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Mit Tape Loops Musik produzieren Workshop

Vom Tape Loop zum Pop-Song? Dieser Workshop erklärt den Einsatz von Tape Loops in der Musikproduktion.

Workshop: Mit Tape Loops Musik produzieren

In diesem Workshop beschäftigten wir uns mit der Weiterverarbeitung von Tape Loops im Produktionsprozess von Musik. Anhand eines entstehenden Pop Songs demonstrieren wir, wie ein Tape Loop kreativ eingesetzt wird. Auch schließt der Workshop die Lücke zwischen analogem und digitalem Workflow. Tape Loops werden oft mit Lo-fi Music, Ambient und ähnlichen Sub-Genres in Verbindung gebracht. In ihrem Sound steckt jedoch so viel mehr Potenzial, sodass Tape Loops durchaus als ‚Instrument‘ in einem typischen Pop-Arrangement verwendet werden können. In diesem Workshop erklären wir Schritt für Schritt, wie Tape Loops in den Computer gelangen und zu einem Song zusammenwachsen.

Die in diesem Workshop verwendeten Audios bieten wir allen Interessierten am Ende dieses Workshops zum Downloaden.

Inhalte
  1. Quick Facts: Digitalisierung/ Konvertierung
  2. Vorbereitung und Digitalisierung des Tape Loops
  3. Die Aufnahme
  4. Das Schneiden der Aufnahme
  5. Verwenden von Effekten
  6. Stimmung überprüfen und korrigieren
  7. Arrangement bauen
  8. Ergänzendes Instrumentarium im Arrangement
  9. Audiobeispiele
  10. Download
  11. Zum Schluss

Quick Facts: Digitalisierung/ Konvertierung

Wie kommen analoge Audiosignale in den Computer?

Damit analoge Signale im Computer weiterverarbeitet werden können, müssen sie in digitale gewandelt werden, wozu Audio-Interfaces mit sogenannten Wandlern verwendet werden. Audio-Interfaces sind in allen möglichen Preissegmenten und Produktvariationen erhältlich. Zudem verfügen Computer meist über interne Soundkarten, welche in ihrer Funktion oft auf ein Minimum reduziert sind. Wer also mit besserer Qualität produzieren möchte, dem sei geraten ein externes Audio-Interface zu verwenden, welches die Möglichkeiten der einfachen Rechner-Soundkarten um professionelle Features erweitert.
Für diesen Workshop wird ein Motu Ultra Lite mk3 Interface verwendet, das mit vielen Optionen ausgestattet ist und Audio in sehr guter Qualität verarbeitet. Je nach Alter der zu digitalisierenden Tapemachine, werden unterschiedlichste Kabel und/oder Adapter benötigt. Dabei sollte man darauf achten, hochwertige Produkte zu verwenden, um Audiosignale sauber zu übertragen und um Störgeräusche zu vermeiden.

Vorbereitung und Digitalisierung des Tape Loops

Das Übertragungsmedium für diesen Workshop ist ein Marantz CP230 Stereo Kassettenrecorder. Neben seiner einfachen Haptik und der Pitch Funktion, bietet er einen gepegelten Cinch Stereo Ausgang. Dieser wird mithilfe eines Cinch auf Klinke Kabels mit der jeweiligen Soundkarte/Audio-Interface verbunden. Im besten Fall sind Soundkarte/Audio-Interface auch mit dem Computer in Verbindung. In der DAW (Digital Audio Workstation) sollten Soundkarte/Audio-Interface angezeigt werden mit zusätzlichen Optionen zum Thema Auflösung und Aufnahmequalität. Ohne das in diesem Workshop zu vertiefen, wähle ich für die Aufnahme das WAV Format in 44.100 Hz und 16 Bit, welche eine Standardeinstellung für Aufnahmen in CD (Compact Disk) Qualität ist.

Die Aufnahme

Nachdem alles verkabelt und eingestellt ist, starten wir die Aufnahme. Anders als in den vergangenen Workshops wird der Loop diesmal digital geschnitten. Es sollen aus einer längeren Aufnahme mehrere Teile entnommen und neu zusammengefügt werden. Ziel ist es, einen stimmigen und melodiösen Loop zu kreieren. Der verwendete Marantz Kassettenrekorder bietet unter anderem einen variablen Pitchregler. Diesen machen wir uns zunutze und nehmen einmal im normalen und einmal im runtergepitchtem (verlangsamten) Tempo auf. Somit entstehen zwei Variationen für den kreativen Prozess. Alternativ hierzu lässt sich auch die Pitchfunktion in der DAW verwenden. Für die Durchführung aller Prozesse innerhalb der DAW, kommt Ableton Live zum Einsatz. Diese Schritte sind allerdings auch mit jeder anderen DAW, wie Cubase, Reaper, Presonus, Bitwig, Cakewalk … etc. durchführbar.

An diesem Regler kann das Tempo gesteuert werden
Fotostrecke: 2 Bilder Nahaufnahme der Pitch Funktion am Marantz

Das Schneiden der Aufnahme

Nun befindet sich die Aufnahme im Computer. Im nächsten Schritt beginnt die Suche nach passenden Stellen innerhalb der digitalisierten Loop. Diese werden herausgeschnitten und auf zwei neu angelegte Spuren verteilt, was einen langen, geschmeidigen Übergang von einem Schnitt zum nächsten ermöglicht. Beim Zusammensetzen ist darauf zu achten, dass die aus der digitalisierten Tape Loop geschnittenen Parts harmonisch und rhythmisch gut zusammenpassen. Ist ein angenehm klingender Abschnitt entstanden, kopiert man ihn, um ihn zu verlängern. Beide Spuren werden anschließend exportiert und als eine gemeinsame Spur erneut ins Projekt eingefügt.

Audio Samples
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Digitalisierter ursprünglicher Tape Loop
Loopen zweier Audiofiles in Ableton
Geloopte Audiofiles auf zwei Spuren. (Screenshot: Sascha Bachmann)

Verwenden von Effekten

Welche Effekte eignen sich besonders?

1. Equalizer

Nun steht das Gerüst des Loops, aber der Sound klingt noch sehr roh. Wir werfen hier einen Blick auf das Sound Processing. Es empfiehlt sich, mit dem Equalizer zu beginnen. Störende Frequenzen sind zu entfernen. Nicht selten tritt ein Rauschen in der Aufnahme auf. Zur Entfernung empfiehlt es sich ein High Cut zu verwenden. Bei stark runtergepitchten Sounds sollte ein Low Cut eingesetzt werden, da zu viele Bassfrequenzen entstehen können. Das schafft zusätzlich mehr Platz im gesamten Mix. Diese beiden EQ Einstellungen sind jedoch individuell von der jeweiligen Aufnahme abhängig.

2. Spreader

Für ein besonders breites Stereobild im Song, greife ich sowohl auf einen Spreader (Imager), als auch auf einen Reverb zurück. Der Spreader verteilt den Sound im Stereobild, was der Utility Audio Effekt von Ableton prima erledigt.

3. Reverb

Zu einem breiten Stereobild fehlt der passende Raum, den man leicht mit einem Reverb-Effekt aus der DAW erzeugen kann. Dieser wird auf dem Effektkanal der DAW verwendet, was das Hinzufügen zusätzlicher Spuren ermöglicht, die sich denselben Effekt teilen. Dadurch erreicht man eine Tiefenstaffelung, denn nicht jede Spur verwendet denselben Effektanteil.

4. Side Chain Kompression

Zum Schluss setze ich einen Kompressor direkt hinter den Reverb. Hierkommt allerdings ausschließlich dessen Sidechain Funktion zum Einsatz, die von der Bassdrum getriggert wird. In der Anwendung drückt die Sidechain Kompression das Signal des Tape Loops und der Effekte etwas nach unten. Dies ist ein beliebter Effekt, der ein pumpendes Feeling erzeugt. Allerdings wird dieser Schritt erst eingeleitet, wenn das Arrangement fertiggestellt ist. Die hier eingesetzten Effekte sind Standard-Effekte in Ableton sowie anderen DAWs und müssen nicht zusätzlich erworben werden.

Einstellung von EQ und Stereobild für den Tape Loop
Fotostrecke: 2 Bilder Ansicht des EQ und Utility Effekt in Ableton.

Stimmung überprüfen und korrigieren

Wie lassen sich harmonische Reibungen vermeiden, wenn weitere Instrumente die Aufnahmen ergänzen sollen? Angenommen, ein weiterer Synthesizer soll hinzugefügt werden, dann ist es wichtig, dass sich sein Sound harmonisch in die bestehenden Tape Loop Aufnahmen fügt. Was nichts anderes bedeutet, als dass er in seiner Stimmung an die bestehende Aufnahme angepasst werden muss, um zu den Loops jammen zu können. Liegen die  aufgenommenen Tape Loops tonal selbst in Grenzbereichen zwischen zwei Halbtönen, sind deren Audiospuren auch innerhalb der DAW stimmbar, ohne dass deren ursprüngliches Tempo verändert wird.

Arrangement bauen

Der Tape Loop bietet in diesem Workshop die Grundlage für den entstehenden Song. Dazu wird das Arrangement zunächst in eine Struktur gebracht, welche Grundlage vieler Pop Songs ist. Eine typische Aufteilung lautet: Intro, Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, Middle 8 (Bridge), Refrain, Outro. In diesem Song läuft der Tape Loop, bis auf die Middle 8 (Bridge) und ein paar wenige Ausnahmen durch. Die Parts werden lediglich durch Gesangs- und zusätzliche Synthesizer-Tracks unterschieden.

Ergänzendes Instrumentarium im Arrangement

Da der Fokus dieser Workshop-Serie auf Tape Loops gerichtet ist, wird das Thema der Inkludierung weiterer Instrumente nur kurz angerissen. Um ein wenig harmonische Abwechslung in das minimale Arrangement zu bringen, habe ich zwei Synthesizer und ein Sample verwendet. Das Sample stammt von einem Synth, der einer Schallplatte entnommen wurde. Er ist im Refrain und in der Middle 8 platziert. Synthesizer 1 ist der ES1 aus Logic Pro. Synthesizer 2 ist der Aparillo von Sugar Bytes, welcher erst in der Middle 8 (Bridge) auftaucht. Die Drums sind dem Song angepasst, minimalistisch gehalten und wurden mithilfe einer Drummachine programmiert und gelayert. Weitere percussive Sounds stammen ebenfalls vom Aparillo und finden kurz vor dem Refrain und in der Middle 8 Einsatz. Zum Schluss ergänzt der tragende Gesang der australischen Sängerin „Trophie“ das Arrangement. Tracks von Trophie können unter den folgenden Links gehört werden:

Die deutsche Übersetzung der im Video gezeigten Schritte in der Timeline.

VorgangZeit
Vorbereitung und Aufbau
Aufbau & verkabeln von Interface/Tapemachine/Computer00:02
Einstellungen und Aufnahme
Ableton Einstellungen für Aufnahme00:23
Erste Aufnahme in normaler Geschwindigkeit00:35
Verlangsamen der Abspielgeschwindigkeit der Tapemachine00:40
Zweite Aufnahme in verlangsamter Geschwindigkeit00:42
Zwischenspeichern der Aufnahmen00:46
Schneiden der Aufnahmen
Schneiden der ersten Spur00:48
Schneiden der zweiten Spur00:53
Kombinieren der Spuren01:02
Kopieren und einfügen der Spuren01:04
Exportieren der zusammengeführten Spuren01.08
Neue Spur erstellen & einfügen des Loops in das Projekt01:14
Verwendung von Effekten
Anwenden des Equalizer auf den Kanal01:22
Anwenden des Utility – Wide Range01:29
Anwenden des Reverbs über den Effekt Kanal01:32
Anwenden der Sidechain Kompression über den Effekt Kanal01:32
Das Arrangement
Importieren des Arrangements01:38
Routing der Sidechain Kompression von den Drums01:51
Arrangieren des Loops durch Schneiden/ Konsolidieren01:56
Speichern02:02

Audiobeispiele

Alle Audio-Spuren dieses Workshops bieten wir hier in einer Vorschau. Die Original-Dateien gibt es weiter unten per Download.

Audio Samples
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Basis Tape Loop Ergänzende Drums und Percussion Ergänzende Synths und ein Sample Tape Loop arrangiert Ergänzende Vocals der Sängerin „Trophie“ Kompletter Song im Mix

Download

Für alle, die das Arrangement selbst noch einmal nachbauen möchten, bieten wir die verwendeten Tracks hier zum Downloaden.

Zum Schluss

Tape Loops sollte man nicht nur als reines Sub-Genre betrachten, denn sie bieten genug Potenzial selbst für den Mainstream. Der Musiker selbst bestimmt, wie Loops eingesetzt und letztendlich arrangiert werden. In diesem Workshop nur schnell angerissen, zeigt sich die Produktion eines Pop Songs schon bedeutend aufwendiger, als hier in kurzen Sätzen beschrieben. Das merkt man schnell, wenn man selbst ein solches Vorhaben umsetzt. Ziel dieses Workshops ist es, einen kreativen Impuls zu setzen und zum Nachahmen animieren. Möglichkeiten gibt es hier zur Genüge.

Einen umfangreichen wie detaillierten Tape Loop Kurs von Sascha Bachmann bietet die Plattform RAMP ACADEMY, welche sich auf Unterricht und Mentoring für viele Bereiche der Musikproduktion spezialisiert hat.

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Profilbild von Ragutini

Ragutini sagt:

#1 - 27.06.2022 um 11:11 Uhr

0

Die Mutter aller Tape Loops ist sicherlich Tomorrow Never Knows von den Beatles. Damals wurden mehrere Soundschnipsel zu Bandschleifen zurechtgeschnitten und verkehrt herum in die Bandmaschinen eingelegt, die dann in Echtzeit zum nur 4-spurigen Mastertape gestartet und gestoppt werden mussten. Voll analog halt... :)

Profilbild von Sascha

Sascha sagt:

#2 - 05.07.2022 um 09:29 Uhr

0

@ragutini da hast du recht! Die Beatles haben zudem den Tapeloop für den Mainstream zugänglich gemacht. Allerdings möchte hier auch die Bewegung der Music Concrete erwähnt werden. Diese hat in den 40igern schon Tape verarbeitet. In einem meiner nächsten Tapeloop Workshops werde ich der Sache auf den Grund gehen.

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