Praxis
Effekte
VFX-Effekte wirken sowohl auf Audiofiles als auch auf Videodateien. Der Käufer bekommt ein recht ansprechendes 17 FX-Gänge Menü serviert, das er nicht nur nach Herzenslust würzen kann – für einige Vertreter stehen sogar unterschiedliche Presets zur Verfügung. Diese erleichtern gerade Neulingen den Einstieg, bieten aber auch erfahrenen Anwendern zahlreiche Schmankerl, zum Beispiel die Modifikation diverser Parameter über Encoder oder XY-Pad. Sie modulieren entweder frei, Tempo-synchron in einer Taktung von 1/64 bis 64 Beats oder taktsynchron im Einklang mit der musikalischen Energie, respektive dem Bass oder Downbeat-Indikatoren. Beispielhaft hören wir uns die Modulationen von Reverb, Pan und Echo an.
Zu Beginn erscheint die Effektsteuerung etwas gewöhnungsbedürftig, hat man sie aber erstmal verinnerlicht, geht sie zügig von der Hand. Klanglich rocken einige FX ganz gut, manche hören sich eher durchwachsen an, die zeitkritischen benötigen einen Moment zum „Eintakten“. Beim Compressor gibt’s erhöhte Übersteuerungsgefahr – man geht hier lieber mit Bedacht zu Werke. Ihr könnt euch im nachstehenden Videoüberblick ein Bild machen. Mixvibes Effekte können auf beide Streams kombiniert oder separat abgefeuert werden. Liegt eine Videodatei vor, ist eine Trennung von Musik und Bewegtbild nicht möglich. Ein Sound kann demnach nicht im gleichen Player von einem tonlosen Video überlagert und dauerhaft verlinkt werden, wie es zum Beispiel bei Virtual-DJ der Fall ist. Dafür bringt der Franzose aber zwei Decks mehr mit. Wirft der DJ zwei Audiotracks in die oberen Player und zwei Videos in die Unteren, stehen ihm weitaus mehr Manipulationsmöglichkeiten als beim Kontrahenten zur Verfügung. Im Videomixer lässt sich das Mastersignal noch einmal hinsichtlich des Kontrastes, der Sättigung und der Helligkeit optimieren. Die manipulierten Clips machen nicht nur auf dem Computermonitor, sondern auch auf dem Beamer eine gute Figur. Anstatt sie alle im Detail zu erklären, habe ich einen Screener angefertigt. Viel Spaß damit.
Transitions
23 unterschiedliche Video-Überblendungen sollten so schnell keine Langeweile aufkommen lassen. Es würde mich jedoch nicht wundern, wenn hier über kurz oder lang noch nachgeliefert wird, sei es kostenlos oder kostenpflichtig. Die Übergänge können sich sehen lassen. Mithilfe des Jog-Encoders hat der Anwender jederzeit von der Steuerkonsole aus Zugriff auf die Transitions-Bibliothek. Auch hier sagen Bilder mehr als Worte.
Der Titelgenerator…
… mischt Bilder und Texte in das Ausgangsignal. Farbe und Intensität werden per Drehregler bestimmt, die Position wird softwareseitig über das Zwei-Achsen-Pad gesetzt. Effekte können nicht angewendet werden. Um zum Beispiel ein pumpendes Yeah einzuspielen, nutzt man stattdessen Flash-Filme. Wer weder auf vorgefertigte Clips zurückgreifen will noch rund 800 Euro in Adobes Flash-Plattform investieren möchte, findet im Internet bereits unter 100 Euro zahlreiche preiswerte Animationstools, die das Flash-Format exportieren können. Wem das nicht reicht, der sollte einen Blick auf das kostenlose CINEFX (ehemals Jahshaka) werfen. CineFX ist ein Post- und Editing-Tool auf recht ansprechendem Niveau. Also auf zum fröhlichen Werkeln. Das Projekt ist das Projekt…
Autosync und Loops
Die automatische Synchronisation der Tracks, egal ob Video oder Audio, gelingt überwiegend gut, wenn die Songs im Vorfeld analysiert wurden. Ist der Downbeat korrekt interpretiert, steht dem automatischen Gleichlauf nichts im Weg. Auch beim Schleifen-Test gibt’s nichts zu meckern, manuelle und Auto-Loops werden akkurat gesetzt. Klickt der DJ im Smart-Loop-Mode mit der Maus in die Wellenübersicht, wird der Audiozyklus an den Klickpunkt verschoben. Auch bei Videoloops und Scratches verursachte VFX im Test kaum einen Ruckler.
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MIDI, Multicontroller und Timecodes
Grundsätzlich hat der Mixvibes-Consolero zunächst die Wahl zwischen dem internen Mischpult oder einer Verwendung am externen DJ-Mixer. Dazu kommen folgende Betriebsmöglichkeiten:
1. Standalone – Mixvibes Control steuert die VFX-Software
Hier zeigte sich während des Testverfahrens, dass nur zwei der vier Softwaredecks über die Hardware angesprochen werden.
2. Multi-Controller Betrieb Mixvibes Control lenkt VFX in Verbindung mit einer zweiten MIDI-Einheit
Die Probe ergab, dass nativ unterstützte Konsolen, wie mein VCM-100, in die Steuerungsaufgaben einbezogen werden. Allerdings dirigiert der Vestax die Decks A und B. Hier muss der Besitzer also selbst konfigurieren. Da der Japaner mit einer internen MAYA44USB Karte ausgestattet ist, lässt sich diese unter Verwendung des ASIO4All Treibers in Kombination mit dem VFX-Interface einsetzen. Vier getrennten Ausgabekanälen steht somit grundsätzlich nichts im Wege. Sporadisch funktionierte leider ein Kanal der Mixvibes-Karte nicht, oder die MIDI-Steuerung setzte an einem Gerät aus, ohne dass es eine Überspannung am USB-Port gegeben hätte. Hier muss noch nachgearbeitet werden. Über die Betriebsmodi Multi-Audio oder Direct-Sound steht dem Test Duett kein Vier-Deck-Routing zur Verfügung.
3. Controller-Timecode Mix
Eine interessante Option ist die zusätzliche Verwendung von Timecode-Vinyl oder CDs. Ich wähle dafür das Sechs-Kanal-U46-Interface vom Cross-Pack in Kombination mit VFX-Control aus. Deck A und B werden über VFX-Control gesteuert, Deck C und D über Cross-DVS-Steuervinyl. Die Plattenspieler werden an die 46er-Eingänge gestöpselt und das Signal nach den erforderlichen Softwareeinstellungen sofort erkannt, wie ihr dem nachfolgenden Bild entnehmen könnt. In diesem Szenario bieten sich in erster Linie die folgenden beiden Setups an.
Setup 1
Der DJ verwendet die Ausgänge des Cross-Interface. Deck A und B spielen ausschließlich tonloses Bewegtbild ab. Sie stimulieren das Publikum visuell. Der Sound kommt indes von den Playern drei und vier, die in DJ typischer Manier am Plattenspieler unter Verwendung des externen Mischers gemixt werden. So kann man auch klasse zu zweit arbeiten. Eine(r) am Wax, eine(r) am Pixel.
Setup2
Sämtliche vier Ausgänge werden unter Verwendung des ASIO4All-Treibers auf das Mischpult geroutet. Erlaubt ist, was gefällt.
MIDI-LEARN
Mixvibes VFX hat eine konzeptionell leicht zu bedienende Lernfunktion. Der Lernmodus wird über die Menüleiste aktiviert, dann wählt der User das entsprechende Element auf der grafischen Benutzeroberfläche aus, zum Beispiel den „Play“-Button, und bewegt danach das Bedienelement an seinem MIDI-Controller. Soweit die Theorie. Die Praxis zeigt: Leider krankt die Mapping-Performance häufig an der Reaktionszeit der Software bei der Zuweisung des entsprechenden Controllers. Sie reagiert für meine Begriffe ziemlich träge. Ferner können nicht alle Panels der Applikation gemappt werden, wie die Abstimmungselemente des Videomixers oder die Drehregler des Titelgenerators. Auch die Konfiguration mehrerer Steuerkonsolen läuft nur dann ohne Komplikationen ab, wenn diese auf unterschiedlichen MIDI-Kanälen senden. Ansonsten wird manuell in der MIDI-Tabelle nachgebessert. Das ist zwar etwas aufwendig, aber es funktioniert. Was das MIDI-Mapping angeht, gibt es also erhöhtes Nachbesserungspotenzial, möchte man sich z.B. mit Traktor Pro messen. Grundsätzlich jedoch befindet sich der Hersteller mit der Implementierung einer Lernfunktion auf einem guten Weg.
Kinderkrankheiten
VFX Version 1.1.0 zeigte im Test leider viel zu häufig Schwächen in Form von Programmaussetzern. Manchmal traten diese beim Interfacewechsel auf. Zudem können Probleme durch Hotplugging der Control-Hardware aufkommen. Layoutwechsel verursachten dermaßen häufig Abstürze, dass meine persönliche Zumutbarkeitsgrenze arg strapaziert wurde. Denn nach jedem Freifall waren die zuletzt getroffenen Einstellungen erneut vorzunehmen. Hat man dann die Bibliothek importiert, die Audio-Hardware eingerichtet, Timecodes eingelesen und geroutet und die Decks bereits geladen, aber versehentlich vergessen, das Layout anzupassen, läuft man Gefahr auf einen neuerlichen Absturz und alles beginnt von vorn. Das war auf beiden Testsystemen gleich. Das kostet Zeit und vor allem auch Nerven. Während BPM-Analysen, die durch Rechtsklick gestartet wurde, verabschiedet sich die Software bei vollgeladenen Decks mehrfach ohne ersichtlichen Grund. Daher ist es dringend anzuraten, die Audiodateien im Vorfeld analysieren zu lassen und bis zum nächsten Update keine „Spiel doch mal den Track von meinen Stick“-Wünsche zu erfüllen. Ich empfehle den Einsatz in einer Produktivumgebung zum momentanen Zeitpunkt nur unter Vorbehalt und ausgiebiger vorausgegangener Prüfung.