Mixvibes U-Mix Control Pro Test

DETAILS

Impressionen
Wer hätte das gedacht? Schaut man sich die Verpackung des Kandidaten an, könnte man meinen, man bekäme es mit einer 800-Gramm-Plastikschleuder zu tun. Ist aber nicht so. Der Testkandidat wiegt satte 1,83 Kilo und zeigt einen robusten Metall-Kunststoff-Mix, der ihn vor potenziellen Transportschäden sicher schützen sollte. Die Anschlussbuchsen sitzen fest verbaut im Gehäuse, ein erstes Befingern der Bedienelemente zeigt durchaus Road-Qualitäten – jedoch können sie sich eines gewissen Plastik-Looks nicht erwehren. Auf der Oberfläche tummeln sich insgesamt zehn Drehregler (davon sechs mit integrierter Button-Funktion), fünf Push-Encoder, fünf Fader und 27 Tasten. Sie senden Standard-MIDI-Befehle und sind somit auch für alternative Softwares einzusetzen. Sämtliche Schaltflächen sind beleuchtet, analog zur Softwareoberfläche illuminiert die rechte Hälfte in Gelbgrün, die linke in Rot.
Zum Lieferumfang gehört eine Vollversion von Cross-DJ – keine LE-Fassung, was für Controller abseits des Serato-Itch Kultes durchaus nicht an der Tagesordnung ist. Wenn Steuerkonsole und Software aus dem gleichen Hause kommen, dann kann dies aber schon mal vorkommen, siehe Traktor-Kontrol S4. Was den Funktionsaufbau und die Anschlussmöglichkeiten angeht, sollten sich auch Greenhorns in kürzester Zeit zurechtfinden.

Ein kompakter und robuster Bursche
Ein kompakter und robuster Bursche

Backpanel
Am hinteren Anschlussfeld befinden sich zwei Stereoausgänge im Cinch-Format. Output 1/2 ist für die PA zuständig, 3/4 fürs Monitoring. Die Cinch-Ausgänge unterstreichen den Einsteigercharakter und den Mobilitätsfaktor, denn der Franzose ist wirklich ein Kandidat für Rucksack und Notebooktasche. Für den Fahrrad-DJ, den Bar-Beschaller, für die Firmen- und Familienpartie und für den Einsteiger oder Bedroom-DJ mit wenig Platz in der Hütte vielleicht der ideale Partner?
Auf der linken Seite sind der Netzteilstecker, ein Wahlschalter für die Spannungsversorgung und der USB-Port Typ-B platziert. Rechts wurden die Einstellschrauben für den Touch-Sensor eingelassen, sowie der Drehregler für die Flankensteilheit des Crossfaders. Eingangseitig stehen zwei Stereo-Cinch-Paare mit Phono/Line-Schalter bereit, um Signale von externen Zuspielern, wie Turntables, CDs oder iPods einzubinden. Eine Erdungsschraube nimmt die Massekabel der Plattenspieler auf und schützt somit vor Brummschleifen. Daneben haben Mixvibes eine Aussparung für ein Kensington-Lock untergebracht. Um es gleich vorwegzunehmen. Auch wenn aktuell fortschreitend Gerätschaften in den Markt eintreten, die auch als Stand-alone Mixer fungieren können, ist dieses Feature dem U-MIX-Pro nicht zuteil geworden. Statt dessen werden die Zuspieler über die Software eingespeist.

Alles was ein DJ-Controller braucht ?!
Alles was ein DJ-Controller braucht ?!

Frontpanel
Rechts und links, um das Mixvibes Logo auf der Mittelblende verteilt, sind die übrigen Anschlüsse zu finden. Auf der westlichen Flanke sehe ich einen regelbaren 6,3-Millimeter-Klinkeneingang für dynamische Mikrofone, nebst Einschaltknopf und Talkover-Stellung. Beim Talkover wird die Hintergrundmusik heruntergepegelt, solange das Mikrofon ein Signal empfängt, das über dem voreingestellten Schwellwert liegt. Auf der Habenseite kann der Kandidat auch zwei Kopfhörerausgänge verbuchen, was in Anbetracht der Gesamtmaße wohl weniger für den Battle-Partner gedacht scheint, aber durchaus eine Bereicherung ist und zudem einen Adapter einspart. Die Potis sind allerdings etwas klein und fummelig geraten.

A bissl fummelig auf halb-rechts ist´s scho...
A bissl fummelig auf halb-rechts ist´s scho…

Draufgeschaut
Kompakt, robust und kompetent aufzutreten, ohne dabei gedrungen oder überladen zu wirken, ist bei Maßen von 375 x 43 x 193 Millimetern gar nicht so leicht. Dennoch schafft der UMCP diesen Spagat durch eine sinnvolle Anordnung der zugegebenermaßen nicht allzu zahlreichen Bedienelemente. In der zentralen Mixersektion liegen die Fader in ausreichender Entfernung zu den Decks. Die mittengerasteten Equalizer wurden V-förmig leicht versetzt arrangiert, was einen besseren Zugriff erlaubt, als wenn sie in der Senkrechten stehen – aber auch ein wenig mehr horizontalen Raum einfordert. Nur der Gain liegt mir etwas zu nah am HI-Q. Hier muss ich wirklich schon mit den Fingerspitzen zu Werke gehen und ich habe weiß Gott keine Riesenhände. Bei den EQ-Potis hätte ich mir ferner ein wenig mehr „Samtheit“ gewünscht.
Eine Besonderheit liegt in der integrierten Kill-Funktion, die das entsprechende Band stark absenkt, aber nicht komplett auslöscht, wenn der EQ-Regler niedergedrückt wird. Ein Lämpchen direkt neben dem Poti zeigt an, ob sich das entsprechende Spektrum im Quasi-Mute-Zustand befindet. Auf ungewöhnlicher Position (normalerweise über den Fadern) folgt der Cue-Button, was daran liegen wird, dass er auch als Quellwahlschalter für die externen Zuspieler dient. In der Mitte finden wir von Nord nach Süd Ladetasten für die Decks, einen Browser-Push-Encoder, einen winzigen Regler für die Master-Lautstärke und eine große Shift-Taste für die wenigen Zweitbelegungen.

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Mit 45 Millimetern Länge besitzen alle Flachbahnregler vom Pitch über die Linefader bis zum Crossfader die gleiche Länge. Die Channel-Fader wollen deutlich angeschoben werden und gleiten mit praxistauglichen Widerständen auf der Leiterbahn, sind jedoch etwas locker eingebaut. Der Überblendregler ist angenehm leichtgängig und kann in seiner Flankensteilheit stufenlos reguliert werden.

fader_U-Mix_Control_Pro

Decksektionen
Zentrales Element der Decksektionen sind die case-sensitiven Jogwheels. Sicherlich sind sie aufgrund der Größe, der Haptik und des Laufwiderstands keine Scratch-Kandidaten, aber sie bringen einige Besonderheiten mit. Beginnen möchte ich mit dem einstellbaren Touch-Sensor. In der Standard-Betriebsart sind die Fühler deaktiviert, im Vinyl-Modus kann der DJ die gewünschte Sensorik mit zwei Stellschrauben an der Rückseite des Gerätes anpassen. Wichtig, denn sind die Teller zu leicht eingestellt, kann ein versehentliches Berühren der Oberfläche, beim Seitenschubsen zu ungewollten akustischen Erlebnissen führen. Wer gern etwas fester zupackt, kann das Schräubchen also ruhig noch ein paar Grad nach links drehen. Neben Scratching ist den Jogwheels noch eine Search-Funktion anheimgestellt. Im Pausenmodus auf Frame-Basis, per Shift in Hochgeschwindigkeit. Daumen hoch dafür! Drei extragroße beleuchtete Gummi-Tasten für Cue, Play und Sync sollten auch in dunklen Umgebungen für Sicherheit sorgen.

Alles reine Einstellungssache
Alles reine Einstellungssache

An den Außenflanken sind Pitchbend-Taster und Tempo-Fader mit einem Mode-/Range-Knopf positioniert. Etwas weiter südlich thronen die Kreativ-Sektionen über dem Geschehen. De facto bestehen diese aus einer Hotcue-Bank, einem Loop-Encoder und zwei Bedienelementen für die Effekte. Ein Fall für den Praxisteil.

Case-sensitiv und farbcodiert
Case-sensitiv und farbcodiert

Software
Da ich leider keine CD im Paket hatte, fand der erste Testlauf nicht unter Cross-DJ, sondern mit dem großen Bruder Cross-Pack statt. Hier war kein direkter Plug-and-play-Support gegeben, da die Software ein Timecode-Signal als Steuermedium erwartete. Nach einem Ausflug in die Preferences und der manuellen Anwahl des U-Mix-Interface erfolgte auch die MIDI-Zuweisung automatisch. Lediglich der Vinyl-Modus in der grafischen Benutzeroberfläche war noch zu deaktivieren. Die sonstige Funktionalität der hardwareseitigen Bedienelemente entsprach exakt der Software. Gerade als ich mich schon damit angefreundet hatte, den gesamten Test unter Cross-Pack zu absolvieren, kam dann die erwartete Mail vom Mixvibes Support, die den erhofften Download-Link und einen License-Key enthielt. Also kommt die Software Cross-DJ zum Einsatz. Sie trägt in großem Maße dazu bei, ob sich das vorliegende Komplett-System erfolgreich am Markt platzieren kann, oder eben nicht. Wenngleich natürlich zu bedenken ist, dass eine Standard-MIDI-kompatible Steuerzentrale ebenfalls mit alternativen Applikationen betrieben werden kann.
CROSS-DJ ist eine klassische DJ-Software, mit zwei Decks, einem Zweikanalmischpult mit Dreiband-EQ, einer Musikverwaltung und einer kleinen Kreativabteilung. Wie es sich für ein modernes Programm gehört, ist es kompatibel zu Mac und PC und hat einige automatische und visuelle Mixhilfen im Repertoire. 
Der Arbeitsbildschirm ist in fünf Hauptbereiche unterteilt. Ganz oben findet sich der skalierbare Matcher, welcher die Wellenformen der aktuell abgespielten Audiodateien in einer vergrößerten Ausschnittbetrachtung darstellt. Jedes Deck hat eine eigene monochrome Farbgebung. Links gelb, rechts rot – das sorgt für Kontrast. Darunter ist der zentrale Mixer arrangiert, der die Farbgebung der Wellenformen auf den EQ-Bereich übernimmt. Und zwar für Schaltflächen, Channelvolume und für den Positionsring um die virtuellen Equalizer. Bedienelemente, die globale Funktionen erfüllen, wie Master- und Cuevolume, aber auch die Pegelmeter werden orange abgebildet. In der Mixersektion findet man alles wieder, was sich über die Steuerhardware bedienen lässt. Kaum mehr, kaum weniger.

Mixvibes Cross DJ
Mixvibes Cross DJ

Beide Software-Decks unterwerfen sich weitestgehend der kontraststarken Kolorierung. Sie spielen Audiodateien der Formate AIF, WAV, MP3, FLAC, OGG und AAC ab. Eine skalierbare Wellenform zeigt Beatmatcher und Loops an, ferner findet sich hier eine click-sensitive Wellenübersicht, die auch vorhandene Cuepoints (maximal sechs) anzeigt. Dazwischen sehe ich Laufzeitangaben und Informationen zu Tempo und Pitch in großen Lettern. Etwas tiefer sind die Schaltflächen für Transport, Loop und die Effektsektionen platziert. In der unteren Screenhälfte findet sich eine weitere entscheidende Kernkomponente eines DJ-Programmes, und zwar die Musikverwaltung.
Cross-DJ zeigt eine gelungene Integration von iTunes, allerdings nicht bidirektional. Potenzielle Änderungen der Ratings oder Comments müssen daher in iTunes selbst vorgenommen werden. Abgespielte und importierte Tracks landen automatisch in der Collection, wo sie dann wiederum direkt im Feld editiert werden. Ein separater Tag-Editor findet sich im Info-Panel. Zwar können m3u- und pls-dateien eingelesen werden, der Export von Playlists aus Mixvibes heraus ist jedoch nicht gestattet. Wer in iTunes-Ordner für Playlisten verwendet, wird diese Struktur nicht in Mixvibes wiederfinden. Statt dessen sind die Listen separat aufgeführt und der Ordner als alphabetisches Komplett-Register der beinhaltenden Titel. Zeitgemäß sind auch die inkrementelle Suchfunktion und die Anzeige von Cover-Artwork, Track-Infos oder multiplen Playlisten. Mit den Keyboard Tasten (FN +) F6 kann der DJ die Decks ausblenden, um die Browser-Ansicht zu maximieren, was von der Hardware nicht möglich ist. Ein Vorhör-Deck an der rechten Flanke rundet das durchaus übersichtliche Gesamtlayout ab. Der Zugriff vom Controller ist hier leider nicht gegeben, wäre aber bei lediglich zwei Software Decks keine schlechte Option.

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