Praxis
Zuallererst habe ich mir die kombinierte deutsch- und englischsprachige Bedienungsanleitung auf der Homepage des Herstellers heruntergeladen. Diese ist ausführlich, gut verständlich geschrieben, und man muss sich bei Miditech nicht extra registrieren, um an Hardware-relevante Downloads zu gelangen, wie es bei einigen anderen Herstellern der Fall ist. Da es sich beim Audiolink III LE um ein Class Compliant Audiointerface handelt, kann es mit meinem Praxistest am Macbook Pro (OSX 10.9.4), PC (Windows XP) und auch iPad (iOS 8.1) ohne Installation eines Treibers quasi gleich losgehen. Zusätzlich werden hier auf der Miditech Homepage 32Bit und 64Bit ASIO-Treiber bereitgestellt, welche an Windows-Rechnern Latenzen unter 10ms ermöglichen.
Zunächst jedoch habe ich das Audiolink III LE an meinem Macbook Pro mit Logic Pro X ausprobiert. Nachdem man das Interface direkt (von USB-Hubs wird im Manual abgeraten) mit dem Computer verbunden hat, erscheint es in den entsprechenden Fenstern (siehe folgende Abbildungen) als „USB Audio CODEC“ und muss lediglich angewählt werden, um Musik zu hören oder die ersten Aufnahmen zu machen. Erwähnenswerte Latenzprobleme kann ich auch bei komplexeren Projekten und dem Spielen von Software-Instrumenten nicht ausmachen – alles funktioniert tipptopp!
Die reine Wiedergabequalität des Audiolink III LE kann sich sehen bzw. hören lassen, und zunächst deutet nichts darauf hin, dass man es mit einem Gerät im Tiefpreissegment zu tun hat … bis man den Volumeregler betätigt. Der Gleichlauf zwischen linkem und rechtem Signal ist wirklich katastrophal: Bis zur 9-Uhr-Einstellung hört man das Signal nur auf der linken Seite, und regelt man die Lautstärke komplett herunter, hört man links immer noch das Signal. Schließlich heißt das Teil ja auch „Audiolinks“ – zumindest im Plural, aber lassen wir das Spielen mit Worten. Wenig Gutes gibt es leider auch von der Gain-Regelung und der allgemeinen Eingangsverstärkung zu berichten. Das Miditech Audiolink III LE ist in vielen Fällen sehr schwierig einzupegeln, weil der Regelbereich zwischen gar keinem Signal und einer Übersteuerung des Eingangs sehr schmal und alles andere als praktikabel ist. Hinzukommt eine insgesamt recht durchwachsene Aufnahmequalität über die Eingänge und Vorverstärker des Audiolink III LE, aber hören wir doch mal rein. Im ersten Audiobeispiel hören wir drei aufeinanderfolgende Sprachaufnahmen mit den Mikrofonen AKG C414, Shure SM57 und Shure SM7B, akustisch voneinander getrennt durch einen (im Nachhinein) nervigen Anrufbeantworter-Beep. Man achte auf die, proportional zur erforderlichen Vorverstärkung, ansteigende Präsenz der Störanteile. Besonders beim dynamischen SM7B, das zugegebenermaßen nach einer hohen Vorverstärkung verlangt, kann das aufgenommene Signal allenfalls extrem rustikale Zeitgenossen zufriedenstellen.
Die Aufnahmequalität mit dem Kondensatormikrofon C414 ist eigentlich gar nicht mal so übel, was allerdings nur auf Input 1 zutrifft. Wechselt man den Eingangskanal, hat dies einen spürbaren Anstieg an surrender, fiepender und berauschender Untermalung zur Folge. Diese Ungleichmäßigkeit ist natürlich alles andere als besonders vertrauenserweckend. Die nächsten beiden Audiobeispiele erfolgten ebenfalls mit dem C414 über den „guten“ Eingangskanal und sind ein Beleg dafür, dass man unter gewissen Umständen ganz passable Ergebnisse mit dem Audiolink III LE erzielen kann.
In den folgenden Audiobeispielen habe ich das Ausgangssignal des Miditech Audiolink III LE über den Line-Eingang wieder aufgenommen. Als erstes hört man das „unbefleckte“ Quellmaterial („digital“) gefolgt vom Re-Recording mit dem Audiolink III LE („DAAD“). Gnadenloserweise habe ich dies vergleichsweise ebenfalls mit meinem Apogee Duet2 durchgeführt. Die entsprechenden Files enden mit „DAAD_Apogee“.
Für dich ausgesucht
Trotz des natürlich immensen Preisunterschiedes der beiden Interfaces, empfinde ich den Qualitätsunterschied bzw. die Qualitätsminderung, welche spätestens beim Abhören mit Kopfhörern auffällt, als zu groß und möchte anmerken, dass ich sämtliche Fehlerquellen (ungünstiger Aufstellungsort, Kabel, USB-Port des Rechners, etc.) beim Gebrauch des Audiolink III LE reinen Gewissens ausschließen kann. Das Gerät ist insgesamt sehr empfänglich für störende Artefakte, gäbe es noch „Wetten dass“ würde ich mich damit anmelden, dass ich mithilfe des Miditech Audiolink III LE einhundert unterschiedliche USB-Kabel an ihrem Klang erkennen kann. Spaß beiseite! Im folgenden Audiobeispiel habe ich verschiedene Sounds des DSI Prophet 12 angespielt und über den Line-Eingang aufgenommen. Auch hier rauscht es mir etwas zu viel und führt dazu, dass man sich über Eigenschaften wie Auflösung, Impulstreue, etc. gar nicht erst den Kopf zerbricht.
Zu guter Letzt hat mein Musiker- und bondeo-Kollege Bassel Hallak ein paar Basstöne mit seinem Musicman Bass in den Instrumenten-Eingang des Audiolink III LE gezupft. Den korrekten Pegel mit dem Gain-Regler des Miditech Interfaces einzustellen, gestaltete sich, wie bereits erwähnt, ungewohnt schwierig. Das Rauschverhalten wird auch hier eher den anspruchslosen Hobbymusiker als den ambitionierten Soundtüftler befriedigen, vor allem wenn man bedenkt, dass in einer Musikproduktion häufig noch Kompressoren eingesetzt werden, wodurch in der Regel auch die Störgeräusche noch mehr in den Vordergrund rücken.
Windows
Nachdem sich das Audiolink III LE an meinem alten Studio PC (Windows XP / Cubase 5) problemlos als Class Compliant Audiointerface integrieren ließ, habe ich den, inzwischen von der Homepage heruntergeladenen, 32Bit ASIO-Treiber (64Bit auch vorhanden) installiert und in meiner, inzwischen in die Jahre gekommenen, Cubase 5 Version und Samplitude Pro X Silver ohne Probleme aktivieren können.
iOS
Bekanntermaßen lassen sich auch iPad & Co. mit Class Compliant Interfaces nutzen, und somit funktioniert das Miditech Audiolink III LE auch an meinem iPad4. Mikrofonaufnahmen, auch mit Kondensatormikrofonen, in Garageband und das Arbeiten mit den zahlreichen Musik-Apps stellen kein Problem dar, auch wenn das iPad gelegentlich mal über zu hohen Stromverbrauch meckert – einfach das Interface nochmal ab- und wieder anschließen, dann funktioniert in der Regel wieder alles bestens. Lediglich Steinbergs Cubasis verweigert beharrlich seinen Dienst. Woran dies genau liegt, darüber könnte ich hier jetzt auch nur spekulieren. Einen S/PDIF-Ausgang wie mein Miditech Audioface II besitzt das Audiolink III LE leider nicht. Hätte es einen, würde dies den Interessentenkreis wohl deutlich erhöhen, weil man verlustfrei Klänge einer iPad App in ein entsprechend mit S/PDIF-Eingang ausgestattetes Audiointerface der „Haupt-DAW“ spielen könnte. Hätte, hätte, Fahrradkette…
Philip Mzee sagt:
#1 - 02.06.2016 um 07:03 Uhr
Hallo, danke für den ausführlichen Bericht! Bei den Hörproben bzw. Sprachaufnahmen ist mir zunächst aufgefallen, dass die Aufnahmen mit den dynamischen Mikros von Shure deutlich, also hörbar rauschen. Vor allem bei letzterem. Was ja auch Sinn ergibt, da eine größere Verstärkung nötig ist, hätte es in dem Ausmaße allerdings nicht erwartet. Frage: Gain bei der Aufnahme hochgezogen oder im Nachhinein den Pegel gleichgezogen in der DAW? Wie ist das eigentlich mit den Line-Eingängen an der Rückseite - werden die als Input 3+4 in der DAW erkannt, also routbar oder kann man nur zwischen vorderen MIC bzw. HI-Z und den hinteren Line Inputs hin- und herschalten? Danke schon einmal im voraus.