Unter dem Titel Country-Folk habe ich versucht, in unserem Crashkurs mit einer einfachen Akkordfolge zwei Stilrichtungen zusammenzufassen. Die beiden haben relativ viele Berührungspunkte, auch wenn es sich eigentlich um unterschiedliche Styles handelt. Im folgenden Beispieltrack findet ihr zum einen eine Westerngitarre, die ein Akkordpattern schlägt, und eine E-Gitarre, die im Strophenpart den typischen “Johnny Cash”-Stil übernimmt, im Refrainpart jedoch eine Trainbeat-Gitarre spielt (Trainbeat nennt man übrigens auch den zugrundeliegenden Drumgroove).
Noch mal zur Info: Die Basis-Akkordfolge ist immer gleich! In den zehn Folgen unseres Crashkurses werden wir zeigen, wie man ein und dieselbe Kadenz, durch den Einsatz spezieller Stilmittel, Sounds und Voicings, in die unterschiedlichsten Stil-Richtungen drücken kann.
II: C I Am I Dm I G :II
Die Single-Note-Gitarre der Strophe geht auf Luther Perkins zurück, seines Zeichens E-Gitarrist in der Johnny Cash Band. Da Cash selbst die Strumming-Gitarre spielte, musste sich Perkins einen Part überlegen, der gut mit der Steelstring zusammenläuft und entschied sich für einen Wechselbass, den er in verschiedenen Variationen bedienen konnte. Wenn man hier und da ein paar Ghost-Notes integriert, erhält man einen schön groovenden Rhythmuspart.
Die Refraingitarre mischt Powerchords mit Ghostnotes und ein paar Basslinien, die zum neuen Akkord führen. Spielt diesen Part ganz besonders “knackig” und frech und hört euch mal Gitarristen wie Albert Lee oder Brent Mason an!
Hier der Track:
Für dich ausgesucht
Und die Tabs:
Strummgitarre:
E-Gitarre:
Und hier ist das Playback:
Das verwendete Equipment ist im Country/Bluegrass-Bereich typischerweise eine Fender Telecaster oder Esquire, die ordentlich “twangt” – vorzugsweise mit Ahornhals. Natürlich tut es zur Not auch ein Strat-Typ mit Singlecoils. Bei den Amps findet man oft Fender Twins, Tweeds oder Bassmans, im Prinzip also cleane, warme Verstärker.
Häufig wird der twangige Sound noch durch den Einsatz eines Kompressors gefördert. Probiert mal eine Ratio von 1:4 und einen niedrigen Threshold aus und tastet euch dann vor. An Effekten benutzt man gerne einen Federhall und ein Slapback-Delay. Dazu könnte man die Delaytime auf 120-150 ms einstellen, das Feedback niedrig halten und den Mix bei ca. 80% einpegeln.
So könnte ein solches Setting aussehen:
Wer sich übrigens weiter in die Finessen der Country-Gitarre vertiefen will, kann sich auch gerne den Workshop meines geschätzten Kollegen Christian Konrad zu Gemüte führen:
Country Gitarren Workshop v. Christian Konrad
Die ersten fünf Styles im Direktvergleich
Und da wir mit unserer Workshop-Reihe heute Bergfest feiern, möchte ich euch im folgenden Audioplayer jetzt noch einmal die Chance geben, die bisher vorgestellten Styles direkt mit einander zu vergleichen. Auf diese Weise wird noch klarer, wie sich ein und dieselbe Akkordfolge durch den Einsatz individueller Sounds und Stilmittel, in sehr unterschiedliche Genres schubsen lässt.
Ich wünsche euch jetzt schon mal viel Spaß und Erfolg bei unserem Country-Tune und ein herzliches “Jipppiieh-ay- eeeeh”!
Euer Haiko