Praxis
Die getesteten Mikrofone der i-Serie funktionieren ohne große Überraschungen am iPhone und iPad und stehen sofort in den getesteten Apps GarageBand, MetaRecorder, Decibel Ultra und SpectrumView zur Verfügung. Da die Belegung der Kopfhörerbuchse meines Apple MacBook Pro auch 4-polig ausgelegt ist, kann ich die entsprechenden Mikrofone der i-Serie hier ebenfalls nutzen.
Leider fällt in der Praxis das Verlängerungskabel aus einem der zum Test bereitgestellten Kits negativ auf. Der Klinkenstecker weicht so stark von den Normmaßen ab, dass er nicht überall problemlos passt, wo er eigentlich passen sollte. Er passt noch nicht einmal in das im gleichen Kit gelieferte Splitkabel. Da sollte die Qualitätskontrolle bei MicW in Zukunft besser aufpassen.
Klang
In den Mikrofonen der i-Serie von MicW kommen, bedingt durch die handliche Größe, relativ kleine Kapseln mit 7 mm und 12 mm zum Einsatz. Zu den Effekten, welche durch so kleine Kapseln hervorgerufen werden, gehört eine geringer ausgeprägte Richtwirkung, welche bei Messmikrofonen bevorzug wird. Darüber hinaus ergeben sich aber auch Nachteile, besonders bei Eigenrauschen und Grenzschalldruckpegel. Kleine Kapseln rauschen deutlich mehr und sind weniger empfindlich.
i266
Das Klangbild des i266 würde ich als ausgewogen, aber nüchtern bezeichnen. Kein Frequenzbereich wird übermäßig betont. Allerdings werden für meinen Geschmack die unteren Mitten und Bässe etwas zu schwach abgebildet. Bei Sprach- und Gesangsaufnahmen stört das nicht unbedingt. Bei Musikaufnahmen spielt dieser Bereich, je nach Instrumentarium, schon eine wichtige Rolle und müsste deshalb nachträglich angehoben werden.
Die Richtwirkung ist für gerichtete Mikrofone wenig ausgeprägt. Insbesondere die unteren Mitten werden bei seitlicher Besprechung noch etwas schwächer eingefangen.
Bei Nahbesprechung werden die tiefen Frequenzen erwartungsgemäß deutlicher übertragen, allerdings muss man hier die Position des i266 sehr sorgfältig wählen oder einen Popschutz zu Hilfe nehmen, da es sonst, gerade bei Plosivlauten, schnell zu Verzerrungen in der Kapsel kommt.
Für dich ausgesucht
Wird das i266 mit der Klammer aus dem Kit, zum Beispiel bei Interviews, an der Kleidung befestigt, erhält man einen wärmeren, volleren Klang. Die unteren Mitten und Bässe werden deutlicher, was in dieser Position für gerichtete Mikrofone keine Überraschung ist.
Geräusche, die beim Bedienen des iPads oder iPhones entstehen, werden sehr moderat auf das direkt am Gerät angeschlossene i266 übertragen und sind nur sehr leise wahrnehmbar.
i436
Laut Frequenzdiagramm des Herstellers besitzt das i436 einen ziemlich linearen Frequenzgang mit einer leichten Anhebung zwischen 10kHz und 14kHz und einem darauffolgenden Abfall von schätzungsweise 4 dB je Oktave.
Im direkten Vergleich zum i266 klingt das i436 wesentlich voller in den unteren Frequenzen und präsenter in den Höhen. Für meinen Geschmack wäre dies die bessere Wahl für Aufnahmen, sowohl von Sprache, als auch von Musik. Allerdings ist ein Druckempfänger, also ein Mikrofon mit Kugelcharakteristik, nicht in jeder Aufnahmesituation die beste Wahl. In vielen Situationen möchte man einfach nicht Schall aus jeder Richtung aufnehmen. Für Messmikrofone, und als solches ist das i436 konzipiert, bietet sich diese Richtcharakteristik allerdings an.
Die Testaufnahme der seitlichen Besprechung klingt für ein Mikrofon mit Kugelcharakteristik erstaunlich anders als die der frontalen Besprechung. Ich vermute, dass dies zum größten Teil an der Raumakustik liegt, denn die Aufnahmen des i437L klingen da wesentlich ähnlicher, obwohl beide Mikrofone die gleiche Kapsel verwenden.
Der Nahbesprechungseffekt ist bei echten Kugelmikrofonen naturgemäß nicht vorhanden. Dies trifft auch auf das i436 zu.
In der Interviewposition, zum Beispiel am Revers eines Jackets, verliert das i436 einiges an hohen Frequenzen, was aber mehr an der Position als am Mikrofon liegt.
Wenn während der Aufnahme das Hostgerät bedient wird, werden die dabei entstehenden Geräusche nur sehr schwach vom i436 eingefangen. Beim Test wurde ein iPad Air verwendet.
i437L
Der Klang des i437L ist dem des i436 sehr ähnlich, da es die gleiche Kapsel besitzt. Unterschiede sind entweder durch den im Mikrofon verbauten Analog-digital-Wandler oder durch die Tatsache, dass die Aufnahmen an verschiedenen Tagen entstanden sind, bedingt.
Da es für das i437L kein Verlängerungskabel gibt und dieses auch nicht in einem Kit angeboten wird, habe ich auf die Aufnahme in der Interviewposition verzichtet.
Bei den Handling-Geräuschen zeigt sich der größte Unterschied zum i436. Das i437L überträgt Bediengeräusche vom iPad wesentlich deutlicher als seine Kollegen.
i456
Das i456 wird vom Hersteller als besonders für laute Signale geeignet beworben. Mit anderen Worten: Das i456 ist weniger empfindlich. Dies zeigt sich auch in einem geringeren Ausgangspegel. Im Test musste ich das i456 höher aussteuern als die anderen Mikrofone der i-Serie, was leider auch zu höherem Rauschen in den Aufnahmen des i456 führt.
Ich empfinde den Klang des i456 als hohl und flach. Mir fehlen vor allem die tiefen Frequenzen bei Sprachaufnahmen.
Bei seitlicher Besprechung klingt das i456 fast wie ein Telefon.
Bei Nahbesprechung überträgt das i456 endlich auch tiefere Frequenzen.
Auch das i456 fängt in der Interviewposition mehr Tiefen, aber weniger Höhen ein.
Die Handling-Geräusche werden wie bei den anderen MicW-Mikrofonen mit Klinkenstecker relativ gering übertragen.
Da die Windschutze akustisch nur minimal Einfluss auf den Klang nehmen, habe ich bei allen Mikrofonen auf Testaufnahmen mit diesen verzichtet.
Eigenrauschen
Wie bereits angesprochen, ist das Eigenrauschen gerade bei kleinen Kapseln deutlich höher. Eventuell macht sich hier auch die in den Mikrofonen verbaute Elektronik bemerkbar. Die vom Hersteller MicW in den technischen Daten angegebenen Werte für das Eigenrauschen lassen bereits erahnen, dass dieses bei den Mikrofonen der i-Serie eine große Rolle spielt.
Chris sagt:
#1 - 05.06.2018 um 12:36 Uhr
???
mal zum Verständnis: Die i4er Serie von MicW sind Go To Messmikrofone mit denen man eben mal für eine kleine Session eine Messung machen kann. Das i266 ist n bissl was besseres für Musiker die kurz mal übers Handy was einspielen wollen. Die i Serie von MicW hat mit Studiomikrofonen im professionellen Bereich überhaupt nichts zu tun! Das weiß man, wenn man sich mal mit der MicW Website auseinander setzt. Man kann und darf die Dinger doch nicht mit professionellen Mikrofonen vergleichen! Sorry, aber hier kann ich leider nur (mal wieder) den Kopf schütteln. Das Rauschen dieser Mikrofone ist quasi unrelevant, da diese eben NICHT als Studiomikrofone eingesetzt werden.
Bitte nicht böse sein, aber so was brauchts nicht zu testen! Es gibt so viele andere Dinge, aber das beim besten Willen nicht.
Ach und...was Neumann so auf deren Website schreibt ist nur teilweise richtig, da DPA und auch Earthworks bspw. Druckempfänger bauen, die Bauart bedingt bis zu 28 dBA rauschen. Die Frage ist hier auch: Wie sieht das Frequenzspektrum des Rauschens aus? Das geht nur teilweise aus der dBA Messung hervor. Und die Frage bei sochen Mikrofonen, die eben etwas mehr rauschen ist auch der jeweilige Einsatzbereich.
Also bitte...solche Mikrofone mit Studiomikrofonen zu vergleichen, obwohl sie für diesen Zweck nie konzipiert wurden ist für mich einfach unverständlich.HughChris
Nick (Redaktion Recording) sagt:
#1.1 - 05.06.2018 um 14:41 Uhr
Hallo Chris,ja, i436 und i437L sind Messmikrofone, das schreibt der Autor ja im Text auch. Und es ist richtig, dass bei Messmikrofonen andere Dinge im Fokus stehen als das Rauschen – das ist der altbekannte Konflikt mit der Membrangröße. Allerdings: Der dänische Hersteller DPA beispielsweise hat sein Dasein damit begonnen, dass Tontechniker begonnen haben, mit den Brüel&Kjær-Messmikros aufzunehmen. Soweit ich weiß, ist das DPA 4006 nichts weiter als ein Messmikrofon. Es geht also tatsächlich deutlich besser (wenn auch ganz deutlich teurer). MicW i266 und i456 allerdings werden aktiv zur Musikaufnahme beworben. Auf http://www.mic-w.com gibt es dazu Bilder mit einer Akustikgitarre und Texte wie "The i456 is a wide cardioid microphone for general purpose audio recording. Use it as a high quality, high performance alternative…" und "The i266 is a high sensitivity cardioid microphone recommended for dedicated, high quality sound recording.". Und natürlich überprüfen wir als Magazin für Musiker und Tontechniker die Produkte auf ihre Anwendungsfelder. Ein hohes Eigenrauschen spricht prinzipiell erst einmal gegen einen Kauf, auch wenn es bei tatsächlichen Messmikros, wie Du richtig darstellst, wirklich nicht Priorität hat. Es anzusprechen und darauf hinzuweisen, dass dies bei Audioaufnahmen problematisch ist, halte ich für absolut legitim. Daher ist es auch gut, dass der Autor zur Verdeutlichung explizit "Studiomikrofone" zitiert hat – denn die i-Serie sind nun wirklich keine (wenn auch das " recommended for dedicated, high quality sound recording" aus dem MicW-Werbetext so etwas bei den beiden letztgenannten Mikros suggeriert…). Vollkommen Recht hast Du auf jeden Fall bei der Art des Rauschens, denn da wird es erst richtig interessant und das findet man nicht im Zahlenwerk… Insgesamt finde ich die Mikros aber durchaus interessant – gerade aufgrund der geringen Baugröße und des kleinen Preises. Für "in der Tasche dabeihaben" und um bessere Ergebnisse erzielen können als mit dem iPhone-Mikro lege ich mir vielleicht auch eines zu. Aber (Du errätst es sicherlich…) eher das i456 als eines der anderen 4er…Beste Grüße
Nick
Antwort auf #1 von Chris
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenChris sagt:
#1.1.1 - 06.06.2018 um 07:14 Uhr
Hi Nick,
nicht falsch verstehen, ich möchte hier niemanden vor den Kopf stossen! Das liegt mir fern.
Klar hast du damit Recht, das MicW die i Serie teilweise für High Quality Sound Recording bewirbt, aber das ist eben nicht automatisch mit einem Einsatz im Studio gleich zu setzen. High Quality Sound Recording heißt doch eben nur..."Aufnahmen in hoher Qualität". Hohe Qualität ist subjektiv und sagt erstmal gar nichts aus.
Ein Mikrofon für`s Smartphone mit den Bestimmungen eines Studiomikrofon`s zu vergleichen halte ich nach wie vor für kompletter unsinn. Ich finde nicht das MicW in irgendeiner Weise die i Serie mit Studiomikrofone in Verbindung bringt oder irgendwas in dieser Richtung suggeriert. Bei MicW gibt es diesen Block der i Serie und eben auch den anderen..."Professional Microphones" mit deren T, N und E Serie..
An dieser Stelle muss ich mal eine weitere Kritik anbringen. Viele neue Tests auf bonedo, insbesondere von Mikrofonen, sagen nicht viel aus. Es wird teilweise mit anderen Mikrofonen verglichen und dann kommt so was wie "klingt gut" oder "sehr gute Raumabbildung" raus, ohne auf das Richtverhalten o,ä. einzugehen. So kann man damit nichts anfangen. Was auch immer wieder gerne verwendet wird ist die Floskel "Auflösung"!!??
Was für ne Auflösung? Tiefenstaffelung und Lokalisierungsschärfe triffts hier eher.
Nick, ich schätze DEINE Tests genau aus diesem Grund sehr. Du benutzt zwar auch Dinge wie "Auflösung" und "Air Band", bei denen Tests ist das aber gut nachvollziehbar und plausibel geschrieben. Euer Testmarathon der Kleinmembraner war richtig Top und sehr Aussagekräftig, besonders weil auch die Druckempfänger ordentlich und sehr kritisch getestet wurden.
Warum also, ich muss es hier mal deutlich ansprechen, ist es anderen Testern nicht möglich das eben genauso kritisch zu testen??
Ehrlich, wenn ich einen Test hier mit deinem Namen lese, dann weiß ich anschließend welche Eigenschaften ich mit diesem Produkt kaufe und welche nicht. Bei allen anderen weiß ich kaum was bis gar nichts.
Mit toller Raumabbildung alleine kann man nichts anfangen.
Es ist ja auch absolut legitim wenn man schreibt was einem klanglich an einem Mikrofon gefällt und was nicht, bzw. was einem auffällt, trotzdem sollte man bestimmte Mikrofoneigenschaften wie bspw. das Off-Axis Verhalten nicht einfach unter den Tisch fallen lassen.Na ja, passt schon..Das musste mal raus..LG
Chris
Antwort auf #1.1 von Nick (Redaktion Recording)
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenNick (Redaktion Recording) sagt:
#1.1.1.1 - 07.06.2018 um 09:18 Uhr
Hi Chris,erstmal danke für die Blumen. Und sehr gut auch, dass Du Dich kritisch mit allem auseinandersetzt. Sehr angenehm, dass das alles sachlich abläuft, das finde ich sehr gut… Ich will jetzt auch nicht Erbsen zählen, aber das mit dem Studiomikrofon im Fazit ist ja nicht das, woran sich ein preiswertes Mini-Mikrofon messen lassen muss, sondern es hilft beim Einsortieren. Ich finde es außerdem besser, wenn etwas zu hohe Ansprüche beim Testen gestellt werden als zu niedrige. Mit genauerer Off-Axis-Betrachtung und dergleichen – das kann ich in der Autorenschaft tatsächlich noch mal ansprechen. Aber jeder Autor kann anders an die Dinge herangehen, und so ein Testbericht kann eben immer nur ein Baustein im Entscheidungsprozess für einen Kauf sein.Da haben wir hier schon unter den Test zusammen einen Text geschrieben, der länger ist als der ganze Artikel. :-DBeste Grüße
Nick
Antwort auf #1.1.1 von Chris
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