MILLENIUM Power Steel Test

Praxis

„Erst draufschauen dann draufhauen“ ist doch ein schöner Einleitsatz, um der Bildungsattacke aus dem Introtext entgegenzuwirken. Und in dieser Reihenfolge wird’s auch gemacht, los geht´s! Beim Draufschauen stelle ich folgendes fest: Der Stahlkessel der Power Steel ist wie auch die Kessel der Testkollegen rund und gut verarbeitet. Beim Betasten der Schnittkanten bleiben meine Finger heile. Das bedeutet, dass hier alle scharfen Grate entfernt wurden. Die Kesselnaht ist ausreichend sauber verarbeitet, wenn auch nicht ganz so galant wie bei meinen anderen beiden Testtrommeln. Ich denke allerdings nicht, dass die Nahtverarbeitung der Millenium-Snares modellabhängig besser oder schlechter ist, sondern sich eher von Kessel zu Kessel unterscheidet. Im Falle meiner heutigen Testtrommel ist die Naht auch auf der Außenseite des Kessels durch leichte Dellen in der Oberfläche zu sehen.

Aber das ist nur Kosmetik. Etwas mehr als nur Kosmetik sind allerdings diesmal die Spuren, die die Naht in der Fellauflagekante hinterlässt. Besonders auf der Unterseite macht sie sich deutlich bemerkbar. Zum Glück verzeiht ein Resonanzfell mehr als ein Schlagfell, so dass sich dieser kleine Zwischenfall vermutlich nicht zu sehr auf die Klangergebnisse auswirken wird. Das Snarebed, also die Vertiefung in der unteren Fellauflage, durch die der Snareteppich verläuft, sitzt auf jeden Fall wo es hingehört und ist dazu auch sauber verarbeitet. Die Verchromung des Kessels und der Hardware ist ordentlich, unterscheidet sich aber untereinander etwas in der Optik und Struktur. Das liegt vermutlich daran, dass Kessel und Hardware nicht am gleichen Ort gefertigt werden. Die zehn durchgehenden Böckchen sind mit jeweils zwei Schrauben in der Kesselmitte befestigt. Da sie größenmäßig so gebaut sind, dass sie auch auf 5” oder 5,5” tiefe Snaredrums passen, wird der Abstand zwischen Spannreifen und Böckchen mit extra langen Stimmschrauben überbrückt.

Die Abhebung und das Butt-End sind schon alte Bekannte, da sie
auch auf der “Black Steel” verbaut sind. Ich hatte ja schon die unterschiedlichen Chromstrukturen als Indiz für die Behauptung genommen, dass auf der Power Steel, wie auch auf vielen anderen Budget-Artgenossen, Teile von Zulieferern verbaut werden. Und so wundert es mich nicht, dass mir das Butt  End nicht nur von der Black Steel, sondern auch von anderen günstigen Trommeln sehr bekannt vorkommt. Aber wen kümmert so etwas, wenn die Bauteile gut funktionieren. Und sowohl bei der Snare-Abhebung als auch bei der Kesselhardware der Power Steel ist das der Fall.

Wie mir schon bei der Piccolo Steel auffiel, ist das Geheimnis des günstigen Preises der Power Steel ebenfalls eine Ausstattung, die sich auf das Wesentliche beschränkt. So gibt es auch bei meiner heutigen Testtrommel lediglich einen Aufkleber mit der Aufschrift “Millenium High Quality Product” als Firmenzeichen. Allerdings sitzt er dieses mal, anders als bei der “Piccolo Steel” und der “Black Steel” sogar exakt gerade (– vielleicht hat der Millenium Aufkleber-Beauftragte ja an meinen beiden vorherigen Testsnares geübt). Außerdem gibt es keine Verstimmsicherung, was sich bei dem angegebenen Verwendungszweck der Power Steel wahrscheinlich schnell bemerkbar machen wird, denn besonders bei harten Schlägen und vor allem Rimshots lockern sich die Stimmschrauben gerne mal. Auch sind Abhebung und Butt-End die einzigen Teile mit Kunststoffunterlage: Die Böckchen sind ohne Unterfütterung auf den Kessel geschraubt. Als Sonderfall möchte ich auch bei dieser Trommel auf die minderwertigen Felle und den ebenfalls nicht besonders hochwertigen Teppich hinweisen. Ohne zu übertreiben: Die mitgelieferten Felle werden bei empfohlener “Hard`n`Heavy”-Behandlung innerhalb kürzester Zeit schlicht defekt sein. Das Schlagfell hat schon die wenigen Testminuten nicht ohne Dellen überstanden. Um sich nicht unnötig zu ärgern und um doppelte Wege zu vermeiden, würde ich dazu raten, gleich beim Kauf der Snare zwei hochwertige Felle mit zu besorgen. Das gilt im Grunde auch für den Snareteppich, hier geht es allerdings weniger um die Haltbarkeit als vielmehr um den Sound. Also, Felle stimmen und ab unters Mikro… ups, was ist das?

Millenium_Power_Steel_unten

Der untere Spannreifen zieht sich beim Hochstimmen auf einer Seite am Fell vorbei. Dabei liegt es nicht daran, dass er zu wenig “Power” hat. Die Spannreifen machen eigentlich einen guten Eindruck. Der untere Reifen meiner Testtrommel ist einfach etwas unförmig und ein Stück zu groß. Nach ein wenig feinfühliger Vermittlung bleibt er zumindest auf der Fellkrempe, so dass der Test weiter gehen kann. Aber eine Dauerlösung ist das sicher nicht! Soundcheck: So “powerig” finde ich sie gar nicht, die Power Steel. Und das meine ich gar nicht böse. Eigentlich klingt sie ganz manierlich. Besonders die Fellobertöne sind “powermäßig” weitestgehend eher zahm. In hohen Stimmungen klingt sie ausgewogen und hat, wie man es von einer 6,5 Zoll tiefen Snare erwartet, einen ausgeprägten Anteil tiefer Frequenzen. Dabei hat sie ordentlich Attack, klingt sehr straff und hat damit eine gute Durchsetzungskraft. Diese behält sie auch in mittleren Stimmungen und gewinnt dazu bei gleichem Tiefenanteil noch an Breite. Besonders Rimshots klingen in mittleren Stimmungen sehr musikalisch. Noch ein wenig tiefer gestimmt verliert sie ein wenig an Bässen. Auch die Durchsetzungskraft lässt nach, dafür fangen die Fellobertöne kräftig an zu singen. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, dafür aber ein interessanter Effekt. Auch tief gestimmt macht die Millenium eine gute Figur. Hier kann sie ihre 6,5 Zoll richtig zur Geltung kommen lassen.

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sehr hoch hoch mittelhoch mittel (gedämpft) mittel (offen) tief Einzelschläge
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