Fehler 4: Mix-Matsch
Der untere Frequenzbereich einer Mischung ist häufig eine Art Krisengebiet. Fast jede Spur kann zum Bassbereich etwas beitragen. Aber wenn man nicht sehr genau auswählt, was man durchlässt, erhält man schnell einen klebrig klingenden Murks, der die Definition der Bassparts verwischt. Eine Teilschuld an diesem häufig auftretenden Problem trägt der weit verbreitete Gebrauch von Close-Miking weil die meisten direktionalen Mikrofone dann einen Bassboost (Nahbesprechungseffekt oder „Proximity Effect“ genannt) aufweisen. Auch viele synthetische Klänge und Samples haben oftmals viel mehr Bassanteil als für einen Mix eigentlich nötig ist – programmierte Arrangements sind also genau so wenig gefeit vor diesen Problemen, wie Live-Aufnahmen. Probiert einige dieser Tricks aus und schaut, ob sich die Lage verbessert:
• Aktiviert bei allen Instrumenten, die nicht wirklich Bass für musikalische Zwecke benötigen, einen Hochpassfilter. Das stellt dann sicher, dass Netzbrummen, Verkehrslärm, Handlinggeräusche am Mikrofon und jeglicher anderer tieffrequenter Müll nicht mit euren Bassparts kollidiert.
• Achtet bei der Einstellung von Filterfrequenzen immer auf den Mix-Kontext. Ihr werdet euch wundern, wie sehr man den Bassbereich beschneiden kann, bevor ein Klang im Zusammenhang des Mixes anfängt, Wärme zu verlieren. Seid aber vorsichtig bei perkussiven Klängen, da sie schon vor offensichtlich werdenden Klangveränderungen den subjektiven „Punch“ verlieren können.
• Staffelt die verschiedenen Bassinstrumente durch unterschiedliche Tonlagen und EQ-Einstellungen in unterschiedliche Frequenzbereiche. Je mehr diese um den gleichen Frequenzbereich kämpfen müssen, desto schneller habt ihr Matsch.
• Seid achtsam beim Einsatz von Delay oder Halleffekten mit langen Ausklingzeiten im tiefen Frequenzbereich. Sie machen aus eurem Sound sehr schnell eine ungenießbare dicke Suppe. In typischen Rock-, Pop- und Electronica-Projekten könnt ihr die meisten Effekt-Returns weit oberhalb von 100 Hz beschneiden sowie zusätzliche LF-Shelving (Kuhschwanzfilter) oder parametrische Filter in Stellung bringen, die ein paar Oktaven darüber ebenfalls diesen Bereich absenken.
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Beispielmixe (Klick auf Zahl öffnet Link): Obwohl Mix-Matschigkeit in der Regel wie bei Mix 09, 54 und 58 mit einem übermäßig präsenten unteren Mittenbereich assoziiert wird, haben hellere Mixe wie 21, 22 und 36 durchaus das selbe Klarheitsproblem. Hört euch im Vergleich mal Nummer 20, 31, 51und 63 an, die diesen Frequenzbereich erheblich effektiver bedienen.
Luke sagt:
#1 - 13.09.2011 um 19:01 Uhr
OH Mannich hatte mir während dem Urlaub in Britannien die aktuelle Sound on Sound gekauft und jetzt gibts das Hauptthema hier für umme!!!Abgesehen davon ein echt guter Artikel, so ne art Checkliste die man durchgehen kann wenns mal nicht so gut klingt. Auch das Magazin ist genial und hat z.B. gute Berichte und Analysen über aktuelle Titel, die auch mal im Radio zu höhren sind (Adele, Aloe Blacc...). Eine echte Empfehlung.viel Spaß beim Lesen
Benno sagt:
#2 - 13.09.2011 um 23:15 Uhr
Tolle Tips! Essentielles wissen auf den Punkt gebracht, vielen Dank!
Freue mich auf Part 2
Arne Ziemann sagt:
#3 - 03.04.2015 um 14:58 Uhr
naja, die tipps sing ungefähr so hilfreich wie klopapier zum essen ist. ich finde es immer wieder lustig das man überall anfängern empfiehlt ihre mix mit mastern zu vergleichen. was soll das eigentlich werden? will man sie unbedingt demotivieren? der richtige ansatz wäre eher erstmal eine eigene balance seiner eigenen mixe zu finden. stimmt das, kommt der rest step by step...
Tom sagt:
#4 - 04.11.2017 um 15:24 Uhr
Bei den Tipps geht es schon ganz schön ans Eingemachte, aus Sicht proffessioneller Studiomixer ist das sicher alles richtig und auch hilfreich...aber...ich möchte das Thema trotzdem nochmal ansprechen, auch wenn die Einwände im Text schon einmal angesprochen wurden, der perfekte Mix birgt immer ganz schnell die Gefahr, dass alles sehr glattgebügelt klingt: Autotuning, Quantisierung, Midi Loops und ordentlich Kompressor und schon gehe ich in Gefahr einen radiogerechten "Mainstreamer" zu produzieren, der aus meiner Sicht eher langweilig klinkt, da es ihm an Authentizität, Ausdruck und Dynamik fehlt. Mal ein Beispiel aus der Vergangenheit: Das "Album Never Mind the Bollocks" von den Sex Pistols. Aus heutiger Sicht sicher eine Katastrophe, was Abmischnung und Soundqualität angeht. Trotzdem ein Album, was nur so strotzt vor Lebendigkeit und Ausdruck. O.K. ist jetzt ein extremes Beispiel, mein Appell ist nur, es nicht zu übertreiben und maßgeblich Wert auf Ausdruck und Dymaik zu legen. Das heißt nicht, dass man offensichtlich hörbare Fehler nicht korrigieren sollte. Anderes Beispiel: automatische Schlagzeugbegleitung am Arranger-Keyboard, hier werden heute schon bei den hochwertigeren Modellen kleine Ungenauigkeiten hineinprogrammiert oder gar echte audio-recordings von Schlagzeugern verwendet, damit es lebendiger (menschlicher ?) klingt. Der Aufsatz hier ist sicher sehr professionell, aber der Autor sucht schon ein bischen das Haar in der Suppe und für Einsteiger ist das sicher nicht immer sonderlich hilfreich. Labels, die professionelle Alben bekannter Künstler produzieren, müssen das sicher heutzutage so machen, aber klingt deswegen die Musik wirklich immer besser ?? Nächstes Beispiel: Neil Young: bekannt für sein eher etwas unsauberes Gitarrenspiel, das er aber genauso in den Studiomix bringt und gerade deswegen an Ausdruck und Kreativität kaum zu übertreffen ist oder mit anderen Worten, gerade die kleinen Ungenauigkeiten an der richtigen Stelle können der Musik auch sowas wie Seele einverleiben... Sicher ist das ganze auch vom Musikstiel abhängig. Im Dance und HipHiop Bereich müssen drums, bass und synths im Zusammenspiel sicher auf die Millisekunde den Beat treffen, deswegen werden diese Songs ja auch fast ausschließlich am Computer mit Plug Ins, unendlich vielen automatischen Routinen etc. produziert.