Milab DC-196 Test

Das Milab DC-196 ist definitiv ein Spezialist, im positiven wie im negativen Sinne. Eindeutig positiv ist die Tatsache, dass man mit eckigen Membranen auf akustischer Ebene Lösungen finden kann, die “Rundlinge” aufgrund ihrer ausgeprägten rotationssymmetrischen Richtcharakteristik nicht bieten können. Zudem lässt sich ein derartig kleines Großmembran-Mikrofon hervorragend handhaben. Bezüglich der generellen Verarbeitungsqualität können eigentlich gute Noten vergeben werden, allerdings trübt der wackelige Charakteristik-Wahlschalter genauso das Bild wie der in der Bedienung sehr anstrengende Padschalter und die wirklich unüberlegte Spinne, die genau diese Vordämpfung verdeckt. Klanglich ist das DC ein Exot und bestimmt nicht das Mikrofon, das sich einen Stammplatz auf den Mikrofonstativen der Gesangskabinen und Aufnahmeräumen dieser Welt erstreiten kann. Es klingt schon deutlich “kleiner” und schwächer als die meisten seiner Kollegen von der runden Fraktion. Als Sonderling und besonders als Problemlöser bei Instrumentalaufnahmen ist es aber eine durchaus erwägenswerte Erweiterung eines größeren Fundus.

Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • Baugröße äußerst praktisch
  • nicht rotationssymmetrische Richtcharakteristik sehr hilfreich
  • eigenständiger Klangcharakter gut für Sonderlösungen
Contra
  • elastische Aufhängung verdeckt Pad-Schalter
  • Klang gewöhnungsbedürftig und sehr speziell – als Standardmikrofon ungeeignet
  • schwache Höhendarstellung
  • indirekter, verhaltener Gesamtsound
Artikelbild
Milab DC-196 Test
Milab_DC196_13FIN
Technische Spezifikationen
  • Empfängerprinzip: 2 x Druckgradientenempfänger (mit Laufzeitglied), rechteckige Membranen
  • Richtcharakteristik: Kugel, Niere, Acht
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Betriebsspannung: 48V Phantomspeisung
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz (keine Toleranzangabe)
  • Übertragungsfaktor: 21,5 mV/PA (+/- 1 dB)
  • THD+N: 12 dB (A-bewertet)
  • maximaler Schalldruckpegel: 132 dB SPL (1 % THD)
  • Pad: -12 dB
  • Ausgang: XLR
  • Preis: EUR 998,- (UVP)
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Profilbild von RakArt

RakArt sagt:

#1 - 25.08.2015 um 10:12 Uhr

0

Über Mikrofone redet es sich fast so wie über Rotwein.... Was der eine als "schwache Höhendarstellung wahrnimmt, bezeichnet der andere als "natürlich" oder "seidige Höhen". Ich habe zwei DC196 bei einer Aufnahme für DECCA (Klavier und Gesang) benutzt, nachdem ich sie im Studio gegen meine zwei Brauner VM1´s getestet habe. Jetzt lässt sich meine Erfahrung nicht auf jede Stimme übertragen, aber die Brauner klangen sofort "spektakulärer", fast schon als ob die Höhen schön bearbeitet wären. Leider war es aber nicht meine Stimme, die ich wiedererkannt habe, sondern eine auf Dauer fast schon nervige Färbung. Für einen 3 Minuten Popsong, in dem die Stimme sich durch einen Mix durchsetzen muss wahrscheinlich sogar ganz ok; für eine gesamte Lied CD dann aber zu penetrant. Ich war echt schockiert, daß die 900€ Milabs einfach natürlicher klangen als die mehr als viermal so teueren Brauner. Teurer ist doch eigentlich immer besser, oder...?
Die Milabs klangen deutlich angenehmer und entsprachen viel mehr dem Klang der sich vor dem Mikrofon abgespielt hat. Unspektakulär spektakulär würde ich sagen. Musikerkollegen und befreundete Toningenieure haben diese "Natürlichkeit" immer wieder bestätigt. Klavier, Cembalo, Cello und Geige wurden inzwischen mit den DC´s aufgenommen und für mich sind sind sie durchaus den Brauner Phantom AE´s vorzuziehen, die bisher zur Instrumentenabnahme verwendet wurden.
Soweit meine Erfahrungen mit den Milabs. Ich kann nur jedem empfehlen sich Zeit zu nehmen und jedes neue Mikrofon ausgiebig anzuhören. Wieviele "Sterne" ein Mikrofon in Tests bekommt muss nicht unbedingt immer der eigenen Wahrnehmung entsprechen.

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #1.1 - 25.08.2015 um 17:12 Uhr

    0

    Halo RakArt,vielen Dank für den Kommentar. Ja, über Rotwein lässt sich auch vortrefflich reden. Es stimmt absolut, was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall. Und so muss bei Bewertungen, die sich nicht ausschließlich auf konkrete technische oder sonstige Kriterien zurückführen lassen (Haltbarkeit, manche technische Werte etc.) klar sein, dass es für manchen eben doch gut geeignet sein kann. Es ist also genau richtig, eine Kaufentscheidung nicht ausschließlich an der Meinung eines anderen festzumachen. Wichtig ist zu wissen: Was benötige ich für mein Vorhaben? Ein Testbericht und auch eine Sternchenbewertung dienen dann als Vorabinformation. Und durch nichts zu ersetzen ist die eigene Erfahrung mit verschiedenen Mikros, sowie das Kennenlernen. Vor diesem Hintergrund: Stimmt, teuer ist natürlich nicht immer besser, das erfährt man dann, wenn man den teuren Sportflitzer im Gelände ausfahren will oder damit den Samstagseinkauf nach Hause bringen möchte (den ganzen Rotwein!). Zum Milab: Das Konzept von Milab, Pearl und mittlerweile ja auch Audio-Technica mit den bei uns getesteten 5040 und 5045 ist nach wie vor hochinteressant.Beste Grüße,
    Nick Mavridis (Redaktion Recording)

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