PRAXIS
Der Startschuss fällt für die Hihat. Im ersten Moment bin ich angenehm überrascht, denn ich habe einen eher steifen Topfdeckelsound erwartet. Damit lag ich ziemlich daneben! Die Hihat hat einen mitteldunklen Klangcharakter und ist, leicht geschlossen, unerwartet crisp, klar und chickig – gar nicht so schlecht. Auch leicht geöffnet zischelt sie gut mit und liefert einen brauchbaren Sound. Genauso unerwartet ist jedoch auch die abrupte Soundveränderung, wenn sie ein wenig fester zugetreten wird. Sie klingt sofort ‚übertreten‘, bekommt diesen metallischen, klingenden Ton und verliert in diesem Moment auch ihre oben genannten klanglichen Eigenschaften – damit klingt sie nur noch nach Metall. Das gute Stück reagiert also überaus sensibel und es erfordert eine sehr präzise Fußarbeit, um bei geschlossener Hihat den „Sweetspot“ (der Punkt, an dem die Hihat am besten klingt) permanent zu halten und nicht zu übertreten. Die Becken wollen sich unter meinem Stock nicht wirklich organisch mitbewegen und legen eine gewisse Behäbigkeit an den Tag. Das Spielgefühl ist aufgrund dieser ‚Steife‘ nur befriedigend.
Als Zweites schicke ich das 16“ Crash ins Rennen. Auf den wortwörtlich ersten Schlag feuert das Crash einen spritzigen Sound ab. Sehr schnell in der Ansprache mit kurzem Sustain – ebenfalls etwas steif im Spielgefühl. Außerdem hat es viel Ton. Besonders eine Frequenz im Bereich von 523Hz sticht deutlich heraus und färbt den Sound mit einem singenden, metallischen Ton. Das mindert den spritzig klaren Klangcharakter erheblich, und es klingt unterm Strich nach einem günstigen Becken. Ähnlich wie die Hihat hat auch das Crash einen Sweetspot. Alles andere (also leiser oder lauter als der Sweetspot) klingt unausgewogen. Bei leiser Spielart sticht der metallische Ton deutlich hervor und surrt konstant mit. Zieht man dem Becken mit voller Kelle eins über, klingt es verzerrt und schiebt sofort nach dem ersten Attack den metallischen Ton nach. Das Crash macht es mir wahrlich nicht leicht: Einerseits klingt es angenehm spritzig, aber der surrende Metallton-Anteil mindert leider das Gesamturteil.
Testsieger im Verhältnis Spielgefühl/Sound ist das Ridebecken. Auf dem Body ist der Ton mit mitteldunklem Klangcharakter angenehm klar. Fast schon glasig ist die Stickdefinition, während sich mein Handgelenk über einen angenehmen Rebound freut. Die Glocke lässt sich nicht so recht in Wallung bringen und egal wie ich sie spiele, bleibt der Ton irgendwie eindimensional und reagiert kaum auf meine Dynamik. Zum Crashen ist das Ride schlicht und ergreifend nicht zu gebrauchen. Gongähnlich und metallisch macht es den Ohren weder solo noch im Set Spaß und ich gehe schnell wieder zurück zu seiner Stärke: dem Body. Der klingt angenehm nach Ridebecken und bewegt sich kristallklar und ausgewogen zwischen Definition und Charisma. Nicht schlecht!
Im Set setzen sich alle Becken durch einen sehr klaren und höhenbetonten Sound gut durch. Einzig das Crashbecken bleibt auf der Strecke. Es klingt sehr brav und zischelt zu effektlos und kurz, um einen vollwertigen Akzent zu setzen. Auch dynamisch gelingt es mir nicht, dem Becken unterschiedliche Nuancen zu entlocken – der Sound erinnert eher an ein gesampeltes Crashbecken aus einem günstigen Drumcomputer. Ride und Hihat machen eine bessere Figur, auch wenn sie ganz präzise bearbeitet werden wollen, um gut zu klingen. Vor allem die Hihat wird gerade im kompletten Set zum echten Sensibelchen und reagiert auf jeden etwas zu hart geratenen Tritt mit metallisch-sterilem Sound. Das Ride dagegen hat auf dem Body einen schönen und runden Ping und sprüht geradezu vor klarer Definition.