Millenium MPS 500 E-Drum Set Test

Praxis

Das ultraleichte Aluminiumrack habe ich bereits zusammengesteckt, nun ist die Montage der einzelnen Drum- und Cymbalpads an der Reihe. Voller Vorfreude befreie ich die wunderschön verkromten Beckenarme aus der überaus sorgfältigen Verpackung. Dabei rutschte ich leicht ab und …Aaaah! – also doch… ich hätte meine Auf-und Abbauhandschue anlegen sollen – ich habe mich tatsächlich geschnitten! Die geschliffene Kante am Ende des Beckenarms kann man ersatzweise auch zum Zwiebelschneiden verwenden! Fiese Kanten an Millenium-Hardware hat schon häufig zu Verletzungen bei Testern geführt, also: Vorsicht! Ich montierte nun die Pads, Beckenarme und Cymbalpads an die schon vormontierten Rackklammern. Jetzt fehlte nur noch die Verkabelung zum Soundmodul. Durch die Zusammenführung der einzelnen Stereoklinkenkabel auf einem SUB-D-Stecker gelingt das in Sekundenschnelle. Das Soundmodul montierte ich gleich neben dem Hi-Hat-Pad, die beiden Pedale sind schon bereitgestellt. So, fertig ist der Zauber!
Zuerst folgendes zur Funktionalität der Pedale: Das Öffnen der Hi-Hat wird mittels Control-Pedal simuliert. Der Controller reagiert sehr gut und lässt auch ganz feine Hi-Hat-Öffnungen zu. Das Bassdrumpedal ist mit zwei Spannfedern ausgestattet und spielt sich absolut problemlos und butterweich. Nach den ersten paar Grooves bemerke ich, wie sich einer der beiden Beckenarme leicht nach vorne neigt. Das Problem liegt an den Rackklammern, die sich trotz kraftvollen Anziehens der Feststellschrauben nicht hundertprozentig fixieren lassen. Ähnliches passiert beim Snarepad, das auf einer etwa 30 cm langen Rackstange montiert ist, die wiederum vom Hauptrack abgeht. Durch die Hebelwirkung des schwergewichtigen Snarepads entsteht anscheinend zu viel Druck, um eine feste Fixierung zu erzielen. Da muss man leider manchmal den Spielvorgang unterbrechen und gegebenenfalls das Pad oder auch Cymbalpad zurechtrichten.

Obwohl ich eigentlich überhaupt kein Fan von Gummipads bin, empfinde ich das Spielgefühl als erstaunlich gut. Das Reboundverhalten der Pads erweist sich als äußerst angenehm, etwas härter als auf einem Naturset, jedoch gewöhnt man sich sehr schnell daran. Beim Snarepad könnte man aber durchaus in ein qualitativ hochwertigeres Pad investieren oder es gleich in ein Meshhead-Pad austauschen, da ich das Gefühl habe, dass sich kraftvolle Schläge auf die doch recht harte Oberfläche vor allem in dem Handgelenk der Hand bemerkbar machen, das für den Backbeat sorgen soll. Gleich nach dem Hochfahren des Soundmoduls nehme ich einen Sound über meine bereits angesteckten Kopfhörer wahr. Man befindet sich im ersten Drumsetpreset, das einen eher mittelmäßigen Natursound liefert.
Mittels des im Zentrum des Moduls befindlichen “Wheels” springe ich kinderleicht in der Presetbank weiter und teste mich durch die Sounds. Die Naturkit-Sounds können leider nicht wirklich überzeugen. Während Snare- und Bassdrumsamples oft ganz brauchbar sind, empfinde ich die Tomsounds als eher mittelmäßig. Ich habe auch das Gefühl, dass die manchmal schlechte Ansprache der Tompads zu einer unnatürlichen Dynamik der getriggerten Sounds führt.
Ganz anders sieht es bei weiteren Presetkits aus. Vor allem die Sounds im Electronic- und Drum´n´Bass- Bereich sind sehr brauchbar. Besonders sind es wieder die Snare- und Bassdrumsamples, die zu überzeugen wissen. Zum Glück kann man sich ja relativ einfach das Beste der Soundbank in seinen eigenen Userkits zusammenstellen, das funktioniert relativ einfach und ist sehr gut in der Bedienungsanleitung beschrieben. Durch die MIDI-over-USB-Schnittstelle sind außerdem den persönlichen Sounds keine Grenzen gesetzt. In Sekundenschnelle ist es möglich, eine Verbindung seines Drumkits beziehungsweise Soundmoduls mit seiner eigenen Soundfilebank am Computer herzustellen. Man verbinde ein handelsübliches USB-Kabel mit seinem Rechner, öffne eine DAW wie Logic oder Cubase, erstelle eine Midi-Spur und schon meldet ein kleines Blinken den erfolgreichen Kontakt mit dem Soundmodul. Endlich kann ich meine über die Jahre gesammelten Drumsounds auch wirklich am Set spielen, und das sogar sehr latenzarm! Das ist ja wie Ostern und Geburtstag an einem Tag! Yihaaa! Zudem besteht aber noch die Möglichkeit, eigene Drumparts direkt am Soundmodul zu recorden. Dazu stehen zehn Userspeicherplätze zur Verfügung, die durch einfaches Anwählen und Betätigen des Recordingbuttons auch schon mit den selbst gespielten Drumparts beladen werden. Wenn sich der Computer gerade mal nicht in Reichweite befindet, ist diese Funktion zum Festhalten von Drumparts und Ideen eine sehr gute Alternative!
Das Aluminiumrack lässt sich sehr einfach zusammenklappen. Durch einfaches Abschrauben beziehungsweise Abstecken der einzelnen Pads (die Verkabelung verbleibt direkt am Rack), bringt man das Set in ein transportfähiges Format: Es findet dann sogar in so manchem Kleinwagen Platz. Somit ist der Weitertransport in die nächste Probe- bzw. Konzertlocation ohne wirklich großen Aufwand gesichert! Das Ansteuern externer Soundmodule über das MPS-500 ist jedoch leider nicht möglich, da auf einen herkömmlichen MIDI-Anschluss verzichtet wurde.

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