Fehler 7: Zu harter Sound
Jeder Bestandteil eures Mixes mit viel Frequenzanteilen im Bereich von 2 bis 5 kHz klingt in der Regel „näher dran“ – nicht zuletzt, weil das menschliche Ohr in diesem Frequenzbereich am empfindlichsten ist. Deshalb drehen die meisten Homerecorder diesen Bereich überall rein – Gesang, Gitarre, Drums, Becken – mit dem Resultat, dass der Mix insgesamt „hart“ klingt. Es ist allerdings nicht nur die Frequenzkurve, die einen Mix schneidend klingen lassen kann, ungezähmte Transienten im oberen Frequenzspektrum sind ein weiterer wichtiger Faktor. Hier sind ein paar einfache Tipps, ungewollte Härte in eurem Mix zu vermeiden:
• Versucht das Verstärken des 2 – 5 kHz Bereich zu vermeiden, vor allem wenn ihr CPU-optimierte digitale Equalizer einsetzt, die gelegentlich ein bisschen sehr knackig im oberen Bereich klingen. Falls sich ein Instrument nicht genug durchsetzt, versucht stattdessen ins Gehege kommende Spuren in dieser Problemzone abzusenken.
• Vermeidet es, den EQ im Solo-Mode einzustellen, weil die meisten Leute dann instinktiv jede Spur „nach vorne“ holen. Wirklich zählt nur, wie die Spur im Zusammenhang der Mischung klingt.
• Wenn ihr rhythmische Synth- oder E-Gitarrenpassagen aus der „Härtezone“ bewegen wollt, probiert mal Pitch-Shifting oder Verzerrung (Distortion) aus, um einige Frequenzen in einen anderen Teil des Audiospektrums zu bewegen.
• Wenn ihr perkussives Material stark komprimiert, seid vorsichtig mit dem Attack-Parameter: Langsamere Einstellungen könnten pegelstarke Transienten durchlassen, bevor die Kompression eine Chance hat, sie in den Griff zu bekommen.
• Um zu Attack-lastige Piano- oder Akustikgitarren-Aufnahmen zu zähmen, könnt ihr einen Transientenprozessor ausprobieren, wie z.B. den SPL Transient Designer, Stillwell Audio Transient Monster, Sonnox Transient Modulator oder Voxengos Transgainer (Anm.: Bei Cubase und Logic werden Transient Plug-Ins sogar bereits mitgeliefert). Da sie nicht Threshold-abhängig arbeiten, kriegen sie dieses Problem „musikalischer“ in den Griff, als traditionelle Dynamikprozessoren.
Beispielmixe: Es überrascht nicht, dass viele der eingesandten Mixe zu spitz und harsch klingen, denn das Rohmaterial des Songs enthält Drums mit einem „trashy“ Sound und extrem verzerrte Gitarren. Hört euch z.B. mal die Mixe 13, 27 und 54 an: Obwohl sie sehr unterschiedlich klingen, haben sie alle eine Betonung der oberen Mitten, die sich schnell grell anhört, vor allem wenn die zusätzlichen Gitarren-Layer im Mittelteil hinzukommen. In Mixen wie 24, 34, und 56 sind die übertrieben harten Snare-Transienten ein bisschen unangenehm fürs Ohr.
Flitzefinger1 sagt:
#1 - 27.09.2011 um 22:33 Uhr
Sehr gut verständlich. Sehr überrascht war ich über der Fadereinstellung des Lead Gesangs. Ich habs doch schon immer so gemacht intuitiv, es ist also schon immer richtig gewesen. Das gilt auch für die Kompression im Endbus, im Verhältnis zum Mastering. Aufbau und Strophe, ganz klar das muss erst stimmen, das wird fast immer falsch komponiert. Sehr schönes Review, vielen Dank dafür, ich komponiere fast nur Guitarsolotracks das impliziert fast die gleiche Vorgehensweise,aber
das kann ich alles einfließen lassen. Und diese Infos hier für lau, suuuuuuuuuuper!
Übrigends Wet,wet,wet hatte einen gnadenlosen
Supersound!
falconi sagt:
#2 - 14.08.2012 um 02:06 Uhr
Sehr guter, umfassender Artikel, sucher enorm viel Aufwand und Arbeit. Sehr gelungene Übersetzung. Danke.
Ralf Beck sagt:
#3 - 03.07.2023 um 10:22 Uhr
Und was für ein 11-Band EQ wird dort oben abgebildet?