Praxis
Für den Test verbinde ich den MXR-4 mit dem Stromnetz und den Master-Ausgang mit meinen Aktivboxen von Genelec. Als Quellen dienen mein Rane SL-4 für Serato DJ und zwei Technics SL-1210 M5G. Entsprechend versuche ich, auch das Erdungskabel mit den beiden Ground-Schrauben des Mixers zu verbinden. Leider sind diese so fest und nicht mit bloßer Hand drehbar, dass ich kapitulieren muss und die Plattenspieler über die Schraube an der Serato-Box erde.
Klanglich liefert der Mixer ein ordentliches druckvolles Hörerlebnis. Das leichte Rauschen fällt nur bei maximal ausgefahrener Masterlautstärke und stummem Kanalsignal auf. Der Kopfhörerverstärker gibt auch Headphones mit geringerem Wirkungsgrad eine Chance. Die Cue-Tasten, die den aktiven Status mit einer rot aufleuchtenden LED quittieren, zeigen sich etwas schwergängig, zudem erscheint mir der Schaltweg zu lang.
Mit den hinsichtlich des Gleitwiderstands soften Dual Rail Fadern blende ich sehr geschmeidig die Tracks ein. Ebenso gleitet der Crossfader von Kanal A nach B. Für jedwede Art von Blende mit dem Crossfader bietet der Mixer lediglich eine Kurvencharakteristik. Wer den harten Cut-In mag, stellt den Schalter auf die zweite zur Verfügung stehende Kurve ein. Doch für Cut-Nerds ist selbst diese noch zu weich, denn bei etwa 1 bis 2 mm wird das Signal leicht eingefadet. Daher empfehle ich Scratch-DJs, den Standard-Crossfader gegen einen InnoFader auszutauschen. Dafür ist der Mixer von Haus aus vorbereitet.
Meine schmalen Finger finden im Getümmel der Knobs ausreichend Platz. Kräftigere Finger jedoch kommen schnell mit benachbarten Reglern in Kontakt. Die handliche Größe der Knobs fordert somit ihren Preis. Von der Haptik überzeugen die Potikappen mit Grip dank geriffelter Gummi-Oberfläche. Man hat sie wirklich gut im Griff. Sie heben sich optisch dank der grauen konzentrischen Umrandung und der Zwölf-Uhr-Markierung auf der Potikappe gut von dem schwarzen Panel ab. Die Regler bringen mir einen großen, aber angenehmen Widerstand entgegen und rasten in der 12-Uhr-Stellung leicht ein. Zum Modifizieren des Signals reicht auch die 26 dB Absenkung, mit der sich aber die drei Frequenzbänder nicht komplett auslöschen lassen.
Für den Test des Mikrofoneingangs habe ich ein Shure SM58 angeschlossen. Nach meiner individuellen Höhen- und Tiefenanpassung klingt es gut verständlich. Im Vergleich zu den anderen Kanälen des Mixers muss der Lautstärkeregler mehr aufgedreht werden. Das Talk-Over auf einen einrastenden, etwas behäbigen Taster zu legen, empfinde ich als unzweckmäßig. Bei schnellem Wechsel zwischen Musik und Moderation bremst mich dieser merkbar aus. Daher mein Vorschlag für die Zukunft: Wenn schon kein automatisches Talk-Over, dann alternativ mit einem berührungsempfindlichen Pad oder Taster ohne Einrasten, so wie zum Beispiel beim Rane Sixty-Two, der allerdings wegen des Preises keine Vergleichsgrundlage ist.
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Im Herzen des Mixars MXR-4 schlägt eine ASIO-Soundkarte in bester 24Bit/96 kHz-Manier, die über die USB 2.0 Schnittstelle vom PC oder Mac in Betrieb genommen wird. Wer beispielsweise mit Ableton Live oder Native Instruments Maschine performen möchte, braucht hierfür keine externe Soundkarte mehr. Ihr schließt den Laptop direkt an den USB-Port und die Software erkennt die intern verbaute Soundkarte ohne Murren.
Zu guter Letzt widme ich mich der Effektsektion, die nicht wirklich selbsterklärend ist. Daher werfe ich einen Blick in die Bedienungsanleitung. 18 FX-Klassiker wie Flanger, Phaser, Panner werden von einem Vocoder, Phatter und Sub Synth ergänzt. Obendrein zählen jeweils drei verschiedene Delays, Reverbs und zwei Filter zu den Onboard-Effekten. Allerdings teilen die sich in parallele Effekte, die wahlweise auf alle Kanäle routbar sind, und serielle, die nur für den Master zur Verfügung stehen. Welche Effekte jeweils dazugehören, entnehmt ihr entweder vorab der Bedienungsanleitung oder ihr navigiert euch etwas umständlich mit dem Effekt- und Source-Button durch die einzelnen Effekte. Möchte ich beispielsweise zum letzten Effekt zurückspringen, so muss ich mit der Effekt-Taste erneut alle FX bis zu dem gesuchten durchklicken – bei der Anzahl von Effekten ist das zeitaufwendig und nervig! Ehrlich gesagt vermisse ich einen einfachen Drehschalter, der ohne Display alle möglichen Effekte und den gerade aktiven „Soundverbieger“ anzeigt.
Die Effekte lassen sich entweder hinsichtlich der Intensität oder des Timings feinjustieren. Durch Drücken der Sync-Taste wird entweder die Geschwindigkeit des Masters beziehungsweise des per Cue gewählten Kanalsignals analysiert und der ausgewählte Effekt an den ermittelten BPM-Wert angepasst. Mit dem FX-Parameter-Encoder stelle ich zudem die Empfindlichkeit des Syncs ein.
Sollte der berechnete BPM-Wert nach meinem Empfinden zu ungenau oder gar fehlerhaft sein oder möchte ich lieber das Timing des Channel-Signals vom Master entkoppeln, bietet der MXR-4 zwei separate Tap-Buttons: Tap FXS und Tap MST. Theoretisch eine gute Idee, die mich aber praktisch eher verwirrt und vom Workflow nicht hundertprozentig überzeugen kann.
Das Timing des gewählten Effekts stelle ich über den FX-Parameter-Regler ein, ein Endless-Encoder, angezeigt im Display als Wert (A). Hingegen bei Effekten, auf deren Timing ich keinen Einfluss nehmen kann, ist der Wert der Intensität (INTS) zu in der Anzeige zu sehen. Der Wert (B) repräsentiert das Dry/Wet-Verhältnis, was meines Erachtens überflüssig ist, da es ohnehin an der Stellung des Reglers abgelesen werden kann. Die Effektsektion überzeugt mich weniger hinsichtlich des Handlings, weit mehr aber wegen der Sounds. Vor allem die Reverbs, aber auch der Vocoder und der Sub Synth bringen frischen Wind in die Welt der Soundmodulationen, zumal auch die automatische Synchronisation tadellos funktioniert, sodass ich auf das manuelle Tapping gut verzichten kann.
Noch ein kleiner Tipp: Bevor ihr den Mixer ausschaltet, dreht den Master komplett herunter, ansonsten hört ihr beim Ausschalten ein unangenehmes Knacken.