Praxis
Die Praxis beginne ich mit einem allgemeinen Statement: Die Trommel klingt okay. Wirklich erstaunlich. Erstaunlich ist das deshalb, weil der Kessel keinen einheitlichen Ton von sich gibt. Schlage ich also auf die gehämmerte Fläche zwischen zwei Böckchen, so schwingt der Kessel – teils dissonant und matt – in einem schwankenden Ton. Schlage ich jetzt wenige Zentimeter weiter auf den nächsten Böckchenzwischenraum, so erklingt ein anderer Ton, der entweder höher oder tiefer liegt als der vorherige. Das Gesamtergebnis ist zwar kein Klavier, bei dem man alle Tasten gleichzeitig anschlägt, aber ein gleichmäßiger Ton, mit dem man die Länge des Sustains oder eine Tonhöhe einstellen kann, ist nicht vorhanden. Die Soundfiles mit dem hohen Tuning repräsentieren eine Trommel, die zwar irgendwie klingt, das aber nur sehr kurz und dissonant. Warum das so ist? Ganz einfach, denn schlägt man eine Trommel an, überträgt sich normalerweise die Schwingung des Fells über die Fellauflagekante auf den Kessel, der dann seinerseits einen Ton, Bass, Mitten oder Höhen zum Klangbild hinzufügt. Bei der Millenium Hammer Steel passiert dieser Effekt kaum, sodass fast ausschließlich die Felle der Snare miteinander interagieren und sich nur ein paar schiefe Töne des Kessels dazugesellen. Um es noch deutlicher zu sagen: Der Kessel schwingt kaum mit, der Klang wird fast ausschließlich durch die Felle erzeugt. Das schränkt den Verwendungsbereich der Hammer Steel deutlich ein, denn übrig bleibt ein Klang, dem man gutgesinnt das Prädikat „Vintage“ aufdrücken kann, denn für einen matten Sound sind vor allem die ähnlich verarbeiteten Kessel des frühen vorigen Jahrhunderts bekannt. Allerdings ist die gehämmerte Millenium gleichzeitig etwas schwach auf der Brust, es fehlt ihr deutlich an Bauch, die Haut ist pockig und trotzdem schön, erfüllt aber darüber hinaus keinen Zweck. Soweit das gnadenlose Urteil aus der Trommelmedizin. Es gibt dennoch auf keinen Fall nur Schattenseiten zu bestaunen, denn wem der trockene Sound liegt, dem kann die Millenium Hammer Steel eventuell als Backup-Snare genügen. Das Instrument ist darüber hinaus voll funktionsfähig, besonders der Strainer ist griffig und lässt sich leicht verstellen. Gute Verarbeitung sorgt dafür, dass dieser vermutlich ein gutes Leben lang seinen Dienst tut.
Hört nun selbst, wie die Hammer Steel Snare klingt: