Praxis
Mischen oder Wischen?
Da es am MR18 keine mischpulttypischen Bedienelemente gibt, ist der Einsatz eines Rechners oder Tablets unumgänglich. Also lade ich mir die Apps von der Herstellerseite herunter. MIDAS stellt Versionen für alle gängigen Plattformen zur Verfügung: Windows, Linux, Mac, Raspberry sowie iOS und Android. Getestet habe ich unter MacOS und iOS.
Wie mache ich nun den Mixer mit den Apps bekannt? Erstmal den Schiebeschalter oben links auf Access Point stellen, dann in das vom MR18 eingerichtete WLAN einloggen und am Rechner die M-Air-App starten – jetzt kann ich mich über das Setup-Fenster mit dem Default-Mixer verbinden. Auch um den MR18 via Ethernet oder in einem anderen WLAN-Netz zu betreiben, müssen Rechner und Mixer wenigstens einmal über das MR18-eigene Netz verbunden werden, um die entsprechenden Einstellungen vorzunehmen. Soll das interne WLAN zum Einsatz kommen, empfiehlt es sich, den Namen zu ändern und vor allem die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen. Bei Auslieferung ist das Netz nämlich offen.
Die Apps
Die Apps sind, hat man sich einmal eingegroovt, übersichtlich. Nahezu alles lässt sich genau so bauen, wie man es gerne hätte. Die virtuellen Fader lassen sich mit maximal zwölf Zeichen beschriften, Kanäle, Ausgänge und DCAs mit 16 Farben kennzeichnen. Dummerweise stürzt zum Testzeitpunkt die iPad-App ab, sobald man versucht, die DCAs zu benennen. Das sollte MIDAS schnellstens beheben.
Alle nebeneinanderliegenden Kanäle lassen sich pairen, selbst die Mix-Busse. Die Phantomspeisung kann für die 16 Mikrofonkanäle individuell geschaltet werden, ebenso ist es möglich, die Phasen zu invertieren. Jeder Input besitzt einen vollparametrischen Vierband-EQ, ein Gate und einen Kompressor. Bei den Dynamics empfiehlt es sich, am Tablet den Advanced-Modus zu aktivieren, der Zugriff nicht nur auf die Presets, sondern auf alle Parameter gestattet.
Ich kann jeden Kanalzug auf sechs Mixbusse schicken, und zwar pre, post oder als Subgruppe. Das MR18 bietet vier Effektbänke mit allem, was auch der großer Bruder MIDAS M32 zu bieten hat. Die vier Effektgeräte arbeiten stereo oder dual mono und stellen 61 Effekte zur Verfügung, darunter mehrere Reverbs, Delays und zahlreiche Vintage-Outboard-Emulatoren. Keine Angst, es geht keiner dieser Slots für grafische EQs auf den Ausgängen drauf. Alle acht Outs (sechsmal Mixbus + Main L/R) bieten wahlweise sechsbandige, vollparametrische EQs oder 31-Band-GEQs, wahlweise sogar die von MIDAS entwickelten 31-Band-TruEQs.
Da das MR18 auch noch vier DCAs und vier Mute-Gruppen an Bord hat, bietet das Pult tatsächlich alles, was ein 18/8-Mischer braucht, und das in sehr guter Qualität. Tatsächlich fehlen mir zum vollständigen Glück nur Input-Delays in allen Kanälen und Output-Delays. Als Workaround kann man aber einfach ein Stereo-Delay in einen Ausgang einfügen. Wie man hört, soll hier aber ein Software-Update in Kürze Abhilfe schaffen.
Großartig
Ziemlich großartig und im Unterschied zu allen mir bekannten Mixer-Tablet-Apps lassen sich Shows und Szenen direkt auf dem iPad speichern und somit auch auf ein MR18 laden. Mit den User-Layern funktioniert dies leider noch nicht.
Das MR18 ist nicht nur ein Digitalmixer, sondern auch ein vollwertiges Audiointerface. Alle 18 Kanäle lassen sich per USB in einer DAW mit 48 kHz und 24 Bit aufnehmen. Außerdem kann jeder der 18 Eingänge Signale alternativ via USB beschicken, sodass ich 18 Spuren zuspielen kann. Somit eignet sich dieses Pult auch für virtuelIe Soundchecks, bei denen die Band zunächst in der Hospitality verbleiben kann.
Was hat es nun mit der ominösen Ultranet-Buchse auf sich? Dabei handelt es sich um ein von der Music-Group entwickeltes Ethernet-Protokoll, über das sich mehrere Komponenten miteinander verbinden, beispielsweise Behringers Monitor-Controller P16, mit dem sich Musiker einen eigenen Monitormix auf einem der sechs Busse des MR18 einrichten können.
Klangqualität
MIDAS-Pulte setzen in Sachen bezahlbarer Klang sehr hohe Standards. Das MR18 bildet da keine Ausnahme und ich wage die Behauptung, dieses Pult klingt nicht schlechter als ein MIDAS Pro2.
Sowohl die Dynamics als auch die grafischen und parametrischen EQs greifen sehr gut, die integrierte RTA-Funktion ist ein gern gesehener Ersthelfer bei akustischen Problemen. RTA ist eine Veranschaulichung der Frequenzebereiche der gerade spielenden Signale. Ich kann diese Funktion direkt im angewählten EQ, eines Inputs, oder Outputs auf dem iPad, oder auch Rechner nutzen.
Die Effekte, auch die Vintage-Compressor-Emulatoren spielen in der Champions League. Sowohl an großen PA-Systemen von d&b und Meyer Sound als auch an abgerockten No-Name-Clubanlagen liefert das MR18 überzeugend ab.
Motte Popotte sagt:
#1 - 15.08.2017 um 20:26 Uhr
Ist das nicht irgendwie das Behringer Air XR16?!
Tin T. sagt:
#1.1 - 16.08.2017 um 10:26 Uhr
Es ist eine Hochwertigere Form des Behringer XR18
Antwort auf #1 von Motte Popotte
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenStephan sagt:
#1.1.1 - 16.08.2017 um 12:56 Uhr
Wie kommst du darauf, dass es hochwertiger ist? Sind die Preamps besser als die Midas-Preamps des Behringers?
Äußerlich sind die beiden Teile identisch, das Behringer ist 10€ günstiger.....
Antwort auf #1.1 von Tin T.
Melden Empfehlen Empfehlung entfernencosmikdebris sagt:
#1.1.1.1 - 16.08.2017 um 14:13 Uhr
Die Preamps im MR18 werden als "MIDAS PRO Preamps", die im XR18 als "MIDAS-designed" bezeichnet. Abgesehen vom Marketingsprech sind die Preamps im MR18 bedeutend rauschärmer, was sich bei höherem Gain sehr schnell und deutlich hörbar bemerkbar macht. Ob sie auch abgesehen vom Rauschen besser klingen, kann ich nicht objektivieren, für mein Empfinden jedenfalls klingen sie deutlich besser.Zusammen mit den Neutrikbuchsen und dem höheren Ausgangspegel des MR18, kann man also ruhigen Gewissens von einem höherwertigen Gerät sprechen. Und von wegen "äußerlich identisch - das XR18 benutzt Kreuzschlitzschrauben, das MR18 Torx ;-)Dass beide Geräte derzeit ungefähr gleich viel kosten, scheint an einer Rabattschlacht zwischen Musicstore und Thomann zu liegen, oder sie verkaufen das XR18 zu teuer. Jedenfalls sollte das MR18 eigentlich ca. 200 EUR mehr kosten als das XR18. Ich nehme an, das wird auch wieder passieren.
Antwort auf #1.1.1 von Stephan
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenmICHael wERNER sagt:
#1.1.1.1.1 - 30.09.2019 um 08:19 Uhr
@ cosmicdebris für Deine statements hier! sprichst mir aus der Seele und verrätst, was in dem Artikel zur Sprache gebracht werden hätte sollen.
- keine Erwähnung von XR18, kein Vergleich? Das Wichtigste! der Junge hat scheint's k.A. vom Markt und schlampig ist er auch: 18x8 USB Interface....
Antwort auf #1.1.1.1 von cosmikdebris
Melden Empfehlen Empfehlung entfernencosmikdebris sagt:
#2 - 16.08.2017 um 17:16 Uhr
Kleine Warnung: Verseht eure Kommentare am Ende lieber nicht mit der üblichen Abkürzung für "Liebe Grüße". Ein Kommentar von mir, den ich heute Vormittag geschrieben habe, ist sehr wahrscheinlich deshalb vom Spamfilter ausgesiebt worden!
cosmikdebris sagt:
#3 - 12.09.2017 um 16:41 Uhr
Das muss man auch erst mal schaffen: Das mittlerweile recht bekannte Schwestermodell Behringer XR18 wird nicht ein einziges Mal erwähnt!
Schade, denn, was Viele interessieren dürfte, ist doch gerade die Frage, ob das MR18 mit seinen Midas Pro Preamps so viel besser klingt, dass es die eigentlich 200 EUR Aufpreis - vom aktuellen Angebotspreis abgesehen - wert ist.
Insofern hätte ich mir sehr gewünscht, dass hier auf die Unterschiede der beiden Geräte und deren Bedeutung im Realbetrieb eingegangen würde. Viele Unterschiede gibt's ja nicht: Preamps, höherer Ausgangspegel, keine Hi-Z Eingänge, Netzteil, Neutrikbuchsen, Torxschrauben ;-)
Auch vermisse ich Eindrücke und Einordnung des internen Routers. Der ist seit Erscheinen des XR18 einer der Hauptkritikpunkte (veralteter Standard, kein WPA, langsam, instabile Verbindung) und wurde beim MR18 identisch übernommen. Sprich: Auch das MR18 sollte im Live-Betrieb besser mit einem externen Router betrieben werden.
Schließlich fände ich es auch hilfreich, wenn man auf etwas Konsistenz bei unterschiedlichen Testern achten könnte. Denn ein wenig schmunzeln musste ich beim Vergleich der Testfazits schon:
XR18 - Pro: App übersichtlich strukturiert
MR18 - Contra: Bedienung der Apps etwas zeitaufreibend
Die Apps sind bis auf kleine farbliche Unterschiede identisch...
(Ich habe beide Geräte und sehe das MR18 als überraschend deutliche Verbesserung eines schon sehr guten Gerätes an.)
Anderscht sagt:
#3.1 - 10.11.2017 um 11:20 Uhr
Nach dem kleineren XR12 von Behringer (für kleine Setups) haben wir nun auch den grösseren MR12 von Midas geordert. Der einzige Unterschied, welchen ich warnehmen kann, sind die rauschärmeren Pro Mic-Preamps von Midas mit mehr Outpulevel. Diese Feststellungen aus anderen Kommentaren haben mich dazu bewogen das mittlwerweile fast gleich teure Midas zu ordern - nun kann ich das bestätigen. Die Neutrik-Anschlüsse auf dem Midas gefallen mir ebenfalls etwas besser - den Rest "der beiden Zwillingsgeräte" kann man sich schenken.
Antwort auf #3 von cosmikdebris
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