Praxis
Die Halterungen der PM10 Typen funktionieren im Einsatz gut
Als Schallquelle kommt mein altes Yamaha Recording Drumset zum Einsatz, die Größen sind mit 24×14″, 13×9″, 14×10″ und mächtigem 18×16 Zoll Floortom als schon recht männlich zu bezeichnen. Eine passende 14×5,5″-Stahlkessel-Snare mit nahtloser Konstruktion vervollständigt das Kit. Auf allen Trommeln ist eine Standard-Befellung aufgezogen, welche aus Ambassador-coated-Modellen oben und klaren Versionen unten besteht. Eine Ausnahme stellt die Bassdrum dar, diese überträgt den Sound über ein Aquarian Force I Schlagfell sowie ein Remo Renaissance Ambassdor mit kleinem Loch auf der Resonanzseite. Bei der Stimmung liegt das gesamte Kit im mittleren Bereich, als einzige Dämpfung fungiert ein kleines Stück Noppenschaumstoff im Bassdrum-Kessel. Die Signalverstärkung übernehmen meine Sebatron VMP 4000e Röhrenpreamps, das Signal wandert von dort in ein Motu 828 MK3 Interface um in Logic X verarbeitet zu werden. Das Handling aller Komponenten des PMD7 Koffers gibt keine Rätsel auf. Für Spannung sorgt die Frage, wie sich die Halterungen der PM10 Modelle in der Praxis schlagen. Die Antwort lautet: gut.
Die Vorgehensweise gestaltet sich einfach. Mit geschlossenem Schnellspannhebel bringt man die Halter an den Trommelspann- oder RIMS-Reifen an und arretiert sie mithilfe der Befestigungsschraube. Zum Abnehmen von Mikrofon samt Halter reicht ein Zug am Schnellspannhebel und die Halteklauen öffnen sich nicht nur, sie merken sich auch die eingestellte Position. Manchmal muss man ein bisschen ruckeln, damit sich die beiden Kunststoffbacken lösen, das ist aber kein Showstopper. Die Praxistauglichkeit hat aber trotzdem gewisse Grenzen, es sei denn, alle Trommeln im Set besitzen die gleichen Spannreifen. Ist dies nicht der Fall, muss man die Mikrofone markieren oder eben nachjustieren.
Klanglich gibt sich das PMD7 Set luftig und nicht allzu bassstark
Eine realistische Beurteilung der Klangeigenschaften von Instrumenten und Audioequipment funktioniert am besten anhand vertrauter Referenzen, also habe ich einige meiner persönlichen Favoriten-Mikrofone verwendet, um den Testkoffer einordnen zu können. Aber auch ohne diese wird klar, wohin die klangliche Reise mit den Mikteks geht. Als luftig und breit würde ich den Gesamtcharakter bezeichnen, eine besondere Betonung der Attacksounds kann ich ebenso wenig feststellen wie einen übermäßig fetten, bassbetonten Sound. Zunächst checken wir mal die Einzelmikrofone, ich habe euch auch jeweils meine Referenzmikros aufgenommen.
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Schlanker Tiefbass, deutlicher Punch: Das PM11 fokussiert den Attack der Bassdrum
Mit seinen kompakten Maßen lässt sich das PM11 schnell positionieren, das Handling ist wirklich unkompliziert. Für die Beurteilung von Attack- und Kesselton habe ich das Mikrofon in der Resonanzöffnung der Bassdrum positioniert. Der Klangeindruck gefällt mir gut; ein moderner, Anschlagsbetonter Sound dringt aus den Monitoren in meine Ohren. Ein Vergleich mit vielen anderen Bassdrum-Mikrofonen aus meinem Soundfile-Archiv offenbart eine starke Ähnlichkeit mit dem Shure Beta52A, der Bassbereich ist hier allerdings etwas schlanker. Dass Neutralität nicht im Fokus der Miktek-Entwickler stand, zeigt die Referenzaufnahme mit meinem Sontronics DM1-B, einem Bassdrum-Kondensatormikrofon. Der großen, wenig bedämpften Yamaha Bassdrum wird dieses eher gerecht, denn es fängt die Mitten deutlich “kompletter” ein als das PM11. Für sich genommen, kann das PM11 als gutes, “vorgeschneidertes” Bassdrum-Mikrofon punkten, welches für die meisten modernen Anwendungen funktionieren dürfte.
Das Klangfundament bilden die beiden C5 Overhead-Mikrofone
Bei fast allen Schlagzeug-Mikrofonierungen kommt den Overhead-Mikros die größte Bedeutung für den Gesamtklang zu. So ist es natürlich auch im Falle des PMD7 Koffers. Positioniert habe ich alle Overhead-Mikros in diesem Test im ORTF-Verfahren. Beim ersten Soundcheck wird klar, dass die eingebaute Höhenanhebung im Air-Bereich deutliche Auswirkungen auf die räumliche Darstellung des Geschehens hat. Dies fällt besonders im Vergleich mit den zwar günstigen, aber durchaus auch im professionellen Bereich verwendeten Oktava MK012 Kleinmembranern auf. Die C5 wirken etwas frischer und “größer”, gleichzeitig aber weniger fokussiert und damit indirekter. Noch deutlicher wird diese Charakteristik im Vergleich mit Referenzpärchen Nummer Zwei, meinen AKG C214 Großmembran-Mikrofonen. Diese klingen nicht nur fokussierter und klarer als die C5, sie besitzen auch eine bessere Tiefenstaffelung und mehr Bass. Um euch den Charakter der C5-Mikros möglichst anschaulich zu dokumentieren, habe ich verschiedene Konstellationen aufgenommen, in den Kit-Files hört ihr an Snare und Toms immer die Miktek-Mikrofone.
Im besten Sinne unauffällig: Die PM10 passen gut zum PM11-Bassdrum-Mikro
Wie auch das PM11, zeichnen sich die vier PM10 an den Toms durch einen druckvollen aber nicht allzu Bass- und Tiefmitten-fokussierten Sound aus. Damit dürften sie sich im Band-Kontext gut durchsetzen, ohne den Gesamtklang zu vermatschen. Am 13er Tom habe ich als Referenz das deutlich teurere Telefunken M80 verwendet, welches der Trommel etwas mehr Präsenz, allerdings auch Bauch beschert. Das Vergleichs-File für das mittlere 14×10 Tom liefert ein EV N/D 468, welches etwas belegter und damit weniger lebendig wirkt als das PM10. Wie vielen Konkurrenzprodukten geht dem Miktek am großen 18er Floortom etwas die Luft aus. Den Tiefbass, den diese Trommel zu erzeugen vermag, fängt mein Referenz-Mikrofon EV N/D 868 (eigentlich ein Bassdrum-Mikro) wesentlich gefälliger und runder ein. Hier zeigt sich die Beschränkung eines solchen Komplett-Koffers, denn es fehlen in bestimmten Situationen einfach die optimalen Werkzeuge. Das kann dem PMD7 allerdings nicht angekreidet werden, zumal nur wenige Drumsets ein so großes Floortom beinhalten. Interessanterweise klingt das PM10 an der Snaredrum weniger aggressiv als der Klassiker SM57, dafür gibt es etwas mehr Bauch und auch Details im Mittenbereich. Das könnt ihr auch in den Files der Komplettsets im letzten Teil gut hören.
Leicht gemixt wird der Charakter noch deutlicher
Um zu beurteilen, wie sich die Mikrofonsignale im Mix darstellen, habe ich etwas Kompression auf Bassdrum-, Snare-, und Overhead-Mikrofone gelegt und die Spuren leicht mit EQ bearbeitet. Außerdem wollte ich wissen, wie die Konstellationen in Kombination mit einem Subbass-Mikrofon klingen, in diesem Fall einem Solomon Lofreq. Im ersten File hört ihr das Miktek-Setup plus Subkick, im zweiten habe ich die C5 gegen die Oktava MK012 getauscht und im dritten hört ihr eines meiner persönlichen Favoriten, eine Zusammenstellung der oben schon vorgestellten Vergleichsmikrofone. An der Bassdrum das Sontronics DM1-B, am 13er Tom ein Telefunken M80, am zweiten ein EV N/D 468 und am dritten ein EV N/D 868. Überm Kopf hängen zwei AKG C214. Insbesondere die Kompression bringt die Raumanteile noch weiter nach vorne, so klingt das Miktek-Setup deutlich räumlicher; im Vergleich mit meinem persönlichen Setup fehlt mir aber die Dimension und der Fokus. Der C5-Boost im Air-Bereich macht den Aufnahmeraum größer als er ist, lässt allerdings die Details etwas verschwimmen. Das wird für viele Geschmäcker und Situationen gut funktionieren. Wer sich einen Mikrofonkoffer mit Kleinmembran-Kondensatoren kauft, um einen möglichst detailreichen und kompakten Sound zu erhalten, sollte hier auf jeden Fall vorhören.