PRAXIS
Über das Innenleben der Konsole macht das beigelegte Manual keine Angaben. Wir haben ein 16 Bit-Interface identifiziert, welches mit maximal 48 kHz arbeitet. Für Aufzeichnungsvorgänge wären 24-Bit indes wünschenswerter. Während des Testverfahrens am MacBook Late 2009 habe ich mit einer Latenz von 5,7 ms gearbeitet, was dem semiprofessionellen Verwendungszweck gerecht werden sollte und ohne Aussetzer funktionierte. Allerdings tauchten am Mac unter OSX 10.6 Probleme beim Hotplugging auf. So ließ sich bei versehentlicher Entfernung des USB-Kabels nach einem erneuten Anstöpseln die Hardware erst nach einer manuellen Neuauswahl des Audiointerfaces und der Routings nutzen.
Klang
Der Sound auf dem Kopfhörer ist angenehm voll und verfügt über ausreichende Leistungsreserven, um auch leiseren Hörer zu versorgen. So ab etwa 3 Uhr beginnt er dann ein wenig zu zerren. Positiv ist zu erwähnen, dass es nicht zu einem Leistungsabfall kommt, wenn eine zweite Einheit angeklemmt wird. Der Sound an den beiden Cinch-Ausgängen kann sich durchaus hören lassen. Die Wandler klingen weitestgehend ausgewogen, ohne ein bestimmtes Frequenzband zu betonen. Die Phono-Preamps schlagen sich in Anbetracht der Preisklasse recht achtbar. Phono, Line-In und Decks könnten aber besser in der Lautstärke aufeinander abgestimmt sein. Dem Mikrofonweg mangelt es indes ein wenig an Brillanz. Obendrein fehlt ein Equalizer am Gerät zur Feinabstimmung. Für die Moderation von privaten Feierlichkeiten ist er aber durchaus zu gebrauchen – die Talkover-Funktion ist ebenfalls praxisdienlich eingestellt.
Die Produktion von Mixen ist dank des integrierten Audio-Rekorders, der wahlweise Summe oder Einzelkanäle abgreifen kann, ebenfalls möglich. Wer also ein paar flotte Sprüche auf Tante Trudes nächster Party ablassen will, kann sein Mikro ruhig mitbringen. Aus Gründen der Betriebssicherheit würde ich bei Controllern mit Interface empfehlen, wenn möglich mit einer externen Spannungsversorgung zu arbeiten. Hersteller wie Pioneer etwa (DDJ-T1/DDJ-S1) schränken die Funktion ihrer Konsolen im USB-Betrieb ein, zum Beispiel indem sie die Line-Ins deaktivieren.
Workflow und Handling
Mit dem Browser-Encoder navigiert man zunächst in gewohnter Manier zielstrebig durch die Playlisten und befördert den gewünschten Titel mittels Load-Button ins Deck. Sollte eine Baumstruktur vorhanden sein, wechselt ein Tastendruck in die tiefere Hierarchieebene. Per Shift geht es wieder zurück. In der iTunes-Struktur wandert man per Druck auf den Encoder nach unten, mit Shift aufwärts. Wer am Encoder dreht, befindet sich statt dessen wieder in der Listenansicht. Sicherlich eine Frage der Übung – ich finde diese Art der Steuerung aber eher kompliziert, weil man bei der Navigation durch den Verzeichnisbaum auch die zweite Hand vom Deck nehmen muss. Fokuswechsel auf Push wäre hier vielleicht die bessere Alternative.
Sind die Teller beladen, geht’s mit einem Hieb auf Play zur Sache. Mit dem fünfstufig skalierbaren Pitchfader (4, 6, 8, 16, 32, 100) und der gut eingestellten Bend-Funktion des Jogdials ist das manuelle Beatmatching kein Problem – Training und geschultes Gehör vorausgesetzt. Der Pitchfader lässt Tempoanpassungen im Hundertstel, auf den höchsten Stufen mit zehntel Prozenten zu. Das kann sich sehen lassen. Auch an die beliebten Pitchbend-Taster haben die Produktentwickler gedacht. Sie sind unabhängig vom Fader-Intervall mit praxisgerechten plusminus vier Prozent gut eingestellt. Mit den Jogwheels lässt es sich im Pausenmodus auch navigieren, was bei ausgeschltetem Vinyl-Mode während der Drehung zu einem Stutter-Effekt des aktuellen Frames führt, solange die Hand auf dem Dial liegt.
Für das automatische Beat- und Tempomatching ist ein Sync-Knopf platziert. Wie bei jeder DJ-Software empfiehlt es sich, die Musiksammlung zunächst zu analysieren. Beatgrids sind in der Softwareoberfläche weder im Deck noch im Matcher vorhanden. Bei letzgenannten werden stattdessen die ermittelten Peaks mit einer fallenden Kurve bis zur nächsten Peak angezeigt. Die Pfeilindikatoren (wenn der User in der Software mit der Maus über den Sync-Knopf fährt) fehlen gänzlich. Insgesamt wirkt Mixvibes in diesem Aspekt etwas unübersichtlicher als mancher Konkurrenten. Auch vermisse ich an der Hardware einen Knopf, um die Geschwindigkeit manuell einzutippen, falls sich der Beatcounter irrt.
Für dich ausgesucht
Was sich ebenfalls als nachteilig herausstellt: Leider sind weder Channel-Meter noch LED-Ketten für den Hauptausgang verbaut. Lediglich eine kleine rote LED leuchtet auf, wenn der DJ übersteuert.
Die Lautstärke für den Cue-Out 3/ 4 ist in der Software einzustellen. Der frontseitige Cuemix-Regler dirigiert die Mischung, aber ein echter Level-Regler ist nicht zugegen. Am besten also mit der integrierten MIDI Learn-Funktion und per „Modifier“ bei Bedarf selber mappen.
Schön wäre es auch, könnte man das Summensignal der Softwaredecks auf die beiden Stereo-Ausgänge klonen. Geht aber nicht. Wer möchte, kann allerdings beide Player einzeln an einen externen DJ-Mixer ausspielen. In Anbetracht der Preisklasse kann man eben nicht alles erwarten. Was jedoch noch Erwähnung finden sollte: Die Phono- und Line-Inputs arbeiten auf Wunsch auch mit den Mixvibes Timecodes zusammen, was im Test hervorragend funktionierte, sodass sich die Decks optional mit einem Plattenspieler steuern lassen. Allerdings nur mit einer Mixvibes Cross-Lizenz, nicht unter Cross-DJ.
Der Keylock wird mittels Pitchmode-Schalter aktiviert. In der Stellung „Speed“ ist er nicht aktiv, in den Modi „Tempo“ und „Hybrid“ schon. „Speed“ simuliert also den gekoppelten „Geschwindigkeit-beeinflusst-Tonhöhe“-Vorgang, wie er vom Plattenspielern bekannt ist, TEMPO aktiviert den Keylock ein. Und Hybrid ist ein flexibler Modus, der bei drastischen Pitch-Änderungen Verzerrungen entgegenwirken soll. Die Funktion liefert artefaktarme Ergebnisse bis etwa vier Prozent, danach lässt die Interpolation hörbare Aussetzer auftreten.
Die automatische Synchronisation auf Knopfdruck ist gerade für Veranstaltungen in Dance-Genres eine praktische Sache, denn so gelingt auch dem Laien ein Übergang, dessen Tempo und Takt synchron sind. Voraussetzung dafür ist allerdings ein korrekte Auswertung der Geschwindigkeit und Peaks und des daraus resultierenden Beatgrids. Stimmt dies mit den tatsächlichen Werten überein, laufen die Titel nach einer kurzen Betätigung der Sync-Taste im Gleichschritt. Nun kann der Übergang per Crossfader und Equalizer-Blenden erfolgen. Schade finde ich in diesem Zusammenhang, dass die französische Programmierer-Truppe nicht an ein Sync-Lock gedacht hat, denn in der Praxis zeigte sich, dass manche Songs nach kurzer Zeit wieder auseinanderlaufen und ein erneutes Betätigen des Tempokommandanten erforderlich ist. Das ist auf die Analyse des Beatcounters und auf die Position der Downbeats zurückzuführen und erschwert natürlich den simultanen Umgang mit Effekten und Loops, weil man immer wieder ein wenig nachregeln muss. Daher ist es zu empfehlen, im Zweifelsfall das letzte Quäntchen nach Gehör zu pitchen, damit man sich ohne Reue den Kreativabteilungen widmen kann.
Kreativabteilung
Kaum eine Software, die etwas auf sich hält, kommt heute ohne Zusatzfunktionen wie Loops, Hotcues oder einer Effektgarnison aus. Gerade Serato Scratch Live und Traktor legen in dieser Disziplin für ihre Anhängerschaft ein wahres Feuerwerk an den Tag und die Messlatte sehr hoch. Doch nicht jeder DJ benötigt eine derart umfangreiche Ausstattung. Manchem ist dies allein schon aufgrund seines musikalischen Genres ein Mehr an zu bezahlenden Features, die er gar nicht benötigt. Cross-DJ hält sich bei der Auslegung hier etwas bedeckter und stellt insgesamt sechs Cuepoints, zwei Mal drei Effekte und einen Loop pro Deck zur Verfügung. Die Cuepoints 1-3 werden über die dazugehörigen Buttons gesetzt und per Shift gelöscht, wie man es vom Gros der DJ-Controller her kennt. SELECT gibt den Zugriff auf die Marker 3-6 frei. Die Punkte werden exakt an Auslöseposition platziert, und nicht – auch nicht optional – am Beat-Raster ausgerichtet. Was gerade in-the-mix mit einem zweiten Track Konzentration, Zielwasser und vielleicht auch eine Portion Glück erfordert. Langsam frage ich mich, ob jemand ein Patent auf beat-gerechtes Cuejuggling hat. Ganz ehrlich, ich finde nicht, dass eine Quantisierung von Benutzereingaben Pflicht ist, aber Wahlfreiheit sollte eigentlich das Gebot der Stunde sein. Das gleiche gilt im Übrigen auch für die Loops, die per Encoder-Button in voreingestellter Länge ausgelöst und durch Drehung desselben Reglers um den Faktor zwei gestaucht oder verlängert werden. Die mögliche Schleifengrößen bewegen sich von 1/8 bis 16 vollen Beats. Die Loops lassen sich auch im Track verschieben, und zwar unabhängig von ihrer Länge von 1/8 bis 16 Beats. Dies ist über die Smart-Search-Option im Softwaredeck oder über Shift + Encoderpush einzustellen und abzulesen.
Last, but not least kann der DJ mit einem Endlosdrehregler zwischen den Effekten Flanger, Delay und Filter auswählen. Das Mischungsverhältnis zwischen Original und Effektsignal bestimmt AMOUNT. Flanger+, Delay+ und Filter+ unterscheiden sich geringfügig von ihren Vorgängern. Auch wenn Effekte hier nicht im Vordergrund stehen, hätte ich hier etwas mehr erwartet. Vielleicht einen Hall, Echo oder Bit-Reducer? Oder was LFO-gesteuertes? Nachstehend habe ich Hörproben der FX für euch mit dem internen Session-Rekorder aufgezeichnet.
Kompatibilität
Wie sieht`s eigentlich mit der Kompatibilität zu anderen DJ-Softwares aus? Da UMIX-Pro MIDI-spricht, sollte eine individuelle Konfiguration unter VDJ, Deckadance, Traktor und Co grundsätzlich möglich sein. Die Programme verfügen allerdings über weitreichendere Features wie Sample-Player, Videomixer oder zum Teil deutlich umfangreichere Kreativsektionen, sodass der UMIX mit seinen quantitativ eher spartanischen Bedienelementen hier nicht die erste Wahl ist. Es sei denn, der DJ benötigt keine Effekte, Loops und Samplerwerkzeuge. Es sollte auch noch ein weiterer Aspekt in den Vordergrund treten. Mit Mixvibes-Dj ist ja bereits eine beliebte Software dabei, die die wichtigen Kernkomponenten eines Mix-Programmes stellt, so dass nicht für jeden ein Grund besteht, mit einer Third-Party-Software zu liebäugeln.