Pads und Spielgefühl können nicht durchgängig überzeugen
Nachdem ich das Millenium MPS-850 aus seinem Karton befreit und aufgebaut habe, checke ich zunächst den Härtegrad der Mesh Heads, um festzustellen, dass die Spannung bei den Tom Pads und der Bass Drum o.k. ist, ich beim Snare Pad aber noch etwas nachziehen muss. Hier ist allerdings Vorsicht geboten, denn diese einlagigen Mesh Heads auf das gleiche Level zu bringen wie eine hart gespannte Snare Drum, ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Wer einen wirklich harten Rebound auf dem Snare Pad benötigt, wird hiermit wohl nicht glücklich. Die Ansprache des Snare Pads ist im mittleren Bereich gut, allerdings werden sehr leise Anschläge im äußeren Bereich der Fellfläche verschluckt, was man vor allem bei Presswirbeln hört. Meine Idee, es mal mit der Erhöhung der Sensitivity in den Trigger Settings zu probieren, fruchtet leider nicht, da sich statt der Anschlagsempfindlichkeit lediglich die Lautstärke des Snaresounds verändert. Mit anderen Worten: Die Pad-Empfindlichkeit ist nicht variabel.
Rutschende Bassdrum
Die Becken-Pads sind sehr leicht und damit etwas gewöhnungsbedürftig. Das Rebound-Verhalten ist dennoch gut, was auch für das Hi-Hat Pad gilt. Leider erzeugt dieses aber bei Anschlägen am Rand des Pads ein relativ lautes, hohl klingendes Geräusch, welches vermutlich durch eine nicht sorgfältige Verklebung der Gummispielfläche begründet ist. Auch mit dem Bassdrum Pad gibt es ein kleines Problem: Es rutscht während des Spielens, trotz Teppich und ausgefahrenen Dornen am Pad-Gestell, immer wieder leicht nach vorne. Wahrscheinlich liegt es daran, dass die Dornen nicht schräg ausgerichtet sind, sondern senkrecht nach unten zeigen. Da die mitgelieferte Fußmaschine keine Dornen besitzt, kann hier nur eine andere Fußmaschine wirklich Abhilfe schaffen.
Die Sounds und Play-Alongs klingen für die Preisklasse o.k.
Jetzt spiele ich mich zunächst durch die 30 Preset Kits und habe sofort das Gefühl, dass mir die Sounds irgendwie bekannt vorkommen. Ein kurzes Recherchieren in meinen vergangenen Testberichten bestätigt es dann: Das Modul ist eng verwandt mit dem „kleinen Bruder“ MPS-425, aber auch mit dem Modul, welches Alesis für seine Forge, Command und Crimson Sets verwendet, und das betrifft nicht nur die Sounds, sondern auch die Songs bzw. Play-Along Tracks. Allerdings fällt die Auswahl der Preset Kits beim MPS-850 mit 30 gegenüber 50 bei Alesis etwas kleiner aus, und auch die Anzahl der Sounds wurde geringfügig reduziert.
Die Lautstärkeverhältnisse der Einzelinstrumente innerhalb der Kits sind nicht immer optimal, hier müssen teilweise die Fader bemüht werden, um die richtige Balance herzustellen. Zu Lobeshymnen konnte ich mich weder bei Alesis noch jetzt beim MPS-850 hinreißen lassen, aber gerade angesichts des Preises von 600 Euro gehen die Sounds durchaus in Ordnung, und vor allem klingen sie wesentlich besser als die des MPS-750. Hier gibt es eine kleine Auswahl von Akustik-, Elektro- und Percussion Kits.
Einen kleinen Querschnitt durch die, größtenteils brauchbaren, Play-Along Songs könnt ihr hier hören:
Lineares Ansprechverhalten, aber kaum Variabilität bei den Sounds
Die Qualität der Sounds von E-Drum Sets ist bekanntlich nur eine Seite der Medaille, fast noch wichtiger ist das dynamische Verhalten, das natürlich einem Akustik-Drumset möglichst nahe kommen sollte. Zunächst einmal gibt es die erfreuliche Nachricht, dass das MPS-850 die Anschlagstärken sowohl im leisen als auch im lauten Bereich, erstaunlich akkurat reproduziert. Die folgende Grafik – oben die tatsächliche Anschlagstärke des Pads, per Mikrofon aufgenommen, unten das Ausgangssignal – zeigt dies anschaulich.
Für dich ausgesucht
Da aber die Sounds im Allgemeinen auf kaum mehr als zwei unterschiedlichen Samples basieren, sind wirklich authentische Dynamikverläufe mit dem MPS-850 kaum zu realisieren. Hier könnt ihr Snare und Toms solo hören:
Saubere Zonenübergänge bei den Beckensounds
Gut gefallen mir die weitgehend realistischen Übergänge zwischen Rand- und Flächensounds bei den Crash-Becken. Auch die Zonentrennung beim Ride Pad (Rand, Fläche, Kuppe) gibt keinen Anlass zur Kritik. Das Dynamikverhalten des Hi-Hat Pads kommt, trotz ähnlicher Bauweise, an die teure Konkurrenz, beispielsweise die Modelle von Roland, natürlich nicht heran, kann sich aber durchaus hören lassen und ist um Welten besser als bei der Hi-Hat des MPS-750, die quasi nur „offen“ und „geschlossen“ kennt. Allerdings mangelt es dem Hi-Hat Splash Sound des MPS-850 etwas an Präzision, da hier immer ein deutliches Delay zwischen Treten und Loslassen zu hören ist.
Latenzwert noch akzeptabel
Wie bei allen bonedo E-Drum Tests muss sich das Millenium MPS-850 auch in Sachen Latenz auf den Zahn fühlen lassen. Als Latenz bezeichnet man die Verzögerung zwischen Pad-Anschlag und ausgelöstem Sound. In der Grafik ist zu sehen, das der Versatz etwa neun Millisekunden beträgt, was einem mittleren, nur geringfügig spürbaren Wert entspricht.
Drei Minuten stehen für eigene Samples zur Verfügung
Nun bin ich gespannt auf die Sample Import Funktion und formatiere dafür zuerst einen USB-Stick im MPS-850 Modul. Dies klappt allerdings erst beim zweiten Versuch, da das Gerät meinen SanDisk Stick nicht akzeptiert, mit einem Verbatim-Modell aber keine Probleme hat. Das Formatieren erzeugt auf dem Stick vier Ordner (Kit, Record, Song, Voice), die zum Speichern bzw. Importieren von Audiomaterial oder Kit-Einstellungen dienen. Der Voice-Ordner ist für die Ablage der User Samples vorgesehen, die ich nun im .wav Stereo-Format vom Rechner aus auf meinen Stick lade. Leider scheitert aber der Import ins Millenium Modul, da dieses, wie sich nach einigem Experimentieren herausstellt, entgegen der Aussage in der Bedienungsanleitung nur Mono .wav-Dateien als User Samples verarbeiten kann. Das funktioniert dann schließlich auch problemlos. Im 16-bit / 44,1kHz Format entsprechen die verfügbaren 15 Megabyte dann etwa drei Minuten Sampling-Dauer.
Wer der internen Sounds des MPS-850 überdrüssig wird, hat über USB/MIDI selbstverständlich die Möglichkeit, externe Sounds zu nutzen. Der Versuch, eine DAW im Rechner, in diesem Fall Garage Band, anzusteuern, klappt ohne Probleme, wie man im Folgenden hören kann.
Giorgio Massi sagt:
#1 - 17.01.2019 um 15:07 Uhr
Hello!
Thanks for this review!
Have you got to try this battery with a vst? How is the dynamics with it? Can you have a better realism?