Fehler 5: Suboptimales Arrangement
Die Wurzel vieler Mixprobleme geht auf das musikalische Arrangement zurück – und dieser einfache Fakt macht viele der Budget-Produktionen, die ich zu hören bekomme, praktisch unmischbar. Wenn euer Song in der Strophe beispielsweise mehr Gitarren- oder Percussion-Layer als im Refrain hat, wird es euch kaum gelingen, den Refrain mit einem „Bang“ beginnen zu lassen. Außerdem sollte man unterschiedliche Gitarren- und Keyboardsounds möglichst nicht im gleichen Tonhöhenbereich miteinander konkurrieren lassen, wenn man sie im Mix trennen möchte. Und wenn ihr es nicht schafft, dem Arrangement selbst einen gewissen Spannungsbogen mitzugeben, ist es unwahrscheinlich, dass Zuhörer euer Werk bis zum letzten Refrain gebannt hören werden. Hier sind ein paar schnelle Tipps für Verbesserungen:
• Versucht es zu vermeiden, dass identische Arrangement in allen ähnlichen Songabschnitten zu wiederholen. Wenn man in der ersten Strophe das Arrangement beispielsweise etwas reduziert, wirkt die zweite sofort frischer und interessanter.
• Falls ihr Probleme habt, die Parts im Mix getrennt zu bekommen, probiert bei MIDI-Spuren verschiedene Akkordumkehrungen aus oder nutzt Pitch-Shifting, um Audio in andere Oktavlagen zu verschieben. So kann man jeder Spur zu einem klaren Platz im Frequenzspektrum verhelfen. Alternativ könntet ihr auch die Noten des einen Parts in die zeitlichen Pausen des anderen verschieben.
• Manchmal ist der beste Weg, ein Arrangementproblem während des Mixdowns in den Griff zu kriegen, das Hinzufügen unauffälliger Overdubs oder Samples (oder sogar das Entfernen ganzer Sektionen des Songs). Man sollte so eine Taktik während des Mixdowns auf keinen Falls ausschließen.
Beispielmixe (Klick auf Zahl öffnet Link): Obwohl die meisten Teilnehmer nur das vorliegende Material genutzt haben, gab es viele Fälle wo kreative Umarrangiertechniken genutzt wurden, um durch das Rohmaterial entstandene Herausforderungen beim Mix zu bewältigen. Einige Mixer nutzten die virtuelle Rasierklinge, um den Songaufbau zu straffen und den Gesang schneller ins Spiel zu bringen (am auffälligsten bei Mix 03, 22, 27, 39 und42). Bei den Versionen 52 kam eine Reihe auffälligerer Mixeffekte als „Ear Candy“ zum Einsatz, während bei Nummer 03, 18, 56, 59 und 61 zusätzliche Synth- und Sampletexturen dem Refrain oder der Strophe zu mehr Dichte oder Athmosphäre verschaffen. Gesang wurde häufig in andere Teile des Songs geschoben und mit Pitch-Shifting zum Erzeugen von mehrstimmigen Gesangparts bearbeitet, wie bei Nummer 05, 26 oder 40. Stärkere Eingriffe könnt ihr in den Mixen 27, 28 und 56 hören. Die beste Kombination aller Herangehensweisen hat für mich aber Beitrag Nummer 20 abgeliefert – ein Mix der nur knapp den Siegertitel verfehlte.
In der zweiten Folge werden wir uns dann Hallproblemen, zu „hartem“ Sound, verdeckten Details, Songaufbau und falschem Mixprocessing zuwenden.
Luke sagt:
#1 - 13.09.2011 um 19:01 Uhr
OH Mannich hatte mir während dem Urlaub in Britannien die aktuelle Sound on Sound gekauft und jetzt gibts das Hauptthema hier für umme!!!Abgesehen davon ein echt guter Artikel, so ne art Checkliste die man durchgehen kann wenns mal nicht so gut klingt. Auch das Magazin ist genial und hat z.B. gute Berichte und Analysen über aktuelle Titel, die auch mal im Radio zu höhren sind (Adele, Aloe Blacc...). Eine echte Empfehlung.viel Spaß beim Lesen
Benno sagt:
#2 - 13.09.2011 um 23:15 Uhr
Tolle Tips! Essentielles wissen auf den Punkt gebracht, vielen Dank!
Freue mich auf Part 2
Arne Ziemann sagt:
#3 - 03.04.2015 um 14:58 Uhr
naja, die tipps sing ungefähr so hilfreich wie klopapier zum essen ist. ich finde es immer wieder lustig das man überall anfängern empfiehlt ihre mix mit mastern zu vergleichen. was soll das eigentlich werden? will man sie unbedingt demotivieren? der richtige ansatz wäre eher erstmal eine eigene balance seiner eigenen mixe zu finden. stimmt das, kommt der rest step by step...
Tom sagt:
#4 - 04.11.2017 um 15:24 Uhr
Bei den Tipps geht es schon ganz schön ans Eingemachte, aus Sicht proffessioneller Studiomixer ist das sicher alles richtig und auch hilfreich...aber...ich möchte das Thema trotzdem nochmal ansprechen, auch wenn die Einwände im Text schon einmal angesprochen wurden, der perfekte Mix birgt immer ganz schnell die Gefahr, dass alles sehr glattgebügelt klingt: Autotuning, Quantisierung, Midi Loops und ordentlich Kompressor und schon gehe ich in Gefahr einen radiogerechten "Mainstreamer" zu produzieren, der aus meiner Sicht eher langweilig klinkt, da es ihm an Authentizität, Ausdruck und Dynamik fehlt. Mal ein Beispiel aus der Vergangenheit: Das "Album Never Mind the Bollocks" von den Sex Pistols. Aus heutiger Sicht sicher eine Katastrophe, was Abmischnung und Soundqualität angeht. Trotzdem ein Album, was nur so strotzt vor Lebendigkeit und Ausdruck. O.K. ist jetzt ein extremes Beispiel, mein Appell ist nur, es nicht zu übertreiben und maßgeblich Wert auf Ausdruck und Dymaik zu legen. Das heißt nicht, dass man offensichtlich hörbare Fehler nicht korrigieren sollte. Anderes Beispiel: automatische Schlagzeugbegleitung am Arranger-Keyboard, hier werden heute schon bei den hochwertigeren Modellen kleine Ungenauigkeiten hineinprogrammiert oder gar echte audio-recordings von Schlagzeugern verwendet, damit es lebendiger (menschlicher ?) klingt. Der Aufsatz hier ist sicher sehr professionell, aber der Autor sucht schon ein bischen das Haar in der Suppe und für Einsteiger ist das sicher nicht immer sonderlich hilfreich. Labels, die professionelle Alben bekannter Künstler produzieren, müssen das sicher heutzutage so machen, aber klingt deswegen die Musik wirklich immer besser ?? Nächstes Beispiel: Neil Young: bekannt für sein eher etwas unsauberes Gitarrenspiel, das er aber genauso in den Studiomix bringt und gerade deswegen an Ausdruck und Kreativität kaum zu übertreffen ist oder mit anderen Worten, gerade die kleinen Ungenauigkeiten an der richtigen Stelle können der Musik auch sowas wie Seele einverleiben... Sicher ist das ganze auch vom Musikstiel abhängig. Im Dance und HipHiop Bereich müssen drums, bass und synths im Zusammenspiel sicher auf die Millisekunde den Beat treffen, deswegen werden diese Songs ja auch fast ausschließlich am Computer mit Plug Ins, unendlich vielen automatischen Routinen etc. produziert.