Millenium MPS-600 Test

PRAXIS
Vor das Vergnügen drängt sich einer alten Weisheit zufolge leider oftmals die Arbeit. Bevor ich also mit den mitgelieferten Stöcken den Pads die Hintern versohlen darf, muss ich zunächst das Kit aus seinen Einzelteilen zusammenbauen. Dazu werden die Rackstangen in ihre Plastik-Kupplungen gesteckt. Wer es kennt: Das ist das “Lego-Technik”-Prinzip.

Allerdings kann sich der skandinavische Spielzeughersteller mit durchgehend hervorragender Verarbeitungsqualität brüsten. Im Falle des MPS-600 kann das Millenium leider nicht. Beim zweiten zusammenzusetzenden Holm habe ich die Bekanntschaft mit Dr. Schmerz gemacht: Den ordentlich langen und spitzen Metallsplitter von der Schnittkante einer Rackstange konnte ich zum Glück aus der Kuppe meines Zeigefingers ziehen, ohne dass er abbrach. Aua! Als jugendlicher Fachzeitschriftenleser habe ich bei der Anmerkung “saubere Entgratung” immer gedacht “Na und?”. Jetzt weiß ich, dass es sich dabei keineswegs um Füllfloskeln handelt. Bevor es weitergeht, führt mich mein Weg also zur Test-Tabelle auf meinem Computer – und dort direkt zur Box mit den Negativpunkten. Etwa zehn Minuten später besuche ich meinen Computer erneut: Diesmal ist der Flügel einer Beckenstativschraube gebrochen! Die Bruchstelle gibt den Blick auf das Metall unter der Verchromung frei. “Hochwertig” ist das nicht. Nun ja, noch gibt es eine ganze Reihe an Punkten in meinem Test, die das MPS-600 zur Aufholjagd nutzen kann.

Der weitere Aufbau gestaltet sich jedoch recht genehm. Das Ausrichten der Pads ist einfach, die Verkabelung gelingt dank des Kabelstrangs mit Farbcodierung, guter Beschriftung und angepasster Länge der einzelnen Kabel spielend leicht. Vom Kind bis zum Basketballer kann sich jeder das MPS komfortabel einrichten, auch Linkshänder werden kein Problem haben. Mit der Ausrichtung und Anordnung der Toms ist man recht flexibel, allerdings ist es nicht so einfach, etwa die letzte Floortom auf die Hi-Hat-Seite zu verfrachten. Wer den Multicore-Mantel nicht aufschneiden möchte, nimmt ein Kopfhörer-Verlängerungskabel. Die Ausrichtung der Snare erfolgt ebenfalls recht einfach, die Hat wünscht man sich aber doch etwas flexibler.

Der erste Kontakt mit dem Modul erweist sich als unkompliziert – Kit auswählen und los. Auch mit noch nicht aufgedrehtem Kopfhörerlevel höre ich schon etwas. Die physikalischen Schlaggeräusche auf die Pads könnten gerne etwas leiser sein. Das Spielgefühl ist aber um Klassen besser als auf Sets von vor zehn oder fünfzehn Jahren. Der Hi-Hat-Controller bleibt dank Klett an seinem Platz, das Bassdrumpad nimmt mir meine nicht ganz schulbuchmäßige Technik übel und versucht, sich aus dem Staub zu machen. Wer für Doppelschläge den Fußballen zu sehr über das Pedal schiebt, drückt das gesamte Paket aus Pedal und Pad von sich weg. Eine echte Bassdrum kann mit ihrem Eigengewicht und den Spurs dagegenhalten, ein Pad hat es da nicht so einfach. Ein zusätzlicher Dorn (erhältlich für Klimpergeld im Fachhandel) löst dieses Problem jedoch zuverlässig.

Mesh-Heads sind, was das Spielgefühl angeht, momentan State-Of-The-Art, dies macht sich vor allem auf der Snare bemerkbar. So richtig Lust auf Rolls und Co bekommt man bei den Gummiflächen nicht. Schnell genug sind sie zwar, doch von echtem Fellgefühl weit entfernt – das gilt für alle Gummiflächen der teureren Hersteller ganz genauso. Zudem sind Mesh-Heads netter zu den Handgelenken, vielleicht auch nur, weil man die Belastung besser gewohnt ist. Die Ideallinie beim Rennen um die Pluspunkte hat das E-Drumkit leider noch nicht gefunden.

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Doch kaum mache ich mich über die Soundauswahl her, kommen die Punkte fast von alleine. Das MPS-600 ist mit hochwertigen Samples ausgestattet, die sich vor denen der teureren Konkurrenz bestimmt nicht verstecken müssen. Hervorzuheben sind Ride-Sounds und Bassdrums. Das Kapitel “gute Tomsounds bei E-Drumkits” behandeln wir in zehn Jahren in einem Special, in der Hoffnung, dass die Hersteller bis dahin gemerkt haben, dass man auch seltener gespielte Instrumente nicht stiefmütterlich behandeln sollte. Ich kenne kein noch so teures E-Drumkit mit wirklich guten und flexiblen Tomsounds.
Die Zusammenstellung zu Preset-Kits lässt das Millenium allerdings weit hinter seinen Möglichkeiten. Mit ein wenig einfacher Editierarbeit lassen sich im Handumdrehen hervorragend klingende Drumsets zusammenstellen. Vor allem manchen Triggereinstellungen (besonders denen der Hi-Hat!) und Lautstärke-Balancen tut ein wenig Handanlegen gut. Die Audioqualität des kleinen ovalen Geräts ist überwältigend gut, keine auffallenden Wandlerartefakte trüben das Klangerlebnis. Respekt!

Audio Samples
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Beat 1 Beat 2 Beat 3 Room-Beat Broken Beat Schranz Tabla-Beat

Möchte man mehr als nur spielen oder Audio live aufnehmen, gibt es bei einem derartigen System zwei Möglichkeiten: Entweder schickt man die gewandelten Triggersignale per MIDI an einen Computer, um sie dort aufzuzeichnen und zu editieren, oder man bemüht den eingebauten Sequencer. Sicher weniger umfangreich, ist er aber leicht zu bedienen in Trommlers Reichweite – und muss nicht dazugekauft werden. Leicht von der Hand geht sie, die Arbeit mit Parts und Songs, es ist damit weitaus mehr möglich als nur das Festhalten von Ideen. Auch das Abspielen von MIDI-Files von SD-Karte stellt niemanden vor unlösbare Aufgaben.

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Die Settings im Bereich MIDI sind erwartungsgemäß recht mager, was aber sicher darin begründet ist, dass sich die Arbeitsweisen geändert haben. Dennoch fände ich es angenehmer, im Handbuch eine gute, alte MIDI-Implementationstabelle wiederzufinden. Auch die umfangreiche Ausstattung mit Dokumentation von Control-Changes und SysEx hat noch keinem Gerät geschadet. Weitaus wichtiger ist jedoch die Anpassungsmöglichkeit an den GM-Standard. Vor allem, wenn mit dem MPS ein Drumsystem auf einem Computer oder einem Hardware-Klangerzeuger angesteuert werden soll, kann man sich dadurch auf ein einheitliches Mapping verlassen. Umgekehrt vermag das Drummodul, ohne umständliches Re-Mapping auch MIDI-Files von externen oder dem eingebauten Sequencer wiederzugeben. Neben der “old school” MIDI-Schnittstelle steht für diese Zwecke auch eine USB-B-Buchse zur Verfügung, über die MIDI-over-USB möglich ist. Leider ist ein spezieller Editor für Mac oder PC nicht vorgesehen. Schmerzlich vermisst habe ich eine “MIDI-In”-LED, einen entsprechenden Hinweis auf dem Display oder zumindest “mitspielende” Triggeranzeigen, wie es beim Normalbetrieb des MPS-600 der Fall ist.

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Joerg sagt:

#1 - 29.12.2011 um 00:11 Uhr

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Hallo liebe Redaktion,ich habe mir vor dem Kauf dieses Drums euren Bericht aufmerksam durchgelesen. Dieser hatte mich überzeugt das Set zu kaufen. Ich spiele das E-Drum jetzt seit ca. 15 Monaten und muss sagen, dass alles, was ihr geschrieben habt stimmt. Ich hatte die Kiste auch schon zu einem Gig mit (war nur gedacht als Übungs-Drum für zuhause damit meine Frau noch bei mir bleibt) und muss sagen, dass es auch hier mehr als ausreichen seine Dienste getan hat. Die Snare werde ich noch austauschen, dann ist es zum Üben und für kleine Auftritte perfekt.Vielen Dank für eure Entscheidungshilfe.Gruß
Jörg

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