PRAXIS
Ich habe noch gar nicht erwähnt, dass das Millenium MX Jr., anders als so manches Einsteigerinstrument, genau wie ein “echtes” Schlagzeug gebaut und ausgestattet ist – wenn auch mit einfachen Mitteln. Die Kessel der Trommeln zum Beispiel sind wie bei den großen Vorbildern gefertigt. Hierzu werden dünne Lagen Holz mit Hilfe einer Maschine rund gepresst und kreuzweise verleimt. In der Welt der großen Schlagzeuge ist der Kesselbau eine große Wissenschaft mit vielen verschiedenen Ansätzen und Fertigungstechniken.
Die Kessel des Millenium MX Jr. sind dagegen eher einfach gebaut. Sie bestehen aus vier Lagen Sperrholz und sind, dank ihrer kleinen Maße, ausreichend stabil, um eventuell auch etwas unsanfte Behandlung zu überleben. Die Fellauflagekanten sind die Stosskanten des Kessels, auf denen die Felle aufliegen. Sie sind in der Trommelwelt ebenfalls ein heiliges Thema, da Unebenheiten in den Auflagekanten zu einem unsauberen Sitz der Felle und damit zu Klangeinbußen führen. Bei den Kesseln meines Testkandidaten sind die Kanten ausreichend plan, wenn auch durch Verpackung und Transport teilweise ein wenig angeschlagen. Dies ist aber kein wirkliches Problem und sowohl dem Preis als auch dem Verwendungszweck des Sets angemessen.
Die Felle, also die Spielflächen der Trommeln, machen dagegen keinen so guten Eindruck. Sie sind wie ihre großen Vorbilder aus einer sehr stabilen Kunststofffolie hergestellt, fallen aber bei meinem Testset sehr dünn aus und sind damit nach kurzer Bespielzeit dellig und werden auch bald darauf nicht mehr gut klingen. Felle sind allerdings auch bei großen Schlagzeugen Verschleißteile und produzieren daher auch laufend Kosten. Im Falle des Millenium MX Jr. würde ein Wechsel der Schlagfelle gegen hochwertige Exemplare bei ca. 80 Euro liegen. Damit würde sich auch der Klang des Sets deutlich verbessern. Wahrscheinlich ist es etwas übereifrig von mir, über Klang nachzudenken, da das Set ja eigentlich fürs erste Ausprobieren gedacht ist.
Aber da ich schon beim Thema bin, kann ich auch gleich erwähnen, dass das Millenium MX Jr. ebenfalls wie “echte” Trommeln stimmbar ist. Das bedeutet, dass man mit Hilfe von Stimmschrauben die Spannung der Felle und damit die Tonhöhe und den Klang der Trommeln verändern kann. Die dazu benötigten Anbauteile (genannt Kesselhardware) und auch alle sonstigen Zubehörteile sind ordnungsgemäß aus Metall gefertigt. Beim Blick auf die Kesselhardware wird man allerdings wieder an den günstigen Kaufpreis des Sets erinnert. Teilweise müssen Schrauben mit ein wenig Gewalt gefügig gemacht werden. Danach funktioniert aber alles ganz ordentlich.
Auch die im Lieferumfang enthaltene Fußmaschine, also das schon weiter oben erwähnte Werkzeug zum Bedienen der Bassdrum, funktioniert erfreulich gut, wenn auch etwas geräuschvoll. Aber das ist Meckern auf vergleichsweise hohem Niveau. Ein großes Plus und ebenfalls ein deutlicher Vorteil gegenüber einem bunten Mitbewerber, den ich vor kurzem hier bei bonedo testen durfte, ist die mitgelieferte Hi-Hat-Maschine mitsamt der zugehörigen Becken. Erstens funktioniert sie erfreulicherweise recht gut, zweitens kommen Hi-Hats in fast allen gängigen Rhythmen vor, mit denen sich ein moderner Schlagzeuger gemeinhin befasst.Und nun zum Sound. Wie erwartet klingt das Millenium MX Jr. wie ein richtiges Schlagzeug. Es ist es erstaunlich, wie viel Volumen die kleinen Trommeln produzieren. Die Audiobeispiele zu diesem Test verraten nicht auf den ersten Blick, dass es sich um Aufnahmen eines Kinderschlagzeugs handelt. Wie weiter oben schon erwähnt, würde sich der Klang noch mehr in Richtung “echtes” Schlagzeug bewegen, wenn die Felle gegen hochwertigere Exemplare getauscht werden würden. Allerdings sorgen die kleineren Kesselmaße für eine geringere Gesamtlautstärke. Besonders kommt das bei der Bassdrum zum Tragen. Außerdem produziert die Bassdrum des Junior-Sets nicht so tiefe Töne wie eine große. Trotzdem ist das Millenium MX Jr. meiner Einschätzung nach nur grenzwertig mietwohnungstauglich, regelmäßiges Üben bedarf daher sicherlich der Absprache mit den Nachbarn. Das Drumset ist eventuell sogar eine Option für den einen oder anderen ausgewachsenen Trommler, der das Millenium MX Jr. als Blickfang für die Bühne, beziehungsweise als Set für den etwas anderen Sound im Studio benutzen möchte.
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Aber auch im Lieferzustand genügen die Klangqualitäten den Ansprüchen von 4- bis 7-jährigen Trommlern allemal. Das gilt auch für das Crashbecken und die Hi-Hat. Beide fügen sich außerdem sehr gut in den Gesamtklang und die Gesamtlautstärke das Sets ein.
peter sagt:
#1 - 05.11.2011 um 22:40 Uhr
"höherwertig" statt "hochwertiger"