Praxis
Herstellungsqualität wie bei den teureren Miktek-Verwandten
Es ist erstaunlich, aber das Miktek MK300 ist nicht von erkennbar schlechterer Herstellungsqualität als seine teils deutlich teureren Verwandten, die vom mechanischen Aufbau her so gut wie gleich sind. Für ein Mikro der Dreihundert-Euro-Klasse ist das wirklich gut! Die nicht streng zylindrische Form verringert die nicht seltenen Probleme durch Resonanzen, die Schalter laufen alle ordentlich, mit Blick auf das Preisschild fehlt hier also der Nährboden für Nörgeleien.
„Billiger Sound?“ – Nein!
Das Attribut „preiswert“ hört man dem Audiosignal glücklicherweise nicht an. Wie von ordentlichen Studio-Kondensern gewohnt, erreicht ein vollständiges und qualitativ den Anforderungen an professionelle Aufnahmen entsprechendes Klangbild die DAW – auch wenn der Mikrofonvorverstärker nicht der allerbeste ist, also beispielsweise der eines einfachen Audio-Interfaces. Wie eingangs beschrieben, liefert das MK300 auch tatsächlich einen Sound mit eigener Note, jedoch ist diese nie aufdringlich. So färbt das Mikrofon so subtil, dass es nicht problematisch wäre, mehrere Signale des Mikrofons in einem Mix unterzubringen. Vielleicht wird es ja benutzt, um Mono-Overheads, den Gitarrenamp, die Main- und Background-Vocals sowie eine Ukulele und Kastagnetten aufzunehmen. Und klanglich variieren kann man mit den Polar-Patterns, denn besonders die Kugel, bei vielen preiswerteren umschaltbaren Mikros oft das „Problem Child“, klingt tatsächlich luftiger und frischer als die Acht und die Niere, die etwas unter dem doch sehr schwach ausgeprägten Air-Band leiden, und ist mir daher eine gesonderte Bemerkung unter den Pro-Punkten dieses Reviews wert.
Tendenziell leicht behäbig
Ein Kehrseite hat die Medaille gewiss auch: Niere und Acht besonders, aber das Mikrofon allgemein ist für mein Empfinden ein klein wenig zu belegt, die Höhen dürften gerne ein wenig lebendiger sein. Im Vergleich mit dem technisch nicht sehr weit entfernten (aber deutlich teureren und nicht umschaltbaren) Mojave MA-201FET fällt auf, dass das Miktek doch recht weich und rund ist, oder, um es etwas kritischer auszudrücken: behäbiger. Das hat weniger mit dem reinen Frequenzgang zu tun als mit der Mikrodynamik, denn das MK300 reagiert nicht so agil auf Transienten, was man vor allem bei S- und T-Konsonanten feststellen kann. Es gibt zwar einen angenehm vollen Körper und eine Dichte im Sound, die durchaus ihren Reiz hat, doch für viele Instrumente und Stimmen, die nicht per se durchsetzungsfähig genug sind, wird man dort vielleicht ein wenig vermissen und hätte gerne mehr Spielraum, wenn man komprimieren will und stärker formend mit dem EQ eingreift. Wirklich schmälern kann das meinen positiven Eindruck von diesem Kondensermikro nicht, denn feinste Detailzeichnung und beste Dynamik wären angesichts des Preises doch etwas viel verlangt. Als Gegenbeispiel soll das Audio-Technica 5045 dienen – eine neutrale, transformatorlose Großmembran-Niere mit allerbesten Eigenschaften, die allerdings mehr als 1500 Euro kostet.
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Nahbesprechungseffekt gut steuerbar
Positiv ist einzustufen, dass das Miktek seine Eigenschaften auch bei verschiedenen Pegeln konstant hält und einen gut steuerbaren, nicht zu starken Nahbesprechungseffekt an den Tag legt. Eine gute Position für Sänger ist jedoch im Bereich von 30 bis 60 Zentimetern vor dem Mikrofon, um einen ausreichend offenen Klangcharakter zu erzielen. Bei geringeren Abständen würde ich bei fast allen Signalen den Einsatz des Filters anraten. Nett ist auch, dass ein großer Bereich vor dem Mikrofon ohne starke Klangfärbungen nutzbar ist. Hat man viele Reflexionen oder Bleeding umgebender Instrumente, die mit mehr als 45 Grad Winkel zur Hauptachse eintreffen, sollte man aber kontrollieren, ob man mit den Färbungen leben kann – aber das ist kein spezifisches MK300-Problem, sondern betrifft eine Vielzahl an Großmembranern.