Millenium MPS-150X E-Drum Mesh Set Test

Das Millenium MPS-150X im Test: Während E-Drumsets mit Mesh Heads bislang aufgrund der hohen Preise einen Hauch von Luxus versprühten, ist dieses beliebte Feature, welches ein authentischeres Spielgefühl bewirkt als das Trommeln auf Hartgummipads, mittlerweile schon im unteren Preissegment zu haben. In diesem Bereich hat sich seit vielen Jahren die Thomann-Eigenmarke Millenium fest etabliert und bietet nun mit dem Millenium MPS-150X E-Drum Mesh Set die Möglichkeit, knapp über der 300 Euro-Grenze in die Welt der Meshhead-Sets einzutauchen.

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Die äußeren Werte erscheinen also schon einmal recht vielversprechend, aber wie steht es um den Klang und nicht zuletzt das Dynamikverhalten, welches ja quasi den Prüfstein für sämtliche E-Drumsets darstellt, da es darüber entscheidet, wie authentisch der Klang tatsächlich rüberkommt. Hier ist das Ende der Fahnenstange selbst in den höheren Preisklassen noch nicht erreicht, andererseits gibt es auch unter den preisgünstigen Sets immer mal wieder welche, die sich durchaus hören lassen können. Ob das auch für das MPS-150X zutrefft, erfahrt ihr in unserem Test.

Details

Aluminium und Kunststoff sorgen für ein geringes Gewicht des Racks

Abgesehen vom Bassdrum Pad und den Pedalen sind sämtliche Komponenten des Millenium MPS-150X an einem hellgrauen, sehr leichten Aluminium-Rack befestigt, welches sich aus zwei senkrechten Standbeinen mit den dazu gehörigen Füßen, einer Querverbindung und zwei seitlichen Auslegearmen zusammensetzt. Zwei Beckenarme mit Galgenfunktion und der an der linken Seite angebrachte Halter für das Hi-Hat Pad komplettieren das Bild. Sowohl die Rack-Verbindungen als auch die Halteklammern für die Drumpads und das Modul sind aus Kunststoff gefertigt. An Werkzeug zum Zusammenbau des Racks ist lediglich ein Stimmschlüssel nötig, der im Lieferumfang enthalten ist. Selbstverständlich gehören zum Gesamtpaket auch ein Hi-Hat Controller, der in diesem Fall gänzlich aus Kunststoff gefertigt und dementsprechend sehr leicht ist, sowie ein einfaches Bassdrum-Pedal mit justierbarer Federspannung und Trittplatte aus Metall. 

Fotostrecke: 3 Bilder Leichtgewichtiger Teileträger: Das Rack des Millenium MPS-150X E-Drumsets.

Die Drumpads des MPS-150X Kits – übrigens allesamt Single Zone Versionen, also mit nicht mehr als einem Sound belegbar – sind mit schwarzen Mesh Heads sowie Metallspannreifen bestückt und mittels herkömmlicher Stimmschrauben in der Spannung regulierbar. Das Bassdrum Pad verfügt– wie auch die restlichen Drumpads – über ein Kunststoffgehäuse, welches in ein Metallgestell integriert ist. Unter der Spielfläche befindet sich eine spezielle Polsterung, die für einen natürlichen Rebound sorgen soll. Schraubdornen und ein Klettstreifen an der Unterseite sollen einen sicheren Stand auf Teppichböden gewährleisten. Die drei Tom Pads sowie das Snare Pad werden mit einer metallenen Halterung an den L-Armen der Rackklammern befestigt. Becken- und Hi-Hat Pads sind optisch identisch, allerdings verfügen die Cymbal Pads über eine Choke-Funktion, mit der der Sound nach dem Anschlagen abgestoppt werden kann. Die Gummispielflächen nehmen etwa die Hälfte der Gesamtfläche ein.

Fotostrecke: 4 Bilder Unter der Mesh Head Spielfläche des Bassdrum Pads befindet sich eine Polsterung.

Das Modul fällt ultrakompakt und übersichtlich aus

Das kleine Modul, welches mittig zwischen den Racktom Pads installiert wird, verfügt über ein dreistelliges LED-Display und eine recht überschaubare Anzahl an Bedienelementen. Dazu gehören die Plus/Minus-Buttons unter dem Display, die Tasten für Click/Demo, Mode und Page – wobei die zuletzt genannten auch als Temporegler fungieren – sowie links die Start/Stop-Taste für die Patterns sowie der Lautstärkeregler. Auf der Gehäuserückseite finden wir den Ein/Aus-Schalter sowie den Großteil der Anschlüsse: USB, MIDI, Ein- und Ausgänge. Die 25-polige Buchse zum Anschluss der Pads befindet sich auf der Unterseite.

Fotostrecke: 3 Bilder Nein, kein Radiowecker! Das kleine MPS-150X Modul ist sehr übersichtlich ausgestattet.

Praxis

Im folgenden Videos spiele ich alle zehn Preset Kits des MPS-150X für einen ersten Klangeindruck kurz an.

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Mehr Informationen

Das Rack ist zügig aufgebaut, die Pads spielen sich angenehm und vor allem leise

Das Rack ist dank der klar voneinander unterscheidbaren Elemente und der verständlichen Aufbauanleitung schnell auf die Beine gestellt und flexibel justierbar. Scharfe Kanten oder grobe Verarbeitungsschwächen kann ich nicht erkennen, lediglich die Plastikschrauben wirken – wie meistens in dieser Preisklasse – so, als ob sie einer allzu harten Beanspruchung nicht lange standhalten würden. Aber da die Zielgruppe des Millenium MPS-150X mit Sicherheit nicht der tourende Livedrummer ist, sondern das Gerät vermutlich in den eigenen vier Wänden seinen Bestimmungsort findet, dürften hier keine Probleme zu erwarten sein. Die Mesh Head Pads zeichnen sich durch eine geringe Anschlaglautstärke aus, wodurch der Körperschall sich in Grenzen hält. Auch das Spielgefühl ist, nachdem ich die Spannung an Snare- und Tompads etwas erhöht habe, sehr angenehm.

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Vorsicht bei der Editierung, sonst sind die Kits futsch!

So einfach wie das Modul aufgebaut ist, gestaltet sich auch die Bedienung. Nach dem Einschalten befindet man sich im Kit-Modus und kann über die Plus/Minus-Tasten das gewünschte Kit auswählen. Neben der Bestimmung der Lautstärke beinhalten die Kit-Parameter noch die Möglichkeit, den Hall für das ausgewählte Kit ein- und auszuschalten. 
Der Click kann bei Bedarf über die entsprechende Taste gestartet und im Click-Modus bezüglich der Lautstärke, des Taktmaßes, der Subdivisions (Viertel, Achtel, Achteltriolen, Sechzehntel, Sextolen) und des Sounds angepasst werden. 
Der Voice-Modus bietet zwar keine Möglichkeit, die vorhandenen Sounds zu transponieren oder anderweitig zu verändern, aber immerhin kann die Sound-Belegung innerhalb der Kits frei bestimmt werden, mit anderen Worten, die Preset Kits können überschrieben werden. Da diese Veränderungen dauerhaft gespeichert werden und es keine Reset-Funktion – weder global noch für einzelne Kits – gibt, rate ich dazu, die Sound-Nummern der zehn Preset Kits am Anfang zu notieren, so dass man bei Bedarf die ursprünglichen Einstellungen wiederherstellen kann. Jedem Pad kann eine unterschiedliche Lautstärke zugewiesen werden, und auch die MIDI-Noten für die Pads sind frei bestimmbar.

Die Sounds und Songs lassen wenig Begeisterung aufkommen 

108 Sounds finden Platz im MPS-150X Modul – im Vergleich zu anderen E-Drumsets keine allzu große Auswahl. Neben akustischen Schlagzeug-Sounds gibt es die gängigsten E-Drum Sounds sowie eine große Auswahl an Percussion-Instrumenten. 
Hier könnt ihr alle 108 Sounds, getrennt nach Bereichen, im Schnelldurchlauf hören.

Audio Samples
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Bassdrums (14 Sounds) Snares (19 Sounds) Toms (24 Sounds) Becken und Hi-Hats (23 Sounds) Percussion (28 Sounds)

Die Anzahl der Sounds täuscht in einigen Fällen etwas. So gibt es zum Beispiel keine 24 unterschiedlichen Toms, es sind lediglich vier, die in jeweils sechs verschiedenen Tonhöhen gespeichert sind.
Die Qualität der Sounds ist akzeptabel, allerdings kann man sich aufgrund der fehlenden Editierungsmöglichkeiten schnell „satthören“, und klangliche Wunder sind natürlich in dieser Preisklasse nicht zu erwarten. Auffallend ist, dass die Presets relativ wenige Sounds aus der Percussion-Abteilung verwenden, hier steckt also – zumindest quantitativ – doch noch etwas mehr unter der Haube als zunächst vermutet.
Einige ausgewählte Preset Kits könnt ihr hier hören:

Audio Samples
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Kit 01 Acoustic Kit 02 Standard 1 Kit 03 Rock Kit 04 Standard 2 Kit 07 Brush Kit 09 808

Im Pattern-Modus kann man zwischen 40 frei im Tempo veränderbaren Begleitpatterns wählen, die aus einer vorgefertigten Drum-Spur und dem eigentlichen Pattern bestehen. Die Lautstärken der beiden Spuren können individuell geregelt werden, und die Zuschaltung des Clicks ist hier natürlich ebenfalls möglich. Die Patterns bringen mich mit ihren Synthi-Bläsern und altertümlichen Plastiksounds mitunter zum Schmunzeln, was aber nicht bedeutet, dass sie zum Mittrommeln nicht ihren Zweck erfüllen würden. Für die Einspielung externer Play-Alongs besteht die Möglichkeit, eine Klangquelle an die Aux In Buchse anzuschließen.
Eine Auswahl aus den insgesamt 40 Patterns könnt ihr hier hören:

Audio Samples
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Song Auschnitte

Ein enger Dynamikbereich begrenzt die Ausdrucksmöglichkeiten

Gute Soundqualität sowie feine dynamische Abstufungen erfordern üppigen Speicherplatz, und der ist in der unteren Preisklasse meistens nicht vorhanden. Infolgedessen müssen häufig ein bis zwei Samples den gesamten Dynamikbereich abdecken, und das trifft auch auf das MPS-150X zu. In den meisten Fällen wird mit einem einzigen Sound gearbeitet, was bedeutet, dass es in unterschiedlichen Lautstärken keinerlei klangliche Veränderung gibt. Bei der Snare des Kits 01, zu hören im folgenden Soundfile, sind es immerhin zwei Sounds, aber für einen halbwegs authentischen Klangeindruck ist das natürlich immer noch zu wenig.

Audio Samples
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Snare Kit 01 Acoustic

Die Single Zone Ausführung der Pads wirkt sich vor allem auch auf die Becken und die Hi-Hat aus. Bell-Sounds bei den Rides gibt es somit leider nicht, und die Hi-Hat bietet klanglich kaum Variationen, wobei das Öffnen und Schließen des Pedals aber recht präzise funktioniert. 

Audio Samples
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Becken / Hi-Hat solo

Lautstärkeabstufungen vermag das Modul nur sehr grob zu differenzieren. Die folgende Grafik zeigt in der oberen Kurve die reale Anschlagstärke des Snarepads und darunter die vom Modul ausgegebene Lautstärke. Während die Abstufungen im unteren Dynamikbereich noch einigermaßen realistisch aussehen, ist bereits ab einer mittleren Anschlagdynamik das Limit erreicht und es sind keine Veränderungen mehr hörbar. 

Snare Kit 04 Standard 2, dynamisch ansteigend.
Snare Kit 04 Standard 2, dynamisch ansteigend.

Im entsprechenden Soundfile könnt ihr auch nachhören, wie stark die Latenz, also die Verzögerung zwischen Anschlag und ausgelöstem Sound, ausfällt. Dieses bei E-Drums systembedingte Phänomen kann in den schlimmsten Fällen ein unangenehm träges Spielgefühl zur Folge haben. Dies ist glücklicherweise beim MPS-150X nicht der Fall. Die Latenz beträgt acht Millisekunden und macht sich beim Spielen kaum bemerkbar.

Audio Samples
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Snare Kit 04 Standard 2, dynamisch ansteigend

In der folgenden Grafik habe ich die Latenz sichtbar gemacht:

Latenz Snarepad in der grafischen Darstellung.
Latenz Snarepad in der grafischen Darstellung.

Die USB-Verbindung öffnet die Tür zu neuen Klangwelten

Wer der internen Sounds irgendwann überdrüssig wird, zieht womöglich die Nutzung hochwertiger externer Soundbanken aus dem Rechner in Betracht. Dies ist über die USB-Verbindung leicht möglich, und erfreulicherweise stimmt, als ich in meinem Macbook Pro das Garage Band Programm öffne, auch die Pad-Zuordnung sofort. Vor allem in puncto Dynamik bleiben hier keine Wünsche offen, wie ihr im letzten Soundfile hören könnt. 

Audio Samples
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Garage Band Smash Kit

Fazit

Das Millenium MPS-150X ist die derzeit preisgünstigste Möglichkeit, ein ladenneues Mesh Head E-Drumset zu erwerben. Die Qualität der Pads ist in Ordnung, ebenso wie die des Racks, wobei die Plastikschrauben aber nicht überbeansprucht werden sollten. Auf der Habenseite ist weiterhin das geringe Gesamtgewicht des Kits zu verbuchen, und auch die Möglichkeit, aus den 108 Sounds eigene Drumkits zu erstellen, weiß zu gefallen. Allerdings müssen dafür Preset Kits, von denen es lediglich zehn gibt, überschrieben werden. Leider sind die dann aufgrund der fehlenden Reset-Funktion auch unwiederbringlich verloren, sofern man die Einstellungen nicht vorher notiert hat. Die nicht editierbaren Sounds sind brauchbar, klingen aber recht eindimensional. Wie aus einem 80er Jahre Home-Keyboard entsprungen muten viele der 40 Play-Along Tracks an, aber zum Üben erfüllen sie ihren Zweck. 
Wer also klanglich keine hohen Ansprüche stellt und ein preisgünstiges, geräuscharmes, kompaktes und funktionierendes E-Drumset für zu Hause braucht, könnte mit dem Millenium MPS-150X glücklich werden.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • günstiger Anschaffungspreis
  • Erstellung eigener Kits möglich
Contra
  • begrenzter Dynamikumfang
  • mäßige Sounds
  • nur zehn Kit-Speicherplätze
  • keine Reset-Funktion
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Millenium MPS-150X E-Drum Mesh Set Test
Für 319,00€ bei
Kompakt, flüsterleise und leicht, aber klanglich begrenzt: Das Millenium MPS-150X E-Drum Mesh Set.
Kompakt, flüsterleise und leicht, aber klanglich begrenzt: Das Millenium MPS-150X E-Drum Mesh Set.

Technische Spezifikationen

  • Hersteller: Millenium
  • Bezeichnung: MPS-150X E-Drum Mesh Set
  • Modul:
  • Anzahl der Drumkits: 10
  • Anzahl der Sounds: 108
  • Anzahl der Begleitpatterns: 40
  • Metronom: Tempo 30 bis 280, 5 Sounds
  • Effekte: Reverb
  • Anschlüsse:
  • DB-25 Multipin-Stecker für Pads
  • Aux In (3,5 mm Stereo-Klinke)
  • Phones Out (3,5 mm Stereo-Klinke)
  • Line Out (2 x 6,3 mm Klinke)
  • USB Port
  • MIDI Out
  • Netzteilanschluss 9 V
  • Pads:
  • Bass Drum: 8“ Mesh Head Pad
  • Snaredrum: 10“ Mesh Head Pad
  • Toms (3): 8“ Mesh Head Pads
  • Becken: 10“ Crash Pad, 10“ Ride Pad, jeweils mit Choke-Funktion
  • Hi-Hat: 10“ Hi-Hat Pad
  • Hi-Hat Controller
  • Hardware:
  • Aluminium-Rack mit Kunststoff-Verbindungen
  • 3 Haltearme für Becken und Hi-Hat
  • Kunststoff-Klammern mit L-Armen für Drumpads und Modul
  • Zubehör: Aufbauanleitung, Bedienungsanleitung, Netzteil, Verbindungskabel, Vierkantschlüssel, Drumsticks
  • Preis (Verkaufspreis): EUR 311,-

Seite des Herstellers: https://milleniumdrums.com

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