Praxis
Bedienung
Es ist leider gar nicht so einfach, die Tanzmaus ganz ohne Handbuch zu bedienen. Normalerweise erkunde ich ein neues Gerät nach dem Aufbauen gerne, ohne erst die Anleitung durchzuackern. Bei diesem Drumcomputer, bei dem viele wichtige Funktionen nur über die zusätzlich gedrückte Shift-Taste zu erreichen sind, gestaltet sich das etwas schwieriger. Das Handbuch ist aber sehr gut geschrieben und fängt auch einleitend mit dem Satz an, dass man bitte begleitend zur ersten Bedienung alle aufgeführten Schritte durchführen sollte.
So weit so gut. Ich will den Drummie schließlich beherrschen, also gehe ich alle Punkte durch. Und das rate ich euch ebenso, falls ihr euch für den Kauf der Tanzmaus entscheidet.
Merkwürdig – um es diplomatisch auszudrücken – finde ich die Zuordnung des Play-Tasters. Auch diese Funktion ist nur in Verbindung mit Shift auszuführen. Das finde ich für einen Sequencer nicht sehr wohl überlegt, denn in vielen Situationen müssen Sequenzen schnell gestartet oder gestoppt werden, auch während man mit der anderen Hand vielleicht gerade etwas anderes macht. In einem düsteren Club wird das schwierig.
Die Drehregler sind recht leichtgängig, aber geben trotzdem einen kleinen Widerstand, was für die meisten Parameter exzellent ist! Leider nicht für den Temporegler, denn wenn man zum Beispiel die Gesamtlautstärke ändert oder am Data-Regler dreht, kommt man leicht dagegen und verstellt aus Versehen minimal das Tempo. Vielleicht wäre ein gerasterter Regler hier besser gewesen.
Nun aber genug der Kritik, denn ansonsten ist die Bedienbarkeit sehr gut. Nach dem Durcharbeiten des Handbuchs werde ich nun mit analogen MFB-Sounds belohnt.
Sound
Die Bassdrum kann sehr mächtig klingen und ist mit sechs festen Parameterreglern veränderbar. Ein stimmbarer, Sinus-ähnlicher Ton wird durch eine über einen Regler einstellbare Pitch-Hüllkurve moduliert. Je nach eingestellter Decayzeit klingt die Kick zwischen kurz und drei bis vier Sekunden. Mit einem zumischbaren Rauschgenerator bekommt der Sound Präsenz in oberen Frequenzbereich. Der Data-Regler fügt der Kick Drive hinzu. Dieser Effekt führt nicht zu starken Verzerrungen, sondern gibt dem Sound eher eine bessere Präsenz im Gesamtmix und wärmt die sowieso schon sehr fette Bassdrum nochmals ein wenig an. Die 16-stufig einstellbaren zusätzlichen Attacks klingen in höchster Stellung sehr resonant. Für mich ist bei dem Wert 6 bis 8 genug Attack auf der Kick. Das Instrument ist vielseitig und reicht von tiefen sinusartigen Boom-Sounds über 909-ähnliche Kicks zu Noise-Snare-Sounds.
Die Snaredrum hat drei Parameter-Potis, über den Data-Regler ist eine weitere Funktion erreichbar. Den Sound kann ich hier von einer Art „Kick“ (Tuning und Rauschgenerator nach links gedreht) über Snare (Rauschgenerator dazu gemischt) bis zu einem Noise Crash (Noise Decay und Rauschgenerator komplett aufgedreht) mutieren lassen.
Der Rimshot besitzt keine Regler und klingt nach „Standard“.
Die Clap ist definitiv nicht mein Favorit. Mit den zwei Parameterreglern, der Variation per Data-Regler und der 16-stufigen Einstellung für verschiedene Anschläge des Clap-Sounds erreiche ich selten einen passenden Sound für meine Beats. Aber das ist natürlich eine eher subjektive Meinung. Das regelbare (leicht resonante) Tiefpassfilter beschneidet das auf der Clap sitzende Rauschen in den Höhen bis zu den unteren Mitten. Decay bearbeitet lediglich die Hüllkurve des Rauschgenerators.
Für dich ausgesucht
Das Tom hat vier Parameterregler und acht verschiedene Attacks, per Data-Regler lässt sich das Panorama einstellen. Auch hier bekomme ich aus dem Klang nicht ganz soviel heraus, wie ich es von manchen anderen Drum-Machines gewohnt bin. Obwohl man dieses Instrument durchaus auch zu einem Kick-ähnlichen Sound gedreht bekommt, hätte der Tune-Bereich ruhig noch ein wenig weiter ausfallen können. Außerdem können die Decay-Zeit und der Attack geregelt werden. Eine Pitch-Hüllkurve formt das Tom. Mit den acht zusätzlichen Attack-Stufen kann man das Tom zum Beispiel in einen Conga- oder Bongo-ähnlichen Percussionsound verwandeln.
Die Sampleplayer dagegen klingen sehr gut und wirken durch die 12-Bit-Auflösung sehr präsent und rau. Die Auswahl der jeweils 16 fest installierten Samples pro Player ist gut getroffen und deckt eine große Bandbreite ab. Die Sounds gehen von verschiedenen Bassdrums, Snaredrums und Toms über Percussion-Instrumente (Shaker, Sticks, Conga, Bongo, Kastagnetten) bis hin zu Hihats und Becken. Leider können die Samples lediglich in Länge und Tuning eingestellt werden.
Sequencer und MIDI
An die Tastenbelegung muss ich mich erst noch gewöhnen. Es bedarf schon einiger Zeit der Einarbeitung – natürlich das begleitende Lesen des Handbuchs nicht vergessen – bis ich ohne Probleme das Sequencer-System verstehe und auch im Schlaf und live auf der Bühne bedienen kann. Trotzdem sind die Standardprozeduren, also das Setzen von einzelnen Steps sowie die Liveaufnahme durch Drücken der Triggerknöpfe intuitiv. Für die Realtime-Aufnahme der Steps spendierte MFB den Sample Playern eine weitere Step-Taste, auf die ein zweites Sample gelegt werden kann. Leider nutzen beide Sounds dieselben Einstellungen der zwei Soundparameter, was wiederum eine Einschränkung ist.
Der Sequencer verfügt über sechzehn sichtbar programmierbare Steps, die auf 32 Steps erweitert werden können. Super ist die Möglichkeit, Parameter-Locks zu setzen. Das heißt, ich kann zu jedem gesetzten Step zusätzlich alle Parametereinstellungen des jeweiligen Instruments ablegen, was die Möglichkeiten natürlich ganz erheblich erweitert. Somit kann zum Beispiel das Tom in einem Pattern x-beliebig viele Tonhöhen besitzen, die Snaredrum als kurze zweite Kick eingesetzt oder der Clap mit verschiedenen Filtereinstellungen abgespielt werden. Das gefällt mir sehr gut und ist ein zeitgemäßes Feature. Auch die LFO-Modulationen für Bassdrum (Tonhöhe), Clap (Klangfarbe), Tom (Tonhöhe) und die beiden Sample-Player (Tonhöhe) kann im Sequencer programmiert werden. Somit sind unendlich viele Klang-, aber auch Groove-Variationen möglich.
Im Sequencer-Bereich gibt es viele Funktionen, die man durch Tastenkombinationen mit der Shift-Taste erreicht. Neben dem schon angesprochenen Play-Button muss man Shift auch zum Aktivieren des Realtime Recordings halten, wie auch für Shuffle, Last Step (die Länge des Patterndurchlaufs kann pro Instrument eingestellt werden) und Scale (der Notenwert wird hier pro Instrument bestimmt: 32tel, 16tel triolisch, 16tel, 8tel triolisch und 8tel).
Erstellte Patterns lassen sich in 16 Bänken zu je 16 Plätzen speichern. Das sollte für einen Liveauftritt auf jeden Fall reichen. Wem das nicht genug sein sollte, der kann Tanzmaus auch direkt von der DAW bedienen und alle Funktionen über MIDI-CC Befehle an das Gerät schicken. Sobald man die DAW startet, wird die Maus direkt synchronisiert und das aktuelle Pattern spielt ab. Verschiedene Copy/Paste und Clear Funktionen beherrscht der Drummie natürlich auch.
Setup-Menü
Im Setup Menü kann man einige grundlegende Einstellungen vornehmen. Hier lässt sich die MIDI-Belegung mit einer Learn-Funktion ändern, auch ein MIDI-Dump kann hier durchgeführt werden. Standardmäßig wird MIDI-Clock vom Gerät sofort erkannt. Wer die Tanzmaus tempomäßig vom Taktgeber entkoppeln, aber trotzdem Noten- oder MIDI-CC-Werte senden und/oder empfangen will, kann die Clock auch über einen Tastenbefehl ignorieren lassen.
Uwe George Giegler sagt:
#1 - 17.02.2016 um 19:24 Uhr
danke für den test, eine kleine richtigstellung: das gerät muss nicht eingeschickt werden um sounds auszutauschen! diese lassen sich bequem mittels sysex file einlesen. den sample support mit vielen free samples gibt es dann ab ende februar auf www.rides-in-the-storm.de !
Marcus Schmahl sagt:
#2 - 07.02.2017 um 09:23 Uhr
ab heute erhältlich: ein kostenloses Tool zum Austauschen der Samples... https://www.facebook.com/mf...