Das Digitalpult Midas M32 im Test bei bondeo – Vom englischen Traditionshersteller Midas ist uns das neueste Livepult ins Haus geflattert (soweit man dieses luftige Bild angesichts 25 Kilogramm Gewicht bemühen will). Wie die meisten unter euch wissen, gehört Midas mit Klark Teknik, Turbosound und Bugera zur Music Group, die einem gewissen Herrn Behringer gehört.
Von der Behringer-Brand, ebenfalls Mitglied der Firmengruppe, konnten wir schon vor dem Verkaufsstart Informationen und Erfahrungen über das Digitalmischpult X32 sammeln und euch im ausführlichen Testberichtmitteilen.
Die Zahl 32 ist in Produktbezeichnungen eines Mischpults keine Besonderheit, findet man doch oft Vielfache der Acht als Kanal-Anzahlen, die sich dann gerne auch im Kürzel wiederfinden. LS9-32, 3204, M7CL32, MPG32X sind nur einige wenige Beispiele. Bei Midas M32 und Behringer X32 verhält es sich deutlich anders, denn es ist nicht zuletzt Midas-Technik, die im Behringer-Mischpult steckt. Vor allem die Expertise der Engländer ist es, die das X32 zu einem wirklich guten und auch verbreiteten und beliebten Pult gemacht haben. Für viele Techniker zählt die Konsole zum ersten Behringer-Produkt, welches sie gerne und ausgiebig benutzen. Und preiswert ist es obendrein.
Mit knapp 5000 Euro ist das M32 zumindest bezüglich der Ladenpreise annähernd doppelt so teuer wie das X32, weist aber ganz deutliche Ähnlichkeiten auf. Nun soll dies natürlich kein Vergleichstest werden, doch drängt sich die Frage auf, ob sich die Mehrausgabe tatsächlich lohnt. Sicher wird man nicht für einen anderen Namen auf dem Gehäuse einen hundertprozentigen Preisaufschlag rechtfertigen können. Dass das nicht so ist, macht jedoch schon ein Blick auf das Äußere des M32 klar.
Details
Es lebe das angewinkelte Pultgehäuse!
Auffälligstes Merkmal des Midas M32 ist sicherlich, dass der Bereich oberhalb der Fadersektion stark angewinkelt ist. Das erscheint praktisch, denn somit ist der Blickwinkelunterschied zwischen Bühne und Pult nicht so hoch, als wenn man sich weit vornüberbeugen und den Blick dabei senken müsste, zudem sieht man dadurch eher axial auf die Anzeigen, welche schließlich nicht immer aus allen Winkeln gut erkannt werden können. Auf der dadurch großen Rückwand wäre eigentlich ausreichend viel Platz für die Anschlüsse, doch wird dieser nicht komplett bis oben genutzt. Im unteren Bereich der Bedienoberfläche liegen vor allem die 25 Fader, an der hochgestellten Oberfläche haben sich in erster Linie das 7“-Display und die Bedienelemente des Channel-Strips angesiedelt.
Ähnlich dem Plattformkonzept der Autohersteller benutzt das M32 streckenweise die gleiche Hardware wie das kleiner Schwestermodell Behringer X32, welches ja mit „powered by Midas“ beschriftet ist. So sind Meters, das 800×480-Pixel-Display und die RGB-Mini-Displays offensichtlich identisch, allerdings werden Midas-Pro-Fader eingesetzt, welche als aufwändige Neuentwicklung über eine Million Zyklen überleben sollen. Auch die Displaykappen sind (bei gleichem LED-Kranz) andersartig, die Buttons ebenfalls. Die EQ-Bedienelemente des Channelstrips sind gegenüber dem X32 etwas versetzt angeordnet, sonst sehr ähnlich. Wer sich genauer über die gemeinsame Hard- und Software von X32 und M32 informieren möchte, dem will ich erneut den X32-Testbericht ans Herz legen.
Buchsenflut
Auf der Rückseite der Digitalkonsole fallen zunächst die 32 XLR-Inputs auf, hinter welchen Midas‘ „Pro“-Preamps darauf warten, Eingangssignale hochverstärken zu dürfen. Hinein geht es auch über sechs TRS-Aux-Inputs, eine gleiche Anzahl Aux-Outs befindet sich eine Reihe darunter. Das letzte Pärchen liegt zudem jeweils als Cinch vor. Zusätzlich zu Monitor-/Control-Room-Outs sind es insbesondere 16 XLR-Outs, über die Signale auf die Reise geschickt werden. Doch es muss nicht analog rein und wieder raus gehen: An Bord befinden sich zwei AES50-Buchsen (Klark Teknik SuperMAC), zudem lassen sich über Ultranet Behringers Kopfhörer-Distributionssysteme anschließen. Auch Daten-mäßig ist vorgesorgt: Remotes lassen sich per Ethernet und USB-B anschließen, zudem bietet das Pult eine USB-A-Buchse für Audio-Aufnahme/-Wiedergabe, ein MIDI-Duo, Kopfhörer-, Talkback- (beide frontseitig) und Lampenanschluss sowie einen Kartenslot: Über Zusatzkarten kann das M32 mit ADAT, MADI, Dante oder USB ausgerüstet werden.
Processing
Die Wandlung der Eingangssignale erfolgt mit 192 kHz Achtfach-Multiplexwandlern, ausgangsseitig werden Stereowandler benutzt. Die Durchlaufzeit von analogem Ein- zu Ausgang beträgt 0,8 ms, Von einer Stagebox bis zurück zu dieser 1,1 ms. Die interne Verarbeitung erfolgt mit 40 Bit Wortbreite, dann natürlich mit Fließkomma, allerdings können Double- und Quad-Samplerates momentan nicht verwendet werden, das Pult bezeichnet der Hersteller lediglich als „96kHz-ready“.
Routing und Software: wie gehabt
Das Routing erfolgt teilweise individuell, so natürlich beispielsweise bei den XLR-Ins und den P16-Channels, für die Expansion-Karten und die AES50-Anschlüsse in Achterblöcken. Prinzipiell gibt es wenig strukturelle Unterschiede zum Behringer-Pult, daher finden sich in der gemeinsamen Software und ähnlichen Hardware beispielsweise die gleiche Bus-Architektur – damit beispielsweise die sechs Matrizen und 16 Aux-Busse. Auch können die Effektblöcke geroutet werden, die bereits im X32 vorkommen. Alleine die optischen Zitate sind eindeutig, so findet man Pultec, SPL, Lexicon, Quantec, Fairchild, Urei und einige weitere Hardware-Vorbilder unter den digitalen Nachahmungen. Die 25 Mix-Busse werden per Time-Alignment auf eine identische Phasenlage gebracht, was besonders bei komplexeren Setups einige Probleme zu verhindern weiß. Schönes Extra: Per „Acoustic Integration“ ist Physical Modeling bekannter Speakertypen mit Turbosounds iQ-Lautsprechersystemen möglich.
Pultlose Pultbedienung: möglich
Neben der Bedienung am Pult selbst ist es auch möglich, einen Editor zu benutzen. Diesen gibt es nicht nur für OS X und Windows, sondern auch wireless für iOS und Android – ein Segen, wenn man auf der Bühne mit dem iPad den Monitor-Sound einstellen möchte. Das M32 wird man mit seinen 25 Kilogramm und den Maßen von 891 x 612 x 256 mm (B x T x H) nicht so einfach mit sich herumschleppen wollen.
Mic-Preamps mit sehr hoher Eingangsimpedanz
Die mit 10 kOhm stark überangepassten Mikrofon-Preamps verfügen über individuell schaltbare Phantomspeisungen und rauschen bei 45 dB Gain mit -125 dB (ungewichtet EIN), THD+Noise liegt bei 0 dB Gain bei 0,01%. Der Frequenzgang des gesamten Pults ist mit nur einem Dezibel Gesamttoleranz im Bereich zwischen 20 Hz und 20 kHz angegeben. Der nutzbare Dynamikbereich von analogem Ein- zu analogem Ausgang beträgt 106 dB (ungewichtet), das Crosstalk beschränkt sich auf 100 dB (bei 1 kHz).