Details
Mixvibes werkeln seit etwa acht Jahren an DVS-Systemen mit differenziertem Hard- und Software-Spektrum. Los geht’s in der Hobby-Liga mit Mixvibes-Home für 20 Euro samt Preview-USB-Stick. Das DVS-Ultimate/UMIX-Bundle für 199 Euro wendet sich an fortgeschrittenere Anwender. Cross kostet 299 Euro und ist das Flagschiff der französischen Softwareschmiede. Was die beigelegten Soundkarten betrifft, setzen die Herren aus Gennevilliers meist auf umgelabelte OEM-Lösungen. Eines dieser Objekte, das U-MIX44, ist für knapp 90 Euro Straßenpreis auch separat zu erwerben und Gegenstand dieses Tests.
Erster Eindruck
Der Kandidat hat ungefähr die Fläche einer quadratisch-praktisch ihr-wisst-schon Schokoladentafel, nämlich 120 x 115 x 40 mm und wiegt 250 g. Sehr kompakt, der Franzose, und leicht dazu – da wundert es nicht, dass sein schwarzes Gehäuse komplett aus Kunststoff gefertigt ist. Native-Instruments Audio-4DJ ist bei fast ähnlichen Maßen mit rund 511 Gramm doppelt so schwer und doppelt so teuer, ist aber dank ALU-Rahmen um einiges robuster.
Die Verarbeitung des U-MIX ist ordentlich und entspricht dem, was man in der Preisklasse erwarten darf. Die Buchsen sitzen einigermaßen fest im Gehäuse, sodass Schäden am Innenleben bei normaler Behandlung eigentlich nicht zu erwarten sind. Als Standfüße hätten mir allerdings rutschsichere Gumminoppen anstelle von Plastik besser gefallen. Was das Design und die Farbwahl angeht, beweisen die Produzenten Geschmack. Das Kistchen ist an den Kanten formschön abgerundet. Orangene und graue Aufschriften kennzeichnen die Anschlussmöglichkeiten unmissverständlich. Zum Lieferumfang gehören neben dem Interface die Hybrid-Softwares Easy-Rec, Vinyl Ripper und das Cross-Demo sowie die DJ-Software Mixvibes DVS LE. Sie läuft nur unter Windows-PCs oder unter einer Bootcamp-Partition auf dem Mac.
Backpanel
An der Rückseite befinden sich die beiden Stereo-Cinch-Ausgänge zum Anschluss an die PA oder Stereo-Anlage. Daneben ist der Kopfhörerweg arrangiert, den ich gerade im Einsatz mit einem MIDI-Controller ehrlich gesagt lieber an der Front gesehen hätte. Aktuell sind zwei unterschiedliche U-MIX44-Interfaces im Umlauf. Eines mit Mini-Klinkenbuchse, die nicht so kontaktsicher ist wie die 6,3mm-Lösung. Allerdings verliert dies ein wenig an Bedeutung, wenn man sich vor Augen führt, dass nicht nur die meisten preiswerteren Kopfhörer das 3,5mm-Format für sich adaptiert haben. Bei der zweiten Variante hingegen kommt eine Fullsize-Klinke (6,3 mm) zum Einsatz, was wiederum einen Adapter erfordern könnte, aber in meinen Augen auf jeden Fall die bessere Wahl ist.
Das fest verbaute USB-Kabel löste indes keine Begeisterungsstürme aus. Sollte es zu einem Bruch kommen, weil man seine Audiobox regelmäßig mit in die nächste Pinte oder zu Trainingsrunden im Freundeskreis schleppt, muss man sich leider für den Zeitraum eines Werkstattaufenthaltes von seinem Soundgefährten trennen beziehungsweise ein Ersatzinterface besorgen, statt einfach nur ein neues Kabel aus der Schublade zu ziehen oder im Shop um die Ecke für wenige Taler zu kaufen. Naja.
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Frontpanel
Eingangsseitig empfangen zwei Stereo-RCAs zeitcodierte Signale von Plattenspielern oder CD-Systemen. Ganz rechts sorgt eine Erdungsschraube für sicheren Kontakt der Massekabel. Links ist eine 6,3mm-Klinkenbuchse für dynamische Mikrofone verbaut. Einen Quellenschalter, der zwischen Phono- und Line-Zuspielern auswählt, suche ich allerdings vergebens. Da bildet die französische Soundbox jedoch keine Ausnahme, denn auch Native Instruments´ Audio4-DJ und Audio8-DJ verzichten darauf. Die Berliner Produkte werden indes über ein eigenes Audio-Panel konfiguriert. Eine andere Lösung offerieren das Cross-Interface U46MK2 oder Rane´s SL3, denn sie verwenden Dip-Switches.
U-MIX besitzt weder ein eigenes Regelwerk noch Schalter, sondern nutzt den Weg über die Mixvibes Preferences, was gerade im Betrieb mit alternativen Softwares für mich einen Schwachpunkt darstellt. Später noch mehr dazu.
Oberfläche
Auf der Oberfläche springen mir sofort die beiden Regler für den Mikrofon-Gain und die Kopfhörerlautstärke ins Auge. Die Position ist gut gewählt, denn sie ermöglicht einen unkomplizierten Zugriff. Zudem sind die Potis schön groß geraten und pegeln recht fein. Ein USB-Lämpchen signalisiert die allgemeine Betriebsbereitschaft. Vier Signalfluss-Leuchten geben visuelle Feedbacks hinsichtlich der Ein- und Ausgangsaktivität und schalten von grün auf rot, wenn der DJ übersteuert. Soviel zu den Äußerlichkeiten.
Inbetriebnahme
Für den Betrieb auf einem Intel-PC genügt ein Pentium III Prozessor mit 600 MHz und 128 MB RAM. Als OS kommt jede Windows-Version ab 98SE aufwärts in Frage. Auch Mac-User sind bereits mit einem G3-Prozessor und 256 MB RAM am Start, als Betriebssystem wird mindestens Mac OS X 10.3 vorausgesetzt. Aktuell befindet sich kein Rechenknecht mit identischer Hardwareausstattung im Studio. Getestet wird daher auf einem Acer Aspire Laptop mit einer Prozessorgeschwindigkeit von 1,46 GHz und 1GB RAM. Die Installation wirft keine Fragen auf, ein Konfigurations-Assistent hilft beim ersten Einrichten der Software-Umgebung.
Softwarebeigaben
Easy-Rec ist ein Softwarepaket, bestehend aus den Programmen Vinyl-Ripper und Audio-Rekorder. Audio-Rekorder besitzt ein übersichtliches Frontend in Form eines DJ-CD-Players. In der unteren Hälfte befinden sich die Funktions-Tasten für die Aufnahme, Navigation und Abspielen. Oben gibt ein virtuelles LC-Display Track-Infos aus. Um die Aufnahmequalität der MP3-, WAV-, OGG-, FLAC- oder AIFF-Dateien kümmern sich ein Softwarepegelmeter und vier Preset-Knöpfe (niedrig, mittel, CD, hoch). Was Bitraten und Auflösung der Presets angeht, hüllen sich Programm und Handbuch in Schweigen.
Vinyl-Ripper bietet sich zur Aufnahme von Schallplatten und zum Encodieren von Audiodateien an. Eine schrittweise Abfrage der benötigten Parameter hilft nicht nur Greenhorns, schnell ans Ziel zu gelangen. Zum Digitalisieren stehen automatische oder manuelle Kalibrierung samt Echo- und Rumpel-Filter zur Verfügung. Auch der Schwellwert, Pausenlängen und Lead-Outs können per Hand eingestellt werden. Zudem bindet das Programm Schallplattencover-Dateien (für Vorder- und Rückseite) und erweiterte Titelinformationen ein. Der Encoder exportiert gängige Zielformate, wobei lediglich beim Lame MP3- und beim OGG-Codierer benutzerseitige Angaben hinsichtlich der Kompressionsqualität möglich sind. Beide Programme zeigen sich mit wenigen Kenngrößen und einem Wizard schon sehr anwenderfreundlich – allerdings mangelt es dem fortgeschrittenen Anwender an Möglichkeiten, Encoder-Parameter gezielt in Zahlenwerten anzugeben. Auch hier gibt sich die Dokumentation, ich sach ma, sehr bedeckt.
Weiterführende Editing-Funktionen eröffnet die Beipack-Freeware Audacity. Audacity ist ein Multitrack-Rekorder, der Projekte bis zu einer Samplerate von 96 kHz bei 32 Bit bearbeiten kann – immerhin auf 16 Kanälen. Die Software verfügt über gängige Effekte und Tools zur Nachbearbeitung und ist in der Lage, VST-Plug-Ins einzubinden. Mac-User verwenden stattdessen Audio-Units.
Mixvibes DVS LE ist eine abgespeckte Version von Mixvibes DVS 7. Mit zwei Decks, Transportwerkzeugen, Wellenformanzeigen, Loops und Cues, einigen Effekten wie Flanger, Delay oder Reverb und einem umfangreichen Musikmanagement bekommt der DJ das nötige Rüstzeug für die ersten Trainingsrunden an die Hand. Eines fehlt jedoch: Die uneingeschränkte Timecode-Unterstützung.
j.p sagt:
#1 - 21.05.2012 um 16:59 Uhr
Irgendwie bin ich verwirrt, es werden im Test die schwachen Phono-Preamps bemängelt, aber das Gerät hat doch gar keine...
Das der Sound dünn ist wundert mich dann nicht.
Qualitätsjournalismus pur hier ;)
Peter sagt:
#2 - 21.05.2012 um 22:22 Uhr
Hi j.p. Völlig korrekt. Das katapultiert dich an die Spitze des Argus-Augen-Awards 2012. Vielen dank für den Hinweis, ich habe die Korrektur umgehend vorgenommen ;)
j.p sagt:
#3 - 24.05.2012 um 13:55 Uhr
;) immer gerne, geb dir beim sound ja recht, der output ist echt schwach auf der brust.
Stefan sagt:
#4 - 03.03.2015 um 00:40 Uhr
Auch wenn der Beitrag schon etwas älter ist...
Dem muss ich leider widersprechen. Das Interface ist durchaus in der Lage Phono-Quellen zu verstärken. Der Trick ist, die hauseigene Software zu verwenden und in der Audiokonfiguration Phono als Quelle auszuwählen.