Fehler 3: Phasenprobleme
Nutzt man mehr als ein Mikrofon zur Abnahme desselben Instrumentes, besteht immer die Gefahr, dass minimale zeitliche Verzögerungen zwischen den aufgenommenen Signalen während des Mixdowns Frequenzauslöschungen verursachen, sogenannte Kammfiltereffekte. Ähnliche Schwierigkeiten können entstehen, wenn man mit DI-Box und Mikrofon aufgenommene Signale kombiniert, Stereomikrofonpaare oder Send-Effekte auf mono mischt und wenn Live-Parts Samples triggern und parallel laufen. Obwohl Phasenprobleme schnell zu Mischungen mit hohlem Klang und schlechter Monokompatibilität führen, unterschätzen die meisten Heimstudiobesitzer, wie wichtig es ist, sich darum zu kümmern. Da die meisten Produktionsumgebungen viele Möglichkeiten bieten sie zu beheben (Mikro-Delays, Audiobearbeitung, Phasenumkehr, Allpassfilter oder Phasenrotation), gibt es eigentlich keinen Grund, sich einen Mix durch Kammfiltereffekte ruinieren zu lassen. Probiert das hier mal aus:
• Hört euren Mix mono ab. Das ist ein schneller Weg, um zu überprüfen, ob irgendein Stereosignal im Mix Phasenprobleme verursacht. Auch wenn das Summieren des linken und rechten Stereokanals immer eine gewisse klangliche Veränderung mit sich bringt, müsst ihr auf eventuell auftretende drastische Veränderungen achten, die eure Mix-Balance über den Haufen werfen. Falls ihr auf solche „Phasen-Gremlins“ stoßt, probiert auf einer Seite des Stereokanals eine Phasenkorrektur zur Verbesserung der Situation vorzunehmen.
• Es gibt eine ganze Reihe spezieller Phasenkorrektur-Plug-Ins, die es anzutesten lohnt – von kommerziellen Produkten wie Audiocations Phase, Voxengos PHA‑979 oder der IBP Workstation von Littlelabs (für die UAD2 Plattform) bis zu Freeware wie dem Betabugs Phasebug oder dem neuen preFIX von Variety Of Sound.
• Seid vorsichtig beim Layern mehrer Bassparts oder tiefer Drumsounds innerhalb eines Arrangements. Wenn solche Parts über die Zeit In- und Out-Of-Phase gleiten, ist das ein sicheres Rezept für Frust: Der kombinierte Sound ändert sich dann sporadisch immer wieder auf eine Art und Weise, die durch normale Mixbearbeitung kaum in den Griff zu kriegen ist.
Beispielmixe (Klick auf Zahl öffnet Link): Die mit mehreren Mikrofonen abgenommenen Gitarrentracks des Wettbewerbsongs haben viele Teilnehmer dazu verleitet, die einzelnen Signale ohne vorherige Phasenkorrektur quer über das Stereofeld zu verteilen – hört euch z.B. die Mixe 36, 43, 58 und 59 in stereo und mono an, um zu hören, was ich meine. Phasenauslöschungen zwischen den linken und rechten Overheadmikrofonen verursachen auch in den Mischungen 33, 56 und 61 Monokompatibilitätsprobleme.
Luke sagt:
#1 - 13.09.2011 um 19:01 Uhr
OH Mannich hatte mir während dem Urlaub in Britannien die aktuelle Sound on Sound gekauft und jetzt gibts das Hauptthema hier für umme!!!Abgesehen davon ein echt guter Artikel, so ne art Checkliste die man durchgehen kann wenns mal nicht so gut klingt. Auch das Magazin ist genial und hat z.B. gute Berichte und Analysen über aktuelle Titel, die auch mal im Radio zu höhren sind (Adele, Aloe Blacc...). Eine echte Empfehlung.viel Spaß beim Lesen
Benno sagt:
#2 - 13.09.2011 um 23:15 Uhr
Tolle Tips! Essentielles wissen auf den Punkt gebracht, vielen Dank!
Freue mich auf Part 2
Arne Ziemann sagt:
#3 - 03.04.2015 um 14:58 Uhr
naja, die tipps sing ungefähr so hilfreich wie klopapier zum essen ist. ich finde es immer wieder lustig das man überall anfängern empfiehlt ihre mix mit mastern zu vergleichen. was soll das eigentlich werden? will man sie unbedingt demotivieren? der richtige ansatz wäre eher erstmal eine eigene balance seiner eigenen mixe zu finden. stimmt das, kommt der rest step by step...
Tom sagt:
#4 - 04.11.2017 um 15:24 Uhr
Bei den Tipps geht es schon ganz schön ans Eingemachte, aus Sicht proffessioneller Studiomixer ist das sicher alles richtig und auch hilfreich...aber...ich möchte das Thema trotzdem nochmal ansprechen, auch wenn die Einwände im Text schon einmal angesprochen wurden, der perfekte Mix birgt immer ganz schnell die Gefahr, dass alles sehr glattgebügelt klingt: Autotuning, Quantisierung, Midi Loops und ordentlich Kompressor und schon gehe ich in Gefahr einen radiogerechten "Mainstreamer" zu produzieren, der aus meiner Sicht eher langweilig klinkt, da es ihm an Authentizität, Ausdruck und Dynamik fehlt. Mal ein Beispiel aus der Vergangenheit: Das "Album Never Mind the Bollocks" von den Sex Pistols. Aus heutiger Sicht sicher eine Katastrophe, was Abmischnung und Soundqualität angeht. Trotzdem ein Album, was nur so strotzt vor Lebendigkeit und Ausdruck. O.K. ist jetzt ein extremes Beispiel, mein Appell ist nur, es nicht zu übertreiben und maßgeblich Wert auf Ausdruck und Dymaik zu legen. Das heißt nicht, dass man offensichtlich hörbare Fehler nicht korrigieren sollte. Anderes Beispiel: automatische Schlagzeugbegleitung am Arranger-Keyboard, hier werden heute schon bei den hochwertigeren Modellen kleine Ungenauigkeiten hineinprogrammiert oder gar echte audio-recordings von Schlagzeugern verwendet, damit es lebendiger (menschlicher ?) klingt. Der Aufsatz hier ist sicher sehr professionell, aber der Autor sucht schon ein bischen das Haar in der Suppe und für Einsteiger ist das sicher nicht immer sonderlich hilfreich. Labels, die professionelle Alben bekannter Künstler produzieren, müssen das sicher heutzutage so machen, aber klingt deswegen die Musik wirklich immer besser ?? Nächstes Beispiel: Neil Young: bekannt für sein eher etwas unsauberes Gitarrenspiel, das er aber genauso in den Studiomix bringt und gerade deswegen an Ausdruck und Kreativität kaum zu übertreffen ist oder mit anderen Worten, gerade die kleinen Ungenauigkeiten an der richtigen Stelle können der Musik auch sowas wie Seele einverleiben... Sicher ist das ganze auch vom Musikstiel abhängig. Im Dance und HipHiop Bereich müssen drums, bass und synths im Zusammenspiel sicher auf die Millisekunde den Beat treffen, deswegen werden diese Songs ja auch fast ausschließlich am Computer mit Plug Ins, unendlich vielen automatischen Routinen etc. produziert.