Delay einfach und plakativ geht natürlich auch!
Sicher, die einfache Wiederholung von Signalen funktioniert natürlich auch. Dabei gibt es bei den üblichen Delay-Effektgeräten oder -Plug-Ins folgende Parameter einzustellen: Delayzeit und Feedback. Die Delayzeit lässt sich entweder in Millisekunden einstellen oder aber in rhythmischen Zeiten, also beispielsweise in Viertelnoten. Manchmal kann man die beiden Arten von Zeiteinstellung umstellen, bei externen Geräten muss natürlich das Delay darüber „informiert“ werden, wie lang denn nun eine Viertelnote ist. Wie das geht, könnt ihr hier nachlesen. Ein rhythmisches Delay wirkt oft aufgeräumter im Mix und kann den Groove schön unterstützen, solche die frei laufen, kommen sich schnell mit vielen anderen Instrumenten ins Gehege. Mit Feedback bestimmt ihr, wie viele Wiederholungen erfolgen, allerdings meist in Prozent. Warum man dann nicht einfach die Anzahl angeben kann? Nun, das gibt es zwar auch, aber in diesem Fall würde das Delaysignal nach beispielsweise vier Wiederholungen abrupt stoppen. Feedback hingegen ist tatsächlich eine Rückkopplung: Das schon verzögerte Signal wird noch einmal dem Eingang zugefügt, jedoch etwas leiser. Dadurch schwillt das Delaysignal immer mehr ab.
Zumischen – auch, um mehrere Signale zu bearbeiten
Ein Delay dieser einfachen Art ist übrigens ein „Zumischeffekt“. Es ist also die technisch falsche Vorgehensweise, einfach ein Delay in den Effektslot in der DAW zu knallen, obwohl das natürlich auch funktioniert. Der lehrbuchmäßige Weg ist, einen sogenannten „Aux-Send“ zu erstellen, der das Signal abgreifen kann (und auf „Post“ stehen sollte, nicht auf „Pre“). Dieser Send kommt irgendwo zurück, meist nennt sich das Aux-Return, in manchen Programmen auch „Bus“. Erst dort wird der Effekt eingesetzt. Was dieser Umweg soll? Nun, ihr habt die Kontrolle über den Signalpegel, mit dem das Delay „gefüttert“ wird und die tatsächliche Lautstärke im Mix, vor allem aber könnt ihr im Handumdrehen noch andere Signale mit dem gleichen Effekt bearbeiten, indem ihr einen Aux-Abgriff im jeweiligen Kanal einrichtet.
Delay weniger auffällig mischen
Probiert aus, wo euer Song etwas Delay vertragen kann! Die klassischen Anwendungsfälle sind Gitarren (vor allem unverzerrte) und Vocals. Besonders, wenn ein Hall den Mix zu dicht oder matschig werden lässt, er ohne aber zu trocken wäre, ist das Delay oft eine ideale Alternative! Tipp: Wenn ihr ein Delay nach Gusto eingestellt habt, nehmt etwas von seinem Signal zurück, denn man neigt dazu, es etwas zu übertreiben.
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Variationen auf ein bekanntes Thema
Ein rhythmisches Delay kann sehr artifiziell und klinisch wirken, doch es gibt Abhilfe: Es ist oft möglich, das Delay bewusst etwas eiern zu lassen oder geringfügig zu schnell oder zu langsam einzustellen. Ihr werdet sehen, dass damit Leben in die Bude kommen kann! Ebenfalls genial ist die fast immer gegebene Möglichkeit, Filter einzusetzen. Eine Höhendämpfung nimmt etwas von den oberen Frequenzanteilen. Mit jeder Wiederholung wird das etwas mehr, sodass das Signal immer dumpfer wird. Dadurch „stört“ das verzögerte Signal weniger und ähnelt dazu noch den Wiederholungen, die man in großen Räumen oder im Gebirge hat. In der Natur werden die Höhen nämlich auch immer weniger, je mehr Strecke das Signal bereits zurückgelegt hat. Auch im Bass sollte man das Delay etwas eingrenzen, dazu findet man oft „Low Cut“ oder dergleichen: Bass und Delays vertragen sich generell selten und lassen das Ergebnis schwammig werden. Also weg damit!
Einen ähnlichen Effekt kann übrigens die Phaseninvertierung haben („ø“), die ihr bei Hard- und Software vielleicht schon gesehen habt. Ganz extrem kann man es treiben, wenn man ein einzelnes Signal benutzt und mit sehr kurzen Delays ohne Feedback arbeitet und Wet/Dry im Verhältnis 1:1 benutzt. Vorsicht aber im Bass!
Ihr seht: Ein Delay ist beileibe kein schnöder Langweiler-Effekt, sondern ein geniales Tool. Genauso übrigens alles, was mit „Stereo“ zu tun hat, unserem nächsten Thema. Das ist nämlich mehr als nur einfaches Links-Rechts!