Praxis
Die erste Inbetriebnahme über das geladene Interface im Safari-Browser meines iMacs und das anschließende Aufspielen der neuesten Updates gestaltet sich völlig unproblematisch.
Einige der Plugins sind zunächst nicht direkt abrufbar, können aber über das User-Interface am Rechner hinzugefügt werden. Neben den über 200 Effektkreationen befinden sich zum Zeitpunkt des Tests auch vereinzelt kostenpflichtige Plugins im Angebot, die meist um die 10 Euro kosten. Außerdem können über 400 weitere Userplugins auf das Pedal geladen werden, die sich allerdings im Beta-Modus befinden, was bedeutet, dass diese eventuell nicht hundertprozentig störfrei laufen. Insgesamt präsentiert sich die Bedienoberfläche am Rechner vielleicht nicht ganz so stylish wie bei anderen Herstellern, kommt dafür aber mit einem recht intuitiven Workflow daher.
Zudem spart man sich die Mühe, ein weiteres Programm auf dem Rechner installieren zu müssen.
Eine der Besonderheiten des Mod Duos liegt darin, dass in der Software unter den einzelnen Plugins quasi unendlich viele Feedbackschleifen erzeugt werden können, was bedeutet, dass der Eingang oder Ausgang eines virtuellen Effektpedals mehrfach von verschiedenen Quellen belegt werden kann. Über die zwei Eingänge am Pedal und den MIDI-Eingang können außerdem in der Software die Signalwege von drei Musikern parallel laufen, die sich im Signalweg beispielsweise auch Effekte teilen können. Gerade für Tüftler steckt hinter diesem Prinzip zweifelsohne eine Menge kreatives Potential, das ab einem bestimmten Punkt höchstens in Sachen CPU-Leistung eine Grenze erreicht.
Bevor wir uns gleich ein paar Soundfiles anhören wollen, sei noch gesagt, dass ich im weiteren Verlauf des Tests das Gerät nur auf den Anwendungsbereich im Gitarrensektor abklopfen kann.
Zum Kennenlernen hält die Software erfreulicherweise einige virtuelle Pedalboards parat. Beim ersten schnellen Durchklicken durch die verschiedenen Effekt-Kategorien begegnen mir dann stellenweise typische Effekte für klassische Brot-und-Butter-Sounds, darunter einige Simulationen bekannter Overdrive- und Distortion-Pedale.
Ansonsten gibt es neben spezielleren Filtereffekten auch Amp- und Cab-Sims zu entdecken, die wir uns später noch gesondert anhören wollen.
Da die Plugins aus den Händen verschiedener Entwickler kommen und ein Effekttyp häufig auch gleich mehrfach vorhanden ist, muss man sich beim Erkunden etwas Zeit nehmen, wird dann aber in vielen Fällen fündig.
Dennoch fehlt mir beispielsweise in der Reverb-Kategorie ein klassisches Federhall-Pedal und auch in der Delay-Sektion würde ich mir etwas mehr Vielfalt in Form von klassischen Delay-Simulationen wünschen.
So muss man hier konstatieren, dass trotz einer zum Zeitpunkt des Tests schon recht großen Auswahl die einzelnen Kategorien stellenweise nicht so typisch mit klassischen Vertretern bestückt bzw. die Pedale nicht so gekennzeichnet sind, wie ich es sonst bei Multi-Effektpedalen anderer Hersteller gewohnt bin. Auch gibt es zwischen den einzelnen Effekten durchaus hörbare Schwankungen in der Soundqualität und Auflösung. So bekomme ich zum Beispiel beim Ausprobieren des zum Zeitpunkt des Tests zur Verfügung stehenden Tape-Delays aus der Beta-Abteilung leider nur eine Fehlermeldung, wenn ich es zum Pedalboard hinzufügen möchte.
Im heutigen Praxischeck lasse ich übrigens auch immer wieder die Kamera mitlaufen, um euch einen genaueren Eindruck von der Pedal- und Softwaresteuerung zu geben.
Hören wir uns als erstes einige Zerrpedal-Simulationen an. Die DS-1- und die Tubescreamer-Simulationen gefallen mir gut.
In der Modulationseffektabteilung gibt es einige Pedale, die mit einem guten Sound aufwarten können. Auch hierzu sollen natürlich ein paar Eindrücke nicht fehlen. Die nachfolgenden Pedale habe ich dabei immer mit einer Stereo-Plate-Simulation kombiniert, die ebenfalls einen charmanten Sound generiert.
Für dich ausgesucht
Die Amp- und Cab-Sims des Mod Duos können mich leider nicht so richtig überzeugen. Zu gering fallen hier für mein Empfinden die Unterschiede zwischen den Modellen aus. Auch wirkt der Sound etwas steif und lässt ein gewisses Maß an Plastizität vermissen. Dennoch kann diese Amp-Modeling-Variante auf jeden Fall weiterhelfen, wenn man auf die Schnelle einen Ampsound braucht. So klingt beispielsweise die Bassman-Simulation mit einer 4 x 12 Box:
Möchte man sich ein etwas aufwendigeres Pedalboard erstellen, kommt man meines Erachtens in der Praxis um die zusätzliche Kontrolleinheit nicht herum, da sonst am Gerät nur zwei Pedale aktiviert bzw. deaktiviert werden können. Da mit den zur Verfügung stehenden zwei Potis alle Einstellungen vorgenommen werden, die man vorab einem der beiden Potis zuweist, könnte eine tiefergehende Kontrolle der Effekte auf der Bühne oder im Probenraum allerdings schnell etwas unübersichtlich werden. Für den Praxisalltag eines Gitarristen wirkt daher die Bedienung am Pedal nicht ganz zu Ende gedacht. Darüber hinaus ist es so, dass dem Pedal zugewiesene Parameter anschließend in der Software nicht mehr gesteuert werden können, was ich ebenfalls für den Workflow hinderlich finde.
Hören wir uns zum Abschluss noch ein Audiofile an, das durchaus eine etwas speziellere Effektkombination präsentiert. Hier schicke ich, nachdem ich das Eingangssignal auf zwei verschiedene Tonhöhen gebracht habe, über verschiedene andere Effekte und führe es danach wieder in einem Stereo-Reverb und Delay zusammen.
Ohne Frage ist der Rechenprozess für so eine Effektanordnung, die ohne größere Latenzen ausgegeben werden soll, sehr hoch, was mir die rot leuchtende CPU-Anzeige auch sofort bestätigt. Ohne Knacken auf den Ausgängen komme ich hier nur aus, indem ich in den erweiterten Einstellungen die Sample-Rate verdoppele, was eine höhere Latenz zur Folge hat, die sich aber zumindest in diesem Pitcheffekt-Setting, das sowieso schon für leichte Latenzen sorgt, nicht mehr allzu stark auswirkt.