Bereits zur NAMM 2017 zeigten Mixars ihren Primo erstmalig der Szene. Der Zweikanal-DJ-Controller mit integriertem Audiointerface und Standalone-Mischpult-Funktion ist für Serato DJ konzipiert, wartet mit 16 RGB Performance-Pads, Loop- und FX-Sektionen, Needle-Search-Streifen, großen Jogwheels und Mixer-Effekten auf, wie man sie in ähnlicher Art an Pioneer-Mischpulten und -Controllern trifft, Stichwort Color-FX.
Doch der Markt ist ständig in Bewegung und das trifft natürlich auch auf DJ-Equipment zu. Werfen wir in diesem Artikel einen genaueren Blick auf die Kommandozentrale aus Italien und schauen, ob sie zwei Jahre nach der ersten Präsentation noch am Puls der Zeit tickt oder ob der Zahn der Zeit schon dran genagt hat.
Details
Rein in die gute Stube, raus aus dem Karton und dann ein Blick auf den Lieferumfang geworfen, der da wäre: Controller, Stromkabel, Anleitung. Primo oder zu Deutsch der „Erste“ – ein treffender Name für Mixars Controller-Erstlingswerk – wiegt 4,2 kg und misst 508 x 331 X 66 mm. Er ist rock-solid verarbeitet – das hatte ich von Mixars auch erwartet.
Seitliche Tragemulden, stabiles Kunststoffgehäuse, Schutzplastik, eine Aluminium-Frontplatte, Metallstifte für die Pots – man merkt, dass die „Mutter“ RCF aus dem PA-Bereich kommt. Schön fest sitzen auch die Anschlussbuchsen, nur die USB-Buchse hat ein kleinwenig Spiel. Ein Blick auf die Unterseite zeigt ordentlich dimensionierte, aufgeklebte Gummifüße, die dem Verrutschen auf glatten Flächen entgegenwirken. Die Dokumentation, die als PDF von der Hersteller-Website geladen werden kann, enthält ausführliche technische Angaben, Schaltpläne, MIDI-Charts usw. Das Serato Quickstart-Dokument für den Primo hingegen gibt’s bei Serato.
Mixars Primo fungiert als Dongle für eine Serato DJ Vollversion und ist zudem DVS Upgrade-fähig, was bedeutet, das Audiointerface kann die Tempo- und Positionsangeben einer Timecode-Vinyl an die Software-Decks weitergeben. Wer Vinyl zum Scratchen braucht, am Primo soll’s also nicht liegen. Dieses Feature ist jedoch kostenpflichtig. Aktuell sind 99 Euro für das Plug-in hinzulegen zuzüglich der „Noise-Map“ Steuer-Vinyls, die je nach Auflage ab 35 Euro als Paar kosten. Sondereditionen kosten mehr.
Ein- und Ausgänge
Zur Verbindung mit dem eigenen Soundsystem, der Party-Beschallungsanlage oder den DJ-Monitorboxen finden sich am Backpanel folgende Anschlussbuchsen ein: Cinch und XLR für das Master-Signal, dazu 6,3 mm Klinkenbuchsen für das Booth-Signal. Externe Zuspieler wie MP3/CD-Player und Plattenspieler können sich über zwei Cinch-Paare mit zugehörigen Line/Phono-Schaltern und der obligatorischen Turntable-Masseschraube am Geschehen beteiligen. Ferner lassen sich hinten via XLR-Kombobuchse ein Mikrofon und über den USB-Port ein Computer anschließen. Für das externe 5 Volt Steckernetzteil ist eine Zugentlastung vorhanden, die neben Strombuchse und Einschaltknopf angebracht ist.
Die Kopfhörersektion ist mit Mini- und Standardklinkenbuchsen ausgerüstet und hat zudem Lautstärke- und Cue-Mix-Regler für das stufenlose Blenden zwischen Ausgabe- und Vorhörsignal auf dem Ohr-Beschaller vorzuweisen. Split Cue teilt die Signale auf die rechte und linke Kopfhörerseite auf, falls dies bevorzugt wird.
Bedienoberfläche
Bewährtes Industriedesign, wenn der Blick über die Bedienoberfläche wandert: Ein zentraler Zweikanal-Mixer, flankiert von zwei identisch aufgebauten Deck-Sektionen. Erstgenannter tritt mit 45 mm Fadern, Vorhörtasten, Dreiband-EQ, Gain, Navigation und Ladetasten in Erscheinung. Die Flachbahnregler und die mittengerasterten Drehknöpfe laufen ihrer Bestimmung entsprechend geschmeidig. Alle Funktionstasten sind zudem für ein Status-Feedback beleuchtet.
Zum Pegelabgleich wurden dem Gerät Channel- und Master-LED-Ketten verabreicht, die Anpassung der Master-, Booth- und Sampler-Lautstärke erfolgt mittels dreier vertikal angeordneter Drehregler. Die Kanäle können dabei auf vier regelbare Mischer-Effekte (Filter, Noise, Echo, Crush) zugreifen. Die Deck-Sektionen 1 und 2 können mittels Schalter alternativ die Software-Player 3 und 4 bedienen – oder auf Phono/Line umgestellt werden.
Jogwheels
Ein schöner Eyecatcher in den Player-Sektionen sind die 150 mm großen (130 mm Tellergröße), beleuchteten aluminiumbesetzten Jogwheels, deren Ringe mit einem der nächsten Updates auch als Nadelindikator analog zur Position in Serato DJ fungieren können. Interessanterweise drehen die Teller ein wenig „schwergängiger“, als man es im Verglich zu manchen anderen Controllern kennt. Ich finde das recht angenehm, allerdings sind Backspins damit echte „Arbeit“. Aufgefallen ist mir noch, dass die Teller an der Mulde kratzen, wenn man sie sehr fest niederdrückt. Eine manuelle Regulierung des haptischen Widerstands gibt es nicht.
Apropos Backspins: An die Scratch-Fraktion haben Mixars natürlich gedacht. Mit den Crossfader-Controls wird die Mischcharakteristik zwischen hart und weich reguliert, ein Reverse-Switch kehrt die Blendrichtung um. Der Crossfader öffnet in Scratch-Stellung nach gut 2 mm. Turntablisten werden sich über die Möglichkeit freuen, den CF gegen einen Kallisto, Galileo Pro und Innofader austauschen zu können. Eine Schnellwechselmöglichkeit gibt es indes nicht – schade.
FX, Performance Pads & Co.
Darüber logiert die gut ausgerüstete, jedem Deck zuweisbare FX-Sektion mit Parameter, Timing und Auswahloptionen. Das passt. Rechts folgen GRID-Tasten zur Anpassung des Taktrasters via Jogwheel, auch Buttons für Vinyl-Mode, Censor, Reverse und Slip sind um den Teller verteilt auszumachen. Der Pitchfader ist stolze 100 mm lang und tritt mit dreifacher Range-Umschaltung (8, 16, 50 %) in Erscheinung. Die Pitch-Bends, die via Shift auch die Tonart transponieren, nehmen wir gern mit. Ein Keylock beugt auf Wunsch der Tonhöhenveränderung vor und die Key-Sync-Funktion stellt beide Titel auf den gleichen Wert ein, Stichwort Harmonic-Mixing.
Nicht verschwiegen werden darf der Touchstrip unter dem Handrad, der etwa 100 x 10 mm ausmacht und dem Spulen im Titel dient. Hier wird die komplette Wellenform des Tracks auf den Ribbon gemappt. Das ist eine gangbare Lösung, zumal der Streifen bei laufendem Track gesperrt ist. Der untere Teil gegenüber der Abspielsteuerung widmet sich dem Setzen von Loops und Beat-Jumping sowie dem Durchschalten der Parameter für die 16 Performance Pads, die euch folgende Modi zur Verfügung stellen: Hotcue, Roll, Slicer, Sampler und via Shift-Button auf der zweiten Ebene zugängig: Cue Loop, Slicer Loop, Pitch Play (Pitch´n Time DJ erforderlich) sowie Manual Loop, für das die Befehle auf die Pads gedruckt wurden.
Das Design und die Funktionen haben sich gegenüber dem Vorserienmodell aus 2017 in einigen Teilen noch geändert. Man hat die Zeit also offensichtlich gut genutzt.
Insgesamt kommt der Controller auf 16 Pads, 5 Fader, 28 Drehregler und 61 sonstige Tasten. Allerhand zu tweaken und triggern also und es ist an der Zeit, den Primo in-the-mix zu testen.