Praxis
Stabiles Rack, angenehm spielbare Pads
Nachdem ich das Set aus seinem großen Karton befreit habe, steht nach einer guten halben Stunde das MPS-425 spielbereit vor mir. Qualitativ wirkt das Gestänge im Gegensatz zu den Konstruktionen höherer Preisklassen kaum schlechter, und durch das geringe Gewicht der Pads hält sich die mechanische Belastung der Kunststoffmanschetten auch in Grenzen. Ein erstes Anspielen offenbart angenehme Rebound-Eigenschaften der Gummi-Pads mit relativ geringer Geräuschentwicklung. Das Mesh Head des Snare Pads spanne ich durch leichtes Anziehen der Stimmschrauben noch etwas fester, um das Spielgefühl zu verbessern. Das Bass Drum Pad samt angeschraubter Fußmaschine macht, was es soll und reagiert sensibel genug auch auf leise Anschläge. Die Größe der Spielfläche ermöglicht auch den Einsatz eines Doppelpedals. Im Sinne der maximalen Lautstärkereduzierung empfehle ich, die Filzseite des Schlägels zu benutzen, die sich in Bezug auf die Trigger-Eigenschaften nicht von der Kunststoffseite unterscheidet.
Reichlich Sounds in guter Qualität und einfache Bedienung
Die 30 Preset Kits decken den Bereich von akustischen Drumsounds über Elektronik bis hin zu Percussion Setups vollständig ab. Einige Kits beinhalten melodische Patterns, bei denen die Einzeltöne in fester Abfolge durch wiederholtes Anschlagen eines Pads abgerufen werden. Leider ist es nicht möglich, diese Patterns zu transponieren.
Im folgenden könnt ihr verschiedene akustische und elektronische Kits des MPS-425 hören:
Und hier kommen zwei Kits mit vorprogrammierten Melodielinien:
Insgesamt hinterlassen die Sounds des MPS-425 einen überzeugenden Eindruck. Für ein Modul dieser Preisklasse klingen gerade die akustischen Sounds, zum Beispiel die Becken, sehr authentisch. Die Ein-Zonen-Belegung des Ride-Becken Pads wird bei einigen Sounds geschickt umgangen, indem bei steigender Anschlagstärke ein Crash- oder Bellsound hinzu gemischt wird. Die meisten Preset Kits sind mit Reverb versehen, was aufgrund der guten Hallqualität die Sounds noch etwas hochwertiger erscheinen lässt. Der Hallanteil kann bei der Programmierung eigener Kits jedem Pad individuell zugeordnet werden. Insgesamt gestaltet sich die Editierung der Voices und Kits sehr einfach und übersichtlich, allerdings ist hier Sorgfalt angesagt, denn es gibt keine Warnung, wenn man während der Bearbeitung eines Kits versehentlich in ein anderes wechselt. Alle Änderungen sind dann verloren und man darf von vorne beginnen.
Hier hört ihr jeweils eine Auswahl verschiedener Instrumentengruppen, jeweils mit Hall versehen:
Hier kann man die dynamische Überblendung bei zwei ausgewählten Beckensounds hören:
Für dich ausgesucht
Wurde bei der Anzahl der Speicherplätze eine Null vergessen?
Nicht optimal sind in einigen Kits die Lautstärkeabstimmungen der Einzelinstrumente untereinander. Man kann zwar relativ schnell die nötigen Korrekturen vornehmen, aber will man die das Ganze dann in der gewünschten Form speichern, stößt man bei den mickrigen fünf Speicherplätzen schnell und unsanft an die Grenze. Das genügt gerade mal, um ein paar der Preset Kits zu optimieren, für eigene Kreationen ist dann leider kein Platz mehr. Und das ist schade, denn mit den vorhandenen Sounds könnte man sich viele schöne Drumkits zusammenstellen, die das ganze Potenzial des Moduls zeigen würden.
Viel Freude mit den Preset Songs
Viele der Preset Songs machen richtig Spaß. Selbst wenn die verwendeten Sounds nicht immer auf der Höhe der Zeit sind, merkt man doch, dass hier mit viel Liebe zum Detail zu Werke gegangen wurde. Meist handelt es sich um vier- bis achttaktige Phrasen, die im Tempo über den gesamten Bereich von 30 bis 280 bpm variiert werden können. Bei der Aufnahme eigener Songs – maximal fünf – können die Presets bei Bedarf mit aufgezeichnet werden. Ein über den Aux In zugeführtes externes Signal hingegen kann nicht aufgenommen werden.
Im Folgenden könnt ihr eine kleine Auswahl der Songs des MPS-425 hören. Die Drums werden jeweils nach einigen Takten mit der „Drum Off“-Taste ausgeschaltet:
Spielgefühl und Dynamik in der Praxis
Beginnen wir mit dem Teil des Drumsets, der sich bei preisgünstigen Kits oft als das schwächste Glied in der Kette erweist, der Hi-Hat. Das Spielgefühl dieses recht komplexen Instrumentes ist mit elektronischen Mitteln schwer nachzubilden, vor allem, wenn das Becken nicht mechanisch per Fußpedal gesteuert werden kann wie bei einer echten Hi-Hat Maschine. Das bedeutet natürlich nicht, dass die Variante mit einer separaten Controller-Einheit nicht auch funktionieren könnte. Im Grunde genommen klappt das hier auch einigermaßen, allerdings braucht das Pedal schon einen etwas stärkeren Druck, um den Sound der geschlossenen Hi-Hat hörbar zu machen. So kommt es zum Beispiel beim durchgängigen Treten des Pedals in Viertelnoten schon einmal zu Aussetzern oder, wenn man die Ferse vom Pedal nimmt und mit der Fußspitze spielt, zu Doppel-Triggern. Die dynamischen Abstufungen der Hi-Hat-Sounds kennen, im Gegensatz zu vielen anderen Modulen dieser Preisliga, zum Glück nicht nur die drei Varianten geschlossen, halb offen und offen. Je nach ausgewähltem Sound kann ich maximal fünf Abstufungen ausmachen, was ausreichend für einen einigermaßen authentischen Eindruck ist.
Ein gutes Ansprechverhalten kann den Cymbal Pads bescheinigt werden, allerdings stört es ein wenig, dass die Choke-Funktion nicht zeitgleich mit dem Festhalten des Beckens, sondern mit einer leichten zeitlichen Verzögerung anspricht.
Besonders interessant ist immer der Vergleich der tatsächlich aufgewendeten Schlagenergie mit der am Modulausgang ausgegebenen Lautstärke. Bei einer akustischen Trommel verläuft diese Kurve logischerweise linear, allerdings sind die gängigen E-Drum-Module, selbst in den höheren Preisklassen, weit davon entfernt. Umso erfreulicher ist es, dass das dynamische Verhalten der sensibel ansprechenden Pads des MPS-425 durchaus passabel ausfällt und sich keinesfalls hinter höherpreisigen E-Drumsets verstecken muss.
Die folgende Grafik demonstriert am Beispiel des Snare Pads den dynamischen Verlauf bei Dynamikkurve 1 (linear). Der obere Teil der Grafik zeigt die reale Anschlaglautstärke des Pads, die mit einem Mikrofon aufgezeichnet wurde. Unten ist der dynamische Verlauf des Snaresounds am Modulausgang dargestellt.
Ein weiterer wichtiger Faktor für ein realistisches Spielgefühl ist der zeitliche Abstand zwischen dem Schlag auf das Pad und dem ausgelösten Sound. Dieser mit Latenz bezeichnete Wert bewegt sich beim Millenium MPS-425 Modul mit sieben Millisekunden im mittleren Bereich und macht sich beim Spielen nur geringfügig bemerkbar. Die folgende Grafik veranschaulicht den Zusammenhang:
Das MPS-425 als Steuereinheit
Über die MIDI Schnittstelle sowie den USB Port können Daten in Recording- oder Notenprogramme übertragen werden sowie externe Sound-Dateien angesteuert werden. Falls man der internen Sounds überdrüssig wird, kann man sich hier also nach Belieben an den unterschiedlichsten Quellen bedienen. Im folgenden Beispiel wurde das „Heavy Kit“ aus dem Garage Band Programm über die MPS-425 Pads gespielt, ohne dass dazu am Modul irgendwelche Parameter verändert werden mussten.
Lorenz Neumann sagt:
#1 - 04.04.2016 um 12:42 Uhr
Hi, eure Test sind wirklich super! Danke für eure 1. klassige Arbeit!!
Seit März 2016 hat Thomann das MPS 750 im Angebot. Ein Mesh-set mit 2 Crashes und 3-Zonen-Ride für 500 €
Es ist diesem Set hier recht ähnlich.
Würdet ihr auch das MPS 750 mal genauer ansehen und auch einen so wundervollen Test machen???
lg
bonedo Chris sagt:
#1.1 - 04.04.2016 um 13:13 Uhr
Hi Lorenz, ja, das ist schon für den Zeitraum nach der Musikmesse geplant. Danke für das nette Feedback!
Chris
Antwort auf #1 von Lorenz Neumann
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenFlorian sagt:
#1.1.1 - 17.06.2016 um 22:16 Uhr
Hi, gibt es schon einen konkreten Termin, wann der Test zum MPS 750 bereit steht? Warte sehnsüchtig darauf :)
Antwort auf #1.1 von bonedo Chris
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