Was hat sich verändert im Vergleich zum Vorgänger Modell?
– neues Gehäuse mit Vintage E-Piano Optik
– großes LC-Display mit 2 Zeilen
– hochwertigeres Schwanenhals Mikrofon
– neue Tastatur mit Mini-Klaviertasten
– USB Schnittstelle
– neue FX Sektion mit 17 Effekten aus der KAOSS Serie
– neuer Vocoder mit nun 16 Bändern
– Software Editor (via USB Schnittstelle)
– neue Engine mit Multi Modelling Technology (MMT), wie auch im Korg Radias und Korg R3 verwendet
– achtstimmige Polyphonie
Hardware
Korg hat seinen neusten Spross mit einem robusten und gleichzeitig leichten Plastikgehäuse im Stil der klassischen E-Pianos ausgestattet. Stilecht wurde demzufolge eine schicke Aluminiumplatte als Hintergrund der Armaturen verwendet. Die Potis machen einen etwas wackligen, fragilen Eindruck und sind für die ganz wilde Liveperformance wohl eher ungeeignet. Für moderates “Hand anlegen” aber völlig okay. Unpraktisch ist die seitliche Strich-Markierung der Potis. Die Markierung sieht man in den meisten Reglerstellungen nur wenn man sich zur Seite oder nach vorne beugt.
Auf der Oberfläche geht es sehr übersichtlich zu: links findet man die Regler für Volume und Tempo, darunter Octave Shift Up/Down. Bis zu 3 Oktaven auf und abwärts lässt sich die Tastatur damit transponieren.
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Wendet man Octave Shift an, erleuchten die daneben platzierten LEDs grüne, orange oder rote. Je nach Grad der Transponierung.
Darunter sind die robusten Pitch- und Mod-Räder angeordnet.
Tipp: Das Pitch-Rad kann nicht nur zur Tonhöhenmodulation eingesetzt werden! Es ist, wie das Mod-Wheel, als Modulationsquelle frei zuweisbar.
Schaut man weiter nach rechts, folgen als nächstes die zwei Programm-Auswahlknöpfe “Genre” und “Category” sowie ein großes Display mit den darunter liegenden Tastern ARP ON, VOCODER, WRITE und EXIT/SHIFT.
Das hingergrundbeleuchtete Display gibt in zwei Zeilen Auskunft über das ausgewählte Programm, BPM, aktuellen Edit-Mode, Audio Inputpegel und über die verbleibende Batterierestlaufzeit (falls Batterien eingelegt sind). Ja richtig, der microKORG XL lässt sich mit sechs Batterien vom Typ AA betreiben, wie auch schon sein Vorgänger.
Mit den unter dem Display platzierten Tastern ARP ON und VOCODER de/aktiviert man Arpeggiator und Vocoder. WRITE und EXIT/SHIFT beziehen sich auf Editier- bzw. Speichervorgänge.
Auf der ganz rechten Seite der Oberfläche befindet sich die Edit Sektion, mit dem Timbre Anwahl-Hebelchen, vier Potis und einer aufgedruckten Matrix. Leider handelt es sich bei den Edit Potis nicht um Endlosdrehregler, was einen beim “Schrauben” schnell an die Grenzen des Möglichen bringen kann. Denn wechselt man per Auswahlregler die “Zuständigkeit” eines Potis, steht er möglicherweise in komplett gegensätzlicher Position zum Wert des nun neu zugewiesenen Parameters. Glücklicherweise bietet das Betriebssystem jedoch die Modi “Jump” und “Catch” an:
– Jump: der Paramterwert passt sich sofort der Stellung des Poti an
– Catch: man muss den Poti erst auf die Position stellen, die dem aktuellen Paramterwert entspricht, bevor man seinen Wert verändern kann. Mit dieser Funktion vermeidet man hässlich klingende Sprünge.
Tasten
Hier handelt es sich um eine federleicht gewichtete Klaviertastatur mit anschlagsdynamische Minitasten. Im Vergleich zum Vorgängermodell sind die Tasten des XL einen Millimeter breiter und haben deutlich mehr “mechanischen Tiefgang”. Dieser Unterschied erhöht den Spielkomfort erheblich! Wenn man an große, schwergewichtete Tasten gewöhnt ist, muss man sich hier zwar kurz umgewöhnen, alles in allem bietet die Tastatur aber ein gutes Spielgefühl! Aftertouch steht nicht bereit, schade.
Auf der Rückseite befinden sich MIDI Interface, USB Schnittstelle, Audio Eingang mit regelbarem Gain, Stereo Ausgang, Kopfhörerausgang. Auf einen Eingang für ein Kondensatormikrofon verzichtet der microKORG XL.
Klangerzeugung
Die Syntheseart des microKORG XL nennt sich Analog Modelling, bzw. in der Korgsprache Multi Modelling Technology (MMT) und entspricht im Großen und Ganzen dem Prinzip Subtraktiven Synthese. Die rein digitale Klangerzeugung greift neben der Emulation der typischen analogen Wellenformen auch auf Formant-, Noise- und PCM/DWGS Wellenformen zurück. Damit ist es möglich, ein großes Klangspektrum abzudecken.
Sie bietet eine maximal achtfache Polyphonie und zweifache Multitimralität. Bei Anwendung von Unison verringert sich die Stimmenanzahl entsprechend.
Es stehen vier grundssätzliche Spielmodi bereit:
– Single (nur ein Timbre)
– Split (2 Klänge mit Tastatursplit)
– Layer (Schichtung von 2 Klängen)
– Multi (2 verschiedene MIDI Kanäle steuern 2 verschiedene Klänge an)
Info: “Timbre” meint nichts anderes einen Sound, also ein Programm, in dem Parameterwerte der Klangerzeugung gespeichert sind (Osc, Filter, Modulationen, FX usw).
Hier eine Auflistung der zur Verfügung stehenden Sektionen der Klangerzeugung:
VCO
Der microKORG verfügt über zwei Oszillatoren und einen Rauschgenerator mit weißem Rauschen. Es kann Portamento, Pitchmodulation und bis zu vierfaches Unison angewendet werden.
Oszillator 1
Wellenformen: Sägezahn, Rechteck, Dreieck, Sinus, Formant, Noise, DWGS, Audio In.
Modulation: Wellenform, Cross-Modulation, Unison, VPM
Oszillator 2
Wellenformen: Sägezahn, Rechteck, Dreieck, Sinus.
Modulation: Ring-Modulation, Sync, Ring + Sync
Suboszillator: siehe Sektion Drive/Waveshape
Mixer
Im Mixer werden die Signale der zwei Oszillatoren und des Rauschgenerators zusammengeführt und können individuell abgemischt werden. Mit dem Parameter “Punch Level” kann hier die Attack der Klänge durch hinzumischen einer Pulswelle erhöht werden.
Filter
Es stehen Multimode-Filter bereit, die seriell, individuell oder parallel (Split Mode) angeordnet werden können. Oder im Single Mode auch nur eines. Im”Individual Mode” arbeiten die Filter ebenfalls parallel, mit dem Unterschied, das Filter1 das Signal von Osc1 verarbeitet, Filter2 dagegen die Signale von Osc und Noisegenerator.
Verfügbare Filtertypen:
Lowpass: 12db, 24 dB
Bandpass: 6 dB
Highpass: 12dB
Thru: das Signal wird vom Filter nicht beeinflusst
Es können auch Mischformen der verschiedenen Filter Charakteristika gewählt werden! Beide Filter sind in ihrem Ansprechverhalten auf Velocity und Keyb. Tracking und natürlich auch Hüllkurvenbeeinflussung regelbar.
Tipp: Nicht vergessen sollte man, dass immer noch zwei nachgeschaltete EQs bereitstehen, mit denen man in den Klang eingreifen kann!
Vocoder
16-Band Vocoder, Pegel/Pan für jedes Band einstellbar, Formant-Shift-Funktion, Formant-Hold-Funktion
VCA
Der VCA verfügt über eine ADSR Hüllkurve (EG2), regelbare Gesamtlautstärke, Keyb. Tracking und Panorama Anordnung.
Drive/Waveshape
Hier wartet ein weiteres Werkzeug um Klänge anzuzerren, anzudicken oder zu verfremden: die Waveshaping Sektion des microKORG XL, im Signalfluss wahlweise vor dem Filter oder vor dem VCA angeordnet.
Etwas ungewöhnlich zwar, aber hier kann man den Suboszillator für Oszillator1 aktivieren! Als eine von mehreren Optionen zur Zeit. Der Suboszillator erklingt immer eine Oktave tiefer und bietet die Wellenformen Sägezahn, Rechteck, Dreieck und Sinus.
Hüllkurven
Es stehen drei ADSR Envelope Generators (=EG) mit regelbarer Velocity Ansprache zur Verfügung. EG1 ist dem Filter zugetielt, EG2 dem VCA. EG3 ist frei verfügbar.
LFO
Der microKORG XL verfügt über zwei LFOs mit den Wellenformen Sägezahn, Rechteck, Dreieck, S&H und Random. Das Tempo ist entweder frei wählbar oder zur MIDI Clock synchronisierbar. Mit den Keyb. Sync Modes “Voice” oder “Timbre” wird festgelegt, ob der LFO für jede Stimme individuell gestartet wird oder für alle Stimmen die gleiche Welle erzeugt. Interessant für Polyphones! Einsatzverzögerung der LFOs steht nicht zur Verfügung.
Patchbay
In der virtuellen Patchbay können sechs verschiedene Modulationsquellen und -ziele mit verknüpft werden, ihr Wirkungsgrad ist jeweils regelbar.
EQ
Das, was die Filter nicht schaffen, erledigt der nachgeschaltete 2-Band EQ: dröhnige Tiefmitten ausdünnen oder kratzige Höhen abschwächen. Oder einfach auch ein kreatives Werkzeug der Klanggestaltung sein.
FX
Hier stehen zwei Master-Effekt-Sektionen mit jeweils 17 Effekten aus zur Auswahl. Die FX sind laut Korg der KAOSS Reihe entliehen.
Compressor, Filter (24/18/12dB LPF, 12db BPF, 12dB HPF), Band EQ
Distortion, Decimator (=Bitcrusher)
Delay, LCR Delay, Mod Delay, Pan Delay, Tape Echo
Chorus, Flanger, Vibrato, Phaser, Tremolo, Ringmodulator, Grain Shift
Auch hier finden sich neben anderen FX wieder ein Filter und Equalizer! Was Sinn macht, wenn man die FX-Sektion als Summen-Mastering für den letzten Schliff einsetzt und die vorgeschalteten Module des Synths eher zur Klangformung. Die FX haben mich klanglich alle überzeugt! Der Chorus klingt warm und nach Belieben sehr breit, Decimator, Ringmodulator und Grain Shift dagegen schön “weird” und auch die verschiedenen Delays machen Spaß und lassen nur einen einzigen Wunsch offen: einen Tap-Tempo Taster! Schade auch, dass kein Reverb mit an Bord ist!
ARP
Der Arpeggiator kann mit der Taste “ARP ON” grundsätzlich zu jedem Programm hinzugeschaltet werden. Sein Tempo ist per Tempo Poti frei wählbar und natürlich auch zur MIDI Clock synchronisierbar. Er bietet folgende Typen: Up, Down, Up&Down (Alt1, Alt2) Random, Trigger und Step On/Off Funktion. Letztere muss man sich wie einen simplen Sequenzer vorstellen, bei dem man bestimmte Steps auf einer Laufleiste an oder aus schalten kann. Die Anzahl seiner Steps ist von 1 bis 8 wählbar. Die Editierung des “Quasi Sequenzers” geht besonders gut mit dem Software Editor!
Der Arpeggiator verfügt über eine Range bis zu 4 Oktaven, 1/1 bis 1/32 Auflösung, Latch Mode (= Hold) und Parameter wie “Gate Time” (Beeinflussung der Notenlängen) und stufenlos anhebbares “Swing”.