckerformat-Fummelei ist dann alles am Start und ich spiele über mein MIDI-Masterkeyboard die ersten Töne. Der Sound, der aus der kleinen Kiste kommt, bläst mich lautstärkemäßig erstmal um und ich muss die Eingangs-Impendanz meines Vorverstärkers von -10dB auf +4dB heruntersetzen. Einen Regler für die Gesamtlautstärke suche ich leider vergeblich. Mein Spieltrieb ist sofort erwacht, was hier an Sound herauskommt, ist wirklich erstaunlich. Es macht großen Spaß an diesem Gerätchen … nein: Synthesizer (!) herumzuschrauben!
Als Zubehör sind ein externes Netzteil und eine deutschsprachige Anleitung in Form eines gefalteten DIN A4 Blatts an Bord. Die Anleitung ist knapp und gut geschrieben. Unter anderem steht darin der Satz: „Da es sich beim NANOZWERG um einen analogen Synthesizer handelt, sollte er nach dem Einschalten für einen stimmstabilen Betrieb ca. 5-10 Minuten „warmlaufen“. So viel Zeit muss sein: Willkommen in der guten alten Analog-Welt!
Hier ein paar Sounds des Nanozwergs:
Das Beispiel „Drums“ habe ich mit meinem Software-Sequenzer aus einzelnen Klängen des Nanozwergs zusammengesetzt.
Leider muss ich auch zu Protokoll geben, dass der Kleine zwar nach der Warmlaufzeit seine Stimmung hält, es aber generell mit der Stimmung einzelner Töne nicht ganz so genau nimmt! Besonders bei größeren Intervallen wie Oktaven kann man durchaus kleine Unsauberkeiten hören – und auch messen. Mein Tuner zeigte Schwankungen im Bereich von bis zu +/-10 Cent an. Das ist kein Grund nervös zu werden, Gitarren weisen auch oft eine Verstimmung in diesem Rahmen auf, nachdem der erste Song gespielt ist, und klingen dann noch lange nicht verstimmt. Trotzdem soll diese kleine Unsauberkeit des Nanozwergs in meinem Testbericht nicht unerwähnt bleiben. MFB versicherte mir jedoch, dass man das Gerät auch selbst noch kalibrieren könne.
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Mit dem Mod-Wheel eines Masterkeyboards steuert man in der Regel die Cutoff Frequenz des Filters und die Geschwindigkeit des LFOs gleichzeitig. Es sei denn, man wählt am Nanozwerg die Funktion „Accent“. Dann werden Filter, LFO Geschwindigkeit (und natürlich auch die Lautstärke) per Velocity kontrolliert. Hier ein Beispiel des Accent Modus’ mit einem Riff in fünf verschiedenen Anschlagstärken. Das Filter öffnet sich immer mehr und der LFO wird schneller.
Das Signal des LFOs kann über den rückseitigen LFO-Out Ausgang abgegriffen werden und mit einem Kabel in den Audio-In des Nanozwergs zurückgeleitet werden. So erhält man einen zweiten Oszillator, der jedoch nicht auf Tonhöhen-Befehle reagiert. Er hat eine feststehende Frequenz, die sich nur mit der LFO Rate ändern lässt. Das klingt dann beispielsweise so:
Spätestens hier musste ich dann aber eine DI-Box zu Hilfe nehmen, denn das Ausgangssignal des Nanozwergs war durch die Unterstützung des “2. VCO” mittlerweile so stark geworden, dass die Clipping Leuchte an meinem PreAmp in Stroboskop-Taktung blinkte. Ein Regler für die Gesamtlautstärke wäre zu schön gewesen!
Den Nanozwerg als Sequenzer zu bezeichnen, halte ich für stark übertrieben. Trotzdem findet man hier drei Sequenzen und einen Dauerton im Speicher. Wenn man mal kein MIDI Keyboard oder andere externe Steuerungsgeräte zur Hand hat, kann das vielleicht mal ganz nützlich sein. Noch eine Warnung an alle Patschehändchen und Wurstfinger: Eine filigrane Finger-Motorik ist beim Soundschrauben am Nanozwerg durchaus von Vorteil! Die Potis stehen recht nah beieinander und man berührt aus Versehen gern mal einen falschen Regler. Besonders beim Poti „Tune“ ist das im Zweifelsfall sehr blöd.