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Der in Frankreich ansässige Software-Hersteller Mixvibes trat vier Jahre nach Firmengründung, genauer gesagt im Jahr 2003, mit der ersten Version von Mixvibes-DVS in den Markt für digitale Vinyl-Systeme ein. Zwei Jahre später erschien Mixvibes-Pro, das VST-Unterstützung, Sampler und Video-Mixing mitbrachte. Mit DVS Pack MK2 betraten die Franzosen im Jahr 2007 Neuland, weil sie das System mit einem optionalen Interface anboten. Mit Version 7 folgte ein Jahr später ein kostenloses Update, das auch eine optische Runderneuerung des User-Interfaces beinhaltete.
Das momentane Produktportfolio der Mixvibes-Truppe hat nahezu für jeden Anspruch und Geldbeutel eine Lösung parat. Zu einem Preis von 29 Euro bekommen Käufer der „Home-Edition“ nicht nur einen USB-Stick mit Kopfhörerausgang zum Vorhören, die Software kann sogar mit Effekten und Sampler aufwarten. Außerdem verfügt sie über eine MIDI-Learn-Funktion für DJ-Controller und bietet somit einen preiswerten Einstieg in die DJ-Welt. „DVS-7“ wendet sich an fortgeschrittene Nutzer und zeichnet sich durch drei Decks mit zusätzlicher Vinyl- und CD-Steuerung aus, wahlweise im Pack mit dem Audio-Interface U46MK2. „Producer“ rundet das Portfolio nach oben ab und kann unter anderem mit Video-Mixing, vier virtuellen Decks und Mikrofon-Mapping aufwarten. Mixvibes „Cross“ ist der jüngste Spross der Familie. Die reine Software schlägt mit 129 Euro zu Buche. Cross-Pack beinhaltet zusätzlich ein Sound-Interface und ist Gegenstand meines Testberichts. Effekte und Sampler wurden aus konzeptionellen Gründen nicht in das Programm integriert. Stattdessen ruht der Fokus auf DJing und Trackverwaltung. Mit 299 Euro liegt das Bundle im gleichen Preissegment wie M-Audios Connectiv (299 Euro) und Traktor Scratch Duo (349 Euro), ist allerdings deutlich günstiger als Traktor Scratch Pro (599) oder gar Serato Scratch Live (800 Euro). Somit dürfte Cross-Pack vor allem DJs interessieren, die auf mannigfaltige Funktionen verzichten können.
Nachdem die Industrie lange Zeit versucht hat, die DJ-Applikationen um nützliche und weniger nützliche Features zu erweitern, scheint dieser Trend momentan rückläufig zu sein. Weniger ist mehr, und einsteigerfreundliche Produkte sind gefragt. „Back to the music und back to the roots“ heißt die Devise. So verfolgt auch Cross das Ziel, eine simple, benutzerfreundliche und betriebssichere Umgebung zu schaffen, damit sich Deejays wieder auf das Mixen der Lieder konzentrieren, statt sie mit Effekten und Loops zu beackern. In diesem Sinne ist es nur konsequent, ein ausgefeiltes Dateimanagement einzugliedern. Multiple Playlisten und iTunes-Integration, Tag-Editing, Cover-Art und Media-Manager bilden eine Kernkomponente des Programms. Dann wollen wir doch mal prüfen, ob die Jungs aus Frankreich ihrer Firmenphilosophie „Universal, Innovative und Open“ in einem heiß umkämpften Markt mit Cross gerecht werden können – zumindest hat dieser auch die Berliner und Neuseeländer inzwischen dazu bewegt, sich den individuellen Ansprüchen der DJ-Gemeinde weiter zu öffnen.
Cross – Der frische Franzose
Grundsätzlich können Mixvibes-User ihr Sound-Interface frei wählen. Wer bereits eine Soundkarte besitzt, weiß diesen Umstand zu schätzen. Das „Cross“-Pack kommt in einem schicken schwarzen Karton, der eine Hybrid-Installations-Disc, zwei Control-CDs, zwei 12-Zoll-Steuer-Vinyls und zudem ein schwarzes U46MK2 Audio-Interface samt Kabelwerk und Quickstart-Manual in sich birgt. Deswegen auch „Cross-Pack“ und nicht „Cross“. Dabei zeigt sich die kompakte und robuste Sound-Box sehr integrationsfreudig, bietet sie doch einen Mikrofon-Eingang samt Phantomspeisung und einen hochohmigen Anschluss, um zum Beispiel eine E-Gitarre live einzuspielen oder aufzuzeichnen. Mit WDM, MME, ASIO und Kernel-Treibern sollte dem Einsatz mit anderen Programmen nichts im Wege stehen.
Von hinten und von vorn
An der Rückseite sorgen zwei Stereo-Eingänge (Phono-/Line) plus Masse-Anschluss und sechs frei belegbare Stereo-Ausgänge für ein individuelles Stöpsel-Vergnügen. Den mitgelieferten Anschlusskabeln liegen allerlei Adapter bei (Klinke, Miniklinke, 3,5 mm auf 2x Cinch, usw.). Dank des separaten Summen-Ausgangs ist Monitoring kein Problem. Saft liefert ein USB-Anschluss, optional kann das Interface mit einem 9V/500mA Netzteil, welches nicht im Lieferumfang enthalten ist, gespeist werden. Für den reinen Mix-Betrieb ist dies zwar nicht unbedingt erforderlich, benutzt man jedoch ein 48V-Kondensatormikrofon am Notebook, ist eine externe Stromversorgung erforderlich. Das Audio-Interface bietet, soviel kann ich vorwegnehmen, einen für diese Preisklasse bemerkenswert transparenten Sound.
An der Vorderseite befinden sich die Eingänge für Mikrofon und Instrument (Hi-Z) mit dedizierten gummierten Gain-Reglern. Da das vorliegende MK2 maximal zwei Stereo- oder vier Mono-Eingänge gleichzeitig verwenden kann, muss die Signalquelle über einen Schalter gewechselt werden. Bei einem Vollduplex-Betrieb von vier Ein- und Ausgängen arbeitet das Interface mit 48 kHz, bei sechs Ausgängen muss man mit 44,1 kHz Vorlieb nehmen. Der regelbare und angemessen laute Kopfhörer-Anschluss sorgt für eine softwareunabhängige Volumen-Anpassung. Auch an einen Einschaltknopf haben die Entwickler gedacht, was nicht selbstverständlich, aber absolut begrüßenswert ist. Die rück- und vorderseitige Verteilung der vergoldeten Ein- und Ausgänge ist durchweg geglückt, lediglich der Erdungsanschluss hätte etwas größer ausfallen können.
Für dich ausgesucht
Allez le bleu
Hat der angehende Mixvibes-DJ, in diesem Fall der Autor (also ich), die unkomplizierte Installationsroutine hinter sich gebracht, sind einige schnell erledigte Einstellungen vorzunehmen. Zuerst aktiviert er die benötigten Audio Ein- und Ausgänge (einfach auf das Lämpchen klicken) und wählt danach den erforderlichen Routing-Modus. Es gibt fünf voreingestellte Varianten für das in- und externe Routing sowie eine frei steckbare Alternative. Ist das Sound-Interface den eigenen Wünschen entsprechend eingerichtet, folgt die Kalibrierung der Timecodes. Auch das geht recht zügig vonstatten. Nachdem der betreffende Soundkarten-Eingang ausgewählt, als Eingangspegel PHONO und als Kontrollmedium VINYL aktiviert wird, erkennt Mixvibes automatisch das anliegende Signal. Mittels One-Klick-Verfahren richtet sich das Steuer-Vinyl ein, und es kann losgehen.
Programmoberfläche
Wie schon bei DVS7 präsentiert sich die kontrastreiche Oberfläche des Programms im eleganten, von dezenten Glanzlichtern betonten Schwarz-Grau. Zwei Einträge in der Menüleiste verbergen Funktionen zum Importieren und Modifizieren von Medien, Kollektionen und Playlisten. Falls einzelne Tracks oder ganze Ordner verschoben wurden, steht ein Manager für fehlende Medien zur Verfügung. Hier vermisse ich allerdings eine zeitgemäße automatische Suchfunktion. Die Benutzeroberfläche lässt sich in verschiedenen Layouts, auch horizontal gekippt, darstellen. Steht der Laptop auf einem Ständer, befinden sich die Wellen auf Augenhöhe am unteren Bildschirmrand.
Der Matcher dient als optische Unterstützung beim Angleichen der Beats. Er visualisiert die Wellenformen horizontal untereinander. Sie können fast stufenlos skaliert werden, um die folgenden Ereignisse mehr oder weniger detailliert grafisch aufzulösen. Identische Button-Paare schalten zwischen Vinyl- und interner Steuerung um und sind sowohl auf der rechten wie auf der linken Seite vorhanden. Fährt man mit der Maus über einen der SYNC-Buttons in der Deck-Sektion, erscheinen dreieckige Indikatoren, welche den Synchronisations-Status veranschaulichen. Falls der DJ einen ungefähren Fahrplan während seiner Mix-Session hat, dürfte ihm die eingebaute Uhr gefallen.
On the Wax with Mixvibes-Decks
Die virtuellen Plattenteller sind, mit Ausnahme der bereits abgelaufenen Spielzeit, sehr kontrastreich in ihrer Darstellung. Grundlegende Titelinformationen erscheinen direkt über den Playern, für detaillierte Auskünfte stehen weitere Ansichten unterschiedlicher Informationsdichte im Playlisten-Fenster zur Verfügung. Alle Wellenformen lassen sich in ihrer Auflösung stark zoomen. Die Unterteilung reicht von 10 Sekunden bis 1/10 Sekunde pro Marker. Eine dauerhafte Abfrage der Maus-Position erkennt, wenn sich die Maus über einem virtuellen Poti oder Fader befindet und aktiviert das Scroll-Wheel als optionalen Regler. CUE-PAUSE, CUE-PLAY und PLAY werden benötigt, wenn der Anwender die Mixvibes-interne Steuerung nutzt. Play-Lock ist standardmäßig aktiviert und verhindert versehentliches Laden von Musikstücken in bereits laufende Decks. SMART-SEARCH ermöglicht die buttongesteuerte Suche im Musikstück mit unterschiedlichem Finetuning (1/8, 1/4, 1/2, 1, 2, 4, 8 oder 16) und bietet sich als präzisere Alternative zum Klick ins Wellenfenster an. Cross berechnet die BPM-Anzahl auf ein Hundertstel BPM genau und zeigt sie in einer case-sensitiven Anzeige an, welche sich auch zum manuellen Einklicken der Geschwindigkeit nutzen lässt. Zudem können die Cross-Decks mit drei verschieden Pitch-Modi nebst RESET aufwarten. SPEED emuliert den von Plattenspielern bekannten, gekoppelten „Geschwindigkeit-beeinflusst-Tonhöhe“-Vorgang, TEMPO schaltet den Keylock ein. Hybrid ist ein flexibler Modus und soll Verzerrungen bei drastischen Pitch-Änderungen im Mix entgegenwirken. Zur Feinabstimmung lässt sich die Pitchauflösung in sechs Stufen (4, 6, 8, 16, 32, 100 Prozent) regulieren. Der Keylock kann bis zu einem Wert von +/- vier Prozent überzeugen, auch bei +/- acht Prozent liefert er ein respektables Ergebnis. Danach wird’s naturgemäß kritischer, daher haben wir den Hybrid-Modus aktiviert. Damit ihr euch selbst ein Bild machen könnt, folgen hier die Audio-Dateien.
Cross zeigt Pitchwerte mit einer Genauigkeit von 0,1 Prozent an. Endlosschleifen-Freunden bietet die Loop-Sektion mit acht Buttons für Auto-Loops in Längen von 1/8 Beat bis 16 Beats und den obligatorischen Schaltflächen zum Setzen manueller Ins/Outs gängige Standards. Aufs Hundertstel genau zeigen drei Locator (Hot-Cues) pro Deck die absolute Zeitposition direkt auf dem dazugehörigen Button an.
Verwendet man eine DJ-Software mit ihrem internen Mixer, oftmals auch in Zusammenarbeit mit einem DJ-Controller wie dem Vestax VCI-100, wird eine softwareemulierte Klangmanipulation benötigt. Cross bietet an dieser Stelle einen klassischen 3-Band-EQ (Herstellerangaben: -40/+12 dB), der zudem Killswitches, Kanal-Stummschaltung und Gain mitbringt. Ein Crossfader, zwei Line-Fader, PFL-Buttons und separate Regler für Master- und Cue-Lautstärke vervollständigen das virtuelle Mischpult. Betätigt der DJ alle Killswitches, liefern diese das gleiche Endergebnis ab wie ein voller Cut der Klangregelung. Um einen Vergleich zu ziehen, habe ich das Signal zu meinen DJM-600 geschickt, hier auf die vollen -26 dB gecuttet und aufgezeichnet. In beiden Fällen bleiben ähnliche, hörbare Soundanteile zurück, die Cross-Umsetzung ist damit nah an Hardware-EQs dran. In der Recording-Sektion hat der Anwender die Möglichkeit, beide Kanäle getrennt oder in Summe aufzunehmen. Bei der Wahl der Formate zeigt sich Cross sehr anwenderfreundlich, denn es unterstützt die Formate AIFF, FLAC, OGG und WAV in 16 Bit / 44,1kHz / Stereo.
Trackverwaltung – Easy as a drop
Die Track-Verwaltung nimmt etwas über die Hälfte meiner Bildschirmoberfläche ein – frei nach dem Motto, die Plattenauswahl ist das A und O eines DJ-Sets, hat man hier umfangreiche Features implementiert. So stehen neben Multiple-Tag-Editing und Auto-/Shuffle-Play auch ein Preview-Deck mit Scrollbalken und eine Suchfunktion zur Verfügung. Erweiterte Informationen zu Titeln aus den Musikbibliotheken lassen sich in verschiedenen Detail-Stufen schick aufbereitet anzeigen, nach gängigen Kriterien sortieren und bewerten. Die Integration von Cover-Art werden vor allem diejenigen begrüßen, die ihren Musikbestand über die Jahre akribisch getaggt und zusätzlich mit Covern versehen haben. Ich persönlich empfinde die Implementierung in Cross als gelungen.
Am linken Bildrand bieten fünf Media-Tabs ständigen Zugriff auf Musik-Bibliothek, Song-Infos, Datei-Browser, Playlisten und iTunes. Einzig Cross ist momentan (21.08.2009) in der Lage, mehrere Playlisten gleichzeitig darzustellen. Daher lassen sich diese auch zügig aus der gesamten Musik-Kollektion und der iTunes-Bibliothek zusammenstellen. Eine ähnlich nahtlose Integration der iTunes-Mediathek ist mir momentan nicht bekannt. Das ist natürlich in besonderem Maße für all diejenigen interessant, die ihre MP3-Sammlung grundsätzlich mit iTunes verwalten. RELOAD aktualisiert die Mediathek jederzeit on-the-fly – nützlich, wenn zum Beispiel im Hintergrund gerade eine Platte im iTunes-Store erworben wurde. Im Hintergrund deswegen, weil der Einkauf direkt aus Cross nicht möglich ist. Geschmackssache ist die farbliche Einbindung des Apple-Programms. Für mich passt es so gar nicht in die ansonsten schicke, schwarze Cross-Optik. Leider lassen sich die Playlisten nicht in Fremdformate exportieren, da steht Mixvibes den Platzhirschen in nichts nach.
ADSdiscoKid sagt:
#1 - 10.09.2013 um 18:13 Uhr
MhhSchon ganz schön alt der Artikel hier. Jungs wird mal Zeit für neuen Test.Da hat sich viel getan seit dem Test.
Midieditor gibts jetzt schon eine ganze Zeit.
Und seit eineriger Zeit auch HDI Support für alle Pioneer CD-Player ( auch 350/400/850 )Alle wichtigen Controller sind nun mit Mappings vertretten und werden jetzt regelmäßig aufgefrischt.Playlisten aller andren DVS können nun importiert werden. Cross sendet das Set sogar in Recordboxfile und es lässen sich Cue Loop und Analysedaten von Cross auf den CDJ nutzen.Cuepoints sinds nun 8. Plus einem Sampler
mit 4/8 Pads ähnlich dem vom Trecker.Desweitern hätten wir eine überarbeitet Medienbiblohtek, die jetzt auch sogenannte Smartlist hat mit der sich Musik automatisch vorsortiren läßt.Und beinhaltet jetzt Harmonin Mixing. Songs werden auf Tonart analysiert. Und läßt sich sogar angleichen. Also syncen so zu sagen.Ihr sollte mal rein kucken lohnt sich.
Peter sagt:
#2 - 11.09.2013 um 11:32 Uhr
Hallo ADSdiscoKid und danke für deine Anregung. Unsere letzte News zu Cross´neuen Software-Funktionen betrifft Version 2.4, tagesaktuell ist Version 2.5, soweit ich informiert bin. Tatsächlich wird das Crosspack aus 2009 aber auch heute noch mit der gleichen Hardware und dem gleichen Zubehör ausgeliefert und es liegt eine Software 1.x bei, insofern trifft ein großer Teil des Tests auch noch auf das „aktuelle“ Crosspack zu . Das wir Mixvibes nicht aus den Augen verloren haben, zeigen unter anderem Tests im Rahmen des DVS-Überblick (2010 incl. MIDI), als Inklusiv-Software beim U-Mix Control Pro (2011) oder Gemini Firstmix I/O (2013) oder auch der Cross DJ 4 iPad Test (2013). Ein Cross-Testbericht ist für kurz nach der BPM-Show 2013 eingeplant :)
ADSdiscoKid sagt:
#3 - 11.09.2013 um 20:28 Uhr
Ja ihr seit schon einer der wenigen die immer über Neuerungen bei Cross berichten.
Aber grade in der letzten Zeit ( hatte diese Jahr ich glaube schon 3 updates )hat Cross sich ganz schön gemausert.Und lässt nun kaum was vermissen was die großen der Brance können. Und hat noch ein paar Sachen an Board die andere nicht können. Aber leider fristet dieses gute Programm in Deutschland ein Schatten dasein. Und wenn man nach Test googelt kommt meist nur Tests der alten 1er Version. Die natürlich weit hinter Trecker und Co her hängt. Die neue Version kennt kaum einer.
Was echt schade ist da diese Software meiner Meinung und ins Profielager gehört aber nur Semi kostet.
Aber ihr sorgt ja nun für Abhilfe.P.s. die Version 2.6 gibts schon als RC Version steht also kurz vor release. Wäre dann Update Nummer 4 dieses Jahr und ich hab nicht einen Pfennig dazu bezahlt.