Praxis
Cobalt5S in der Handhabung
Einschalten, Sound über den Encoder auswählen und losspielen – alles einfach. Das Eintauchen in die zweihundert durch die Bank gelungenen Werkspresets macht den Erstkontakt mit dem Synthesizer zu einem vom Start weg aufregenden Erlebnis. Auch kleinere Klangänderungen mit den Parametern, die direkt über die vorhandenen Bedienelemente erreichbar sind, gehen problemlos von der Hand. Das auch und besonders, weil Modal Electronics für eine hübsche und aussagekräftige Visualisierung fast aller Parameter im Display gesorgt haben. Hinzu kommt, dass das Bedienkonzept grundsätzlich ziemlich pfiffig ist. So wählt man beispielsweise durch Drücken einer der Encoder die gewünschte Funktionsgruppe aus und hat danach (mit gedrückter Shift-Taste) alle Encoder mit Parametern der jeweiligen Sektion im Zugriff. Hat man sich damit vertraut gemacht, gehen Klangbearbeitungen erstaunlich zügig von der Hand. Wenn es allerdings um das Modifizieren tiefergehender Parameter wie etwa das Adressieren von Modulationen oder das Einzeichnen von Parameterfahrten geht, wird die Bedienung direkt am Gerät dann doch etwas komplizierter.
Editieren mit Übersicht – ModalApp und Plugin
Auch wenn die einzelnen Seiten im OLED-Display ausgesprochen hübsch gestaltet wurden, kommt die Bedienung direkt am Gerät nicht ansatzweise an den Komfort und die Übersichtlichkeit der ModalApp bzw. des Plugins heran. Beides kann man auf der deutschsprachigen Modal-Webseite kostenlos herunterladen. Im Verbund mit einem Tablet (z. B. iPad) und dessen Touch-Bedienung wird aus dem kleinen Budget-Synthesizer plötzlich eine echte Synthese-Workstation. Hier stehen alle Parameter unmittelbar im Zugriff, was schon ein bisschen „Quantum-Feeling“ aufkommen lässt. Aber auch als Plugin macht der Modal-Editor eine gute Figur – werden doch sämtliche Parameteränderungen bidirektional sofort übertragen. Sprich: Ändert man etwas am Gerät, sieht man es sofort am Bildschirm und umgekehrt. Die ModalApp arbeitet plattformübergreifend und ist in Versionen für iPad, iPhone, Windows und Android erhältlich. Das Plugin steht in den Formaten VST3/AU (macOS) und VST3 (Windows) bereit.
Klangeigenschaften
In Anbetracht der 40 Algorithmen pro Oszillator, von denen jeder einzelne seine ganz eigene Charakteristik hat, fällt es schwer, dem Cobalt5S den Stempel einer typischen Klangcharakteristik aufzudrücken. Das Angebot reicht von klassischen Analogklängen (u. a. VA Sweep, Spread Saw), über deftige EDM-Kost (Hard Sync, PWM Saw Eraser) bis hin zu experimentellen und ambientigem Ausgangsmaterial (u. a. Fractal / Metal Saw, Ring Mod Saw/Square, Chaos Saw, Filtered Noise). Hinzu kommt das extrem vielseitige 4-Pol-Filter, das mit seinen vier Charakteristika (Reso LP, Balanced LP, Balanced HP, Balanced Phaser) und seiner Morphing-Fähigkeit ausgesprochen flexibel auf den Klang einwirkt. Das Einzige, worauf man ihn – im positiven Sinne– reduzieren kann, ist eine gewisse Präzision und Klarheit. Das liegt natürlich auch und besonders an den hervorragenden Presets, die durch die Bank aufwendig und mit hoher Praxistauglichkeit programmiert sind. Allein bei den Release-Zeiten haben es die Programmierer gelegentlich ein bisschen zu gut gemeint. Manche Klänge wabern etwas lang aus, was man jedoch mit ein bisschen Drehen an der Release-Zeit schnell behebt. Bei allzu schwelgerischem Pedalieren im Zusammenspiel mit den vielen schönen Pad-Sounds macht sich von Zeit zu Zeit die begrenzte Stimmenzahl bemerkbar. Hören wir mal in einige Sounds hinein:
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