Praxis
Obwohl alle Trommeln des Drumsets – bis auf die Snaredrum – vor der ersten Benutzung zusammengebaut werden müssen, geht der Aufbau problemlos vonstatten und dürfte auch Ungeübte vor keine größeren Schwierigkeiten stellen. Die Kessel sind rund und vom Durchmesser so dimensioniert, dass die Felle mühelos aufgezogen werden können. Allerdings fällt auf, dass einige Stimmschrauben etwas schwergängig laufen.
Das Millenium MX-322 im Hörtest mit Werksbefellung
Zunächst befasse ich mich mit der Snaredrum, die dank ihres Holzkessels in Kombination mit dem durch die weiße Beschichtung leicht vorgedämpften Fell einen angenehmen, unaufdringlichen Sound produziert. Die Snareabhebung verrichtet zuverlässig ihren Dienst, und nachdem ich auf der Resonanzfellseite die vier Stimmschrauben im Bereich des Snareteppichs etwas gelockert habe, liegen die Spiralen gleichmäßig auf. Dennoch ist die Ansprache natürlich nicht so crisp und sauber wie bei einer höherwertigen Snaredrum, und auch der Stimmumfang ist eingeschränkt – die Trommel fühlt sich in einem mittelhohen Tuning am wohlsten -aber insgesamt kann man mit dem Sound durchaus arbeiten. Nachdem ich das Bassdrum-Resonanzfell mit einem kleinen Loch versehen und das Dämpfungskissen angebracht habe, lockere ich die Stimmschrauben des Schlagfells bis zu dem Punkt, bevor das Fell Falten wirft und bin gespannt auf den Sound des mit 22×16 Zoll nicht gerade kleinen Kessels. Auch wenn die Trommel nicht ganz den Tiefbass entwickelt, den man sich von einer Bassdrum in diesen Dimensionen wünscht, ist das Ergebnis akzeptabel. Allerdings ist schon nach kurzer Zeit eine kleine Delle am Berührungspunkt zwischen Fell und Schlägel zu sehen. Hier die Hörbeispiele für Bassdrum und Snare:
Eine saubere, gleichmäßige Stimmung der Toms erfordert – selbst von geübten Händen – einiges an Geduld, denn die Obertöne, die die sehr dünnen Felle entwickeln, sind schwer in den Griff zu bekommen, was sich bei nur leicht ungleichmäßiger Spannung sofort in Form von schnarrenden Nebengeräuschen äußert. Tiefe Stimmungen sind so praktisch unmöglich. Sinnvoll wäre es gewesen, wenn der Hersteller gleich einen Satz Dämpfungsringe beigelegt hätte, wodurch man sich das mühevolle Feintuning sparen könnte und wesentlich schneller zum gewünschten Ergebnis kommen würde. Ich behelfe mir mit etwas zusammengerolltem Gaffa-Tape, wodurch sich der Sound sofort deutlich verbessert. Das Sustain der Toms ist relativ kurz, was auf das weiche Holz und die damit begrenzten Schwingungseigenschaften der Kessel zurückzuführen ist.
Das Millenium MX-322 mit Remo USA Fellen
Für die folgenden Soundbeispiele tausche ich die Schlagfelle gegen Remo USA Felle aus. Auf der Snaredrum und den Toms befinden sich nun weiß-aufgeraute Ambassador-Felle und auf der Bassdrum ein durchsichtiges Powerstroke 3. Obwohl das Werksfell recht gut mit der Snare harmoniert, kitzelt das Ambassador noch etwas mehr vom Teppichsound heraus, wodurch die Trommel knackiger und “crisper” klingt. Auch tiefere Stimmungen sind mit dem Markenfell leichter zu realisieren. Wesentlich deutlicher aber macht sich der Fellwechsel auf der Bassdrum bemerkbar. Jetzt ist er da, der Punch und der Tiefbass. Das Powerstroke 3 – mit knapp 40 Euro leider nicht gerade preisgünstig – erweist sich immer wieder als Wunderwaffe und funktioniert nach meinen Erfahrungen auf fast allen Trommeln, wenn ein fetter, rockiger Sound angestrebt wird. Durch den eingearbeiteten Fellring wird bei diesem Felltyp das Dämpfungskissen überflüssig. Bei den Toms merkt man bereits beim groben Vorstimmen der Ambassador-Schlagfelle, dass den Anfängern das Leben mit der Werksbestückung doch etwas schwer gemacht wird. Ein sauberer, klarer Ton ist mit den Remo-Fellen sogar fast ohne Dämfung – lediglich die Resonanzfelle des 12″- und 16″-Toms bekommen einen winzigen Streifen Gaffa verpasst – mühelos erreichbar. Der Sound gewinnt in den Mitten an Präsenz, was die Toms lauter erscheinen lässt.
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Das Beckenset
Die vorherigen Soundbeispiele geben bereits einen Eindruck von den Millenium Messingbecken, die übrigens alle etwa 30 Prozent leichter ausfallen als reguläre Becken der dünnen Kategorie. Die Ansprache des 16er Crash Cymbals zum Beispiel ist dadurch auch ultraschnell, aber genau so rasant verklingt das Becken auch wieder, da das Material relativ weich ist und aus diesem Grund kein langes Sustain ermöglicht. Im musikalischen Zusammenhang geht das Teil schlicht und einfach unter. Auch die Hi-Hat-Becken sind klanglich keine Offenbarung, aber wenn man keine hohen Ansprüche an den Sound stellt, kann man zumindest eine Weile damit arbeiten. Allerdings ist es ratsam, dünne Sticks zu verwenden (ein solches Paar liegt dem Drumset übrigens bei) und die Becken nicht zu hart anzuschlagen, sonst bilden sich schnell Dellen, was in der Folge zu Klangeinbußen führt. Das Ride-Becken verspricht aufgrund der höheren Materialstärke eine höhere Lebensdauer. Der Sound ist zwar recht eindimensional, funktioniert aber im Set gut.