Neben CV-Sequencern gibt es auch MIDI-Controller für das Eurorack, mit denen man die Module ansteuern und Melodien oder Tonfolgen spielen kann. Wie bei den Modulen selbst ist auch hier die Auswahl groß und die Anzahl der Konfigurationen schier unendlich. Mit diesem Workshop geben wir einen ersten Überblick über den optimalen Einsatz von MIDI-Controllern für das Eurorack und helfen bei der Auswahl geeigneter Geräte für die eigenen Projekte.
Dabei geht es nicht nur um theoretische Dinge, sondern auch um praktische Fragen: Brauche ich eher einen Keyboard-Controller, einen Drum-Controller oder doch besser einen externen Sequenzer? Und wie patcht man dann eigentlich die jeweiligen Geräte mit dem Modularsystem zusammen? All das klären wir kompakt und mit einigen konkreten Anwendungsbeispielen.
Was sind eigentlich MIDI-Controller?
Beginnen wir mit den Grundlagen. Auch auf die Gefahr hin, offene Türen einzurennen, soll zunächst kurz geklärt werden, was ein MIDI-Controller überhaupt ist. Denn immer mehr Musizierende beginnen heutzutage mit modularen Synthesizern,
bzw. dem Eurorack und beschäftigen sich erst später mit DAWs und digitalen Produktionsmethoden – in letzterem Umfeld sind MIDI-Controller gang und gäbe.Sie übertragen digitale Steuerinformationen über USB oder ein 5-poliges MIDI-Kabel, mit dem fast alle Software- und Desktop-Synthesizer der Welt kompatibel sind. Die MIDI-Informationen unterteilen sich dabei in Notendaten und sogenannte CC-Steuerdaten. Mit letzteren steuert man sowohl die Oszillatoren bzw. Tonhöhen von Synthesizern als auch die Klangfarbenparameter. MIDI-Controller erzeugen also nicht selbst Töne, sondern sagen anderen Synthesizern, wie sie Töne erzeugen sollen.
Welche MIDI-Controller passen zum Eurorack?
Wie funktioniert dann ein MIDI-Controller mit dem Eurorack? Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder sendet der MIDI-Controller über entsprechende Ausgänge direkt CV-Spannung zur Steuerung modularer Synthesizer aus, oder man verwendet ein Modul, das MIDI in CV umwandeln kann. Die erste Lösung wird am häufigsten für sogenannte ‚Hybrid-Setup‘ aus ‚klassische‘ MIDI-Synths oder Drumcomputern und Eurorack-Systemen verwendet. Bekannte MIDI-Controller dieser Kategorie sind beispielsweise der Arturia Keystep und Keystep Pro, der OXI Instruments One sowie der Torso Electronics T-1.
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Aber auch MIDI-to-CV-Interfaces, wie die Wandlermodule auch genannt werden, sind nach wie vor vielerorts im Einsatz. Ein beliebtes Modul dieser Kategorie ist zum Beispiel das Hexinverter Mutant Brain, das mittlerweile von Erica Synths hergestellt wird. Der Vorteil dieses Moduls ist, dass es neben den grundlegenden Notendaten auch die bereits erwähnten CC-Werte übertragen kann. Verfügt der verwendete Controller also über mehrere frei belegbare Fader oder Drehgeber, kann das Interface-Modul so konfiguriert werden, dass damit Parameter von Modulen gesteuert werden können.
Vom MIDI-Controller zum CV-Sequenzer und zurück
Damit sind wir auch schon bei der alles entscheidenden Frage: Was soll der MIDI-Controller für das eigene Eurorack-System leisten? Soll es ein Gerät sein, mit dem man viele Parameter gleichzeitig fernsteuern kann? Ist es ein Controller für Performances, in dem man Projekte abspeichern kann, die dann regelmäßig auf der Bühne abgespielt werden? Oder soll es ein Tool sein, mit dem man Synths sowohl über CV als auch über MIDI sequenzieren kann? Eigentlich ist alles möglich und die drei folgenden Patch-Beispiele geben eine genauere Vorstellung davon, wie das funktionieren kann.
MIDI Controller im Eurorack: Patchbeispiele
Angenommen, man hat ein kleines Eurorack-System mit zwei oder drei Oszillatoren für die Klangerzeugung, mehreren Filtern, LFOs, Hüllkurven, VCAs und Effektmodulen vor sich. Wie könnte man die Module im Eurorack jetzt mit einem MIDI-Controller steuern? Gehen wir die drei Optionen einmal durch.
Flexibles Fernsteurn mit AKAI MPK mini Mk3 und Hexinverter Mutant Brain
Die erste Möglichkeit ist ein „Hands-on“-Ansatz. Dabei wird ein MIDI-Controller verwendet, um einen Eurorack-Synthesizer direkt über dessen Tastatur zu steuern. Dazu kann man eigentlich jeden MIDI-Controller verwenden, auch besonders günstige wie beispielsweise den AKAI MPK Mini MK3. Man benötigt dazu lediglich noch ein MIDI-to-CV-Interface, wie zum Beispiel besagtes Mutant Brain von Hexinverter. Den Controller schließt man anschließend über USB oder einen 5-Pol-DIN-MIDI-Anschluss an das Interface-Modul an. Im Falle des Mutant Brain stehen dann 16 frei konfigurierbare CV-Ausgänge zur Verfügung. Die ersten vier könnten beispielsweise die Standard-Notendaten sein: Note, Gate, Modulation und Velocity.
Zudem könnte der MIDI-Controller die Stellungen der acht Encoder des MPK Mini MK3 als Steuerspannung über die Schnittstelle an des Eurorack weitergeben. Zwei davon würden sich beispielsweise zum Steuern von Cutoff und Resonanz des Filtermoduls eignen. Andere wiederum könnte man für einen Effekt verwenden, zum Beispiel für die Dry-Wet-Einstellung und die Länge eines Reverbs. Oder man regelt damit die Geschwindigkeit von LFOs oder Zufallsmodulationen. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt – und das alles kann man beim Mutant Brain auch noch abspeichern. Man muss das Ganze also nur einmal einrichten und kann die gleichen Einstellungen immer wieder verwenden.
MIDI-Controller im Eurorack gestatten auch polyphones Arbeiten
Doch damit nicht genug. Auch das polyphone Arbeiten ist mit einem MIDI-Controller im Eurorack möglich. Schließlich kann man mit einem Keyboard-Controller ja auch Akkorde spielen. Die Noten der einzelnen Tasten kann
man dazu über mehrere CV-Ausgänge des Mutant Brain an mehrere – dann am besten gleich gestimmte – Oszillatoren weiterreichen. Wenn man genügend Hüllkurven im Rack hat und keine CC-Modulationen benötigt, kann man mit dem Modul schließlich bis zu acht Noten gleichzeitig spielen: Die Ausgänge 1–8 geben dabei die CV-Noten aus, die Ausgänge 9–16 die zugehörigen Gates. Allerdings braucht man dann natürlich auch acht Oszillatormodule, acht Hüllkurven für die Gates und acht VCAs zur Verstärkung. Das hat aber nicht jeder – und dann wird es auch recht schnell etwas kompliziert.
Sequenzen, Drums und Live-Spiel mit dem Arturia Keystep Pro Controller
Eine andere Art von Komplexität entsteht, wenn man mehr als nur einen Oszillator parallel ansteuern möchte, um beispielsweise polyphone Melodien zu programmieren. Dazu braucht man dann einen speicherbaren Sequenzer wie den des erwähnten Keystep Pro Controllers von Arturia. Dieser verfügt auf der Rückseite über drei CV/Gate-Ausgänge für bis zu drei Tonfolgen/Melodien bzw. Dreiklänge, wenn man Akkorde spielen will. Diese verbindet man dann mit drei gleichen oder unterschiedlichen Oszillatoren, die idealerweise auf die gleiche Grundfrequenz gestimmt sind. Oder man spielt monophon – verwendet also nur einen Kanal des Keystep-Controllers zur Steuerung eines Oszillators und die beiden anderen zur Modulation. Auf diese Weise wird der externe MIDI-Controller dann zu einem Modulationssequenzer für das Eurorack.
Ähnlich kreativ kann man beim Arturia Keystep Pro mit den Drumspuren umgehen. Diese geben Gate-Signale aus, mit denen man Sampler oder Drum-Synthese-Module triggert. Müssen sie aber natürlich nicht: Mit Gates aus dem Keystep kann man sogar Hüllkurven triggern oder LFO-Resets auslösen. So können die rhythmischen Informationen des externen Controllers je nach Patch-Kontext unterschiedliche Funktionen übernehmen. Und das alles ohne MIDI-to-CV-Interface, ganz Performance-orientiert und direkt.
Torso Electronics T-1: 16 komplett frei zuweisbare Spuren
Die ultimative Verkörperung dieser bereits am Arturia Keystep Pro wahrgenommenen Flexibilität bei der Verwendung externer MIDI- und CV-Controller mit Eurorack-Synthesizern ist derzeit wohl der Torso Electronics T-1. Dieser verfügt über 16 Spuren, die man je nach Bedarf für Drums oder melodische Sequenzen nutzen kann. Gleiches gilt obendrein für seine sechs frei zuweisbaren CV-Ausgänge. Diese können – analog zum Arturia Keystep Pro Controller – drei CV/Gate-Paare für parallel ablaufende Melodien ausgeben. Man kann aber auch sechs Steuerspannungen aus verschiedenen Kanälen oder sechs Gate-Pattern zum Triggern von analogen Drum-Modulen anlegen.
Und wenn man dann noch mehr braucht, schließt man den Torso T-1 einfach an ein MIDI-to-CV-Modul an. Das Modul kann nämlich auf verschiedenen Kanälen CC-Werte übertragen, die zum Beispiel ein Mutant Brain auslesen und als CV weitergeben könnte. Doch damit nicht genug: Wer besonders experimentierfreudig ist, kann mit einem (umgekehrt arbeitenden) CV-to-MIDI-Generator sogar CV-Daten aus dem Eurorack in MIDI-Daten umwandeln und an den T-1 schicken. Mit unterschiedlichen Algorithmen können diese externen Signale dann die programmierten Sequenzen in Tonhöhe oder Form beeinflussen.
Zum Schluss
Wie wir gesehen haben, sind sich MIDI und CV mit dem richtigen Equipment gar nicht so fremd, wie es auf den ersten Blick scheint. Denn mittlerweile gibt es MIDI-Controller, die auch CV-Ausgänge und analoge Clock-Eingänge zur Synchronisation mit dem Computer, anderen Synthesizern oder dem Eurorack bieten. Darüber hinaus erlauben MIDI-to-CV-Module, digitale MIDI-Informationen flexibel und unkompliziert in CV-Signale umzuwandeln und diese im Eurorack fruchtbar zu machen. Und dann gibt es noch die wachsende Zahl von Eurorackmodulen mit direkter MIDI-Unterstützung. Die Möglichkeiten sind endlos, man muss sich nur darauf einlassen!
Wer noch mehr über MIDI-Controller erfahren möchte, sollte sich diesen Artikel nicht entgehen lassen. Wer sich allgemein über das Thema MIDI informieren möchte, wird hier fündig. In einem weiteren Artikel findet sich außerdem eine große Auswahl der besten MIDI-to-CV-Interfaces auf dem Markt. Mit diesem Wissen im Gepäck ist jeder Euroracker bestens gerüstet, um sein Rack um MIDI-Features zu erweitern.