Mixed in Key 11 Pro im Praxischeck
Warum harmonisch mixen?
Back in the days habe ich mich immer mega gefreut, wenn ich Platten gefunden hatte, die sowohl vom Tempo als auch der Tonhöhe wie „Arsch auf Eimer“ passten. Wo die Intro-Sequenz der einen perfekt auf der Bassline der anderen saß und so mehr entstand als die Summe der Einzelteile. Denn schon damals zogen sich mir die Backen zusammen, wenn ich DJs perfekt beatmixen hörte, aber die Harmonien komplett dissonant aneinander krachten.
Das Beatmatchen übernimmt mittlerweile bei den meisten DJs der Sync-Button, aber Key-Matching empfinde ich also genauso wichtig. Zwei Tracks harmonisch mixen oder die Bassline des nächsten Stücks eine Tertz höher reinzumischen, kann einen absolut hypenden Effekt haben. Wenn ich Playlisten für DJ-Sets zusammenstelle, achte ich sehr darauf, dass die Tracks harmonisch ineinandergleiten und wenn die Tonhöhe sich ändert, dann nach oben, weil eine Tonhöhensteigerung aufputschend wirkt, während eine Tonhöhenminderung einen runterziehenden Effekt hat.
Wie aber findet man die perfekten Kandidaten für gelungene harmonische Übergänge?
Und hier kommt Mixed In Key 11 Pro ins Spiel. Denn natürlich führt die Suche nach Musikstücken in passender Scale auch mit Rumsuchen und Rumprobieren in den Playlists von Rekordbox oder Traktor zum Ziel. Aber MIK11 Pro nimmt uns diese Arbeit ab und schlägt direkt verblüffend geeignete Mix-und Mashup-Kandidaten vor.
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Analyse in Mixed In Key 11
Zuerst einmal müssen wir mindestens 50 Songs analysieren lassen, bevor Mixed In Key 11 Pro seinen Dienst antritt. Die Songs werden nach Camelot-Wheel-Tonhöhe und Energy-Level analysiert, die entsprechenden Werte werden automatisch in die Metadaten des Files geschrieben, tauchen z. B. in Apples Musik App (formerly known as iTunes) in der Kommentar-Spalte auf.
Wichtig im Zusammenspiel mit Software wie Traktor, Serato oder Rekordbox: Die Songs sollten erst in der jeweiligen DJ-Software analysiert und „beatgridded“ werden, bevor wir sie in Mixed In Key weiter analysieren. Die Key-Analyse darf dabei entfallen, denn die wollen wir ja mit Mixed-In-Key durchführen.

Assistent oder Mastermind?
Mixed In Key ist grundsätzlich ein Hilfstool zur Erstellung von Playlists. Nach Wunsch werden die Analyseergebnisse als Metadaten in die id3-Tags der Musikstücke (z. B. bei DJ-Software) oder auch in die Namen der Files (z. B. bei Sample-Dateien) geschrieben. Dies wird in den Settings festgelegt. DJ bereitet also Playlisten mit MIK11 Pro vor und überträgt diese dann (z. B. per Drag & Drop) in die DJ-Software der Wahl.
In den Traktor-Playlists werden die Camelot Keys in der Spalte „Key Text“ angezeigt, die natürlich aktiv sein muss. Mit dem Befehl „Check Consistency“ updatet Traktor dann alle angewählten Tracks mit den neuen Tags. In Rekordbox läuft das ähnlich, hier heißt der Befehl „Reload Tags“.
Bei computerbasierter DJ-Software wäre es natürlich ideal, MIK11 Pro parallel als Assistenten mitlaufen zu lassen, aber das ist leider nicht immer möglich, weil Mixed In Key auf die gleiche Datenbank zugreift, wie die DJ-Software.

Mixed In Key 11 + Traktor Pro 4 Integration
Traktor und Mixed-In-Key koexistieren nicht besonders gut nebeneinander.
Wenn Traktor Pro 4 aktiv ist und Mixed In Key 11 Pro Songs analysieren soll, kommt die Nachricht: „Error saving Traktor collection file. Unable to export to Traktor because Traktor is currently running. Please quit Traktor and try again.” Ich schließe also Traktor und „try again“ . Wenn ich dann wiederum Traktor öffne, stürzt MIK11 Pro ab. Ich hoffe, dass dies nur ein Bug ist, der mit einem Update behoben werden kann.



In diesem Tutorial wird die Integration von Mixed-in-Key 11 (ohne Pro!) mit Traktor Pro 4 gut erklärt
Integration mit Serato DJ Pro
Ähnlich wie bei Traktor läuft die Integration mit Serato. Erst in Serato analysieren, dann die Tracks in Mixed in Key draggen und droppen. Auch hier sind die Settings wichtig, um nur die Tags zu übernehmen, die euch wichtig sind, damit ihr nicht versehentlich die Metadaten eurer mühsam aufgebauten Songbibliothek zerstört.


In diesem Tutorial wird die Integration von Mixed-in-Key 11 (ohne Pro!) mit Serato DJ Pro gut erklärt
Integration mit Rekordbox 7
Rekordbox und Mixed In Key 11 Pro leben hingegen sehr gut gemeinsam im Arbeitsspeicher meines Rechners. Anderseits nutzen sehr viele Rekordbox-DJs das Programm nur im Export-Modus zur Erstellung von Playlisten, die dann auf den USB-Stick synchronisiert werden. Wer würde da schon einen Laptop nur zum Finden neuer Mix-Ideen durch MIK11 Pro mitnehmen?
Bei Rekordbox ist es wichtig, das .xml-File zu exportieren, weil MIK11 Pro darauf zugreift. Wie das geht, wird in diesem Tutorial Schritt für Schritt erklärt.
In diesem Tutorial wird die Integration von Mixed-in-Key 11 (ohne Pro!) mit Rekordbox gut erklärt
Integration mit Ableton Live
Im Zusammenspiel mit Live ist Mixed In Key 11 Pro eine wertvolle Hilfe. Auch diese beiden Programme arbeiten nicht direkt zusammen, es gibt keinen Audio- oder Datenaustausch. Aber es ist supereasy, Songs direkt aus dem MIK11 Pro-Fenster in das Ableton Arrangement Fenster zu ziehen. Sobald der Song von Live analysiert ist, sitzt er (meistens) komplett tight im Groove, mit nur einem Warp-Marker auf dem ersten Downbeat.
Pärchen aus der „Favorite Mashups“-Liste werden zudem gleich beide in Ableton gezogen und bei (in Live) gedrückter Command-Taste auf zwei verschiedene Audiospuren gelegt. Eventuell vorhandene harmonische Differenzen (z. B. „+1 semitone“) werden in MIK11 Pro angezeigt, müssen aber natürlich in Ableton Live manuell eingestellt werden.



MIK11 Pro ist eine fantastische Hilfe beim Durchforsten der eigenen Musiksammlung auf der Suche nach passenden Loops und Ideen. Auf Wunsch schreibt MIK11 Pro den Key und die Energy auch in den Filenamen. Ich habe das nicht zugelassen, da Ableton Live auf Samples nach Ort und Namen referiert und deswegen bereits in Live-Projekten genutzte Samples nach Änderung des Namens nicht mehr wiederfinden würde. Beim Integrieren von neuen Sample-Librarys ist es aber eine gute Idee, diese vor Gebrauch in MIK11 Pro zu analysieren und die Ergebnisse direkt in die Namen schreiben zu lassen.
Mixed In Key 10 + Ableton Live – Integration Tutorial
Die Integration mit Ableton Live wird hier am Beispiel von Mixed in Key 10 erklärt, läuft aber vom Prinzip genauso mit MIK11 Pro
Nach Hause telefonieren
So wie ET will Mixed In Key beim Programmstart nach Hause telefonieren. Ohne Internetzugang startet die App nicht. Auch störend: beim Durchskippen der einzelnen Mashup/ DJ-Mix-Vorschläge tauchen jene mit dem gleichen Key zuerst auf, später kommen dann harmonisch ähnliche Titel. Schön wäre es, wenn man beim Durchskippen am Ende der möglichen Kandidaten wieder auf den ersten Kandidaten schalten würde. Leider geht das nicht, man muss immer wieder manuell zurückklicken.
Für wen ist das?
Ich muss zugeben, dass ich anfangs etwas die Nase gerümpft habe. Vorbehalte wie: „Ich lass‘ mir doch von einer App nicht vorschreiben, was ich als nächstes reinmixe …“ schossen mir durch den Kopf. Sehr schnell habe ich aber deutliches Potential erkannt.
So habe ich beispielsweise eigene, noch unfertige Produktionen als Anker geladen, die vorgeschlagenen Mashup-Kandidaten durchgecheckt und sofort Inspirationen für passende Akkordfolgen gefunden. Für diese Anwendung allein ist MIK11 Pro eine starke Inspirationsquelle.
Als störend empfand ich, dass ich die Inspiration erst in meine richtigen Rekordbox-Playlisten und meinen Ableton Live Produktions-Worklow übertragen muss. Mixed In Key 11 Pro ist eben doch mehr Organisationstool als Produktionsoberfläche.
Die Funktion des automatischen Umbenennens der Soundfiles habe ich im Test kaum genutzt, um meinen DJ-und-Produktions-Workflow nicht dadurch zu stören, dass textbasiert zugeordnete Samples nicht mehr gefunden werden. Wenn ihr eure Musiksammlung – Tracks ebenso wie Samples – grundlegend (neu) sortieren wollt, z. B. beim Neueinrichten eines Rechners, ist MIK11 Pro eine wertvolle Hilfe, die viel Arbeit spart.

Mixed-In-Key 11 Pro – mögliche Alternativen
MIK 11 Pro | Rekordbox | NI Traktor | Serato | |
Harmonie-Analyse | ja | ja | ja | ja |
Automatische Cue-Points | ja | nein | nur 1. Cuepoint | nein |
DJ-Mixing | nein | ja | ja | ja |
Recording | nein | ja | ja | ja |
Preis | 99,- Euro | jährlich ab 229,-Euro (Core) | 149,- Euro | 229,- Euro |