Praxis
Arbeiten mit Cobalt8 & Klangeigenschaften
Ziemlich beeindruckend ist zunächst das große Angebot verschiedener Oszillator-Algorithmen. Mittels „VA Sweep“ erhalte ich durch ändern der Shapes alle klassischen Wellenformen wie Sinus, Dreieck, Rechteck und Sägezahn. Das ist erst einmal eine super Ausgangslage, um diverse klassische Analog-Sounds aus dem Cobalt8 zu bekommen. Der Grundsound der Algorithmen ist zugegeben etwas scharf, mittig und digital. Der Drift-Regler und etwas Detuning hauchen dem Digital-Synth jedoch erstaunlich viel analoge Wärme ein und ich vergesse fast, dass ich es hier eben nicht mit einem analogen Gerät zu tun habe.
Auch die Effekte tun dafür das ihre, auch wenn ich mit einigen meine klanglichen Schwierigkeiten habe. Der Chorus im Cobalt8 benötigt ordentlich Bearbeitung, um wie ein klassischer Chorus zu klingen, und stiehlt dem Sound einiges an Bass und Wärme, wenn man nicht aufpasst. Der Reverb klingt von Hause aus etwas dünn und es fällt mir relativ schwer, ihn mit den vorhandenen Parametern so einzustellen, dass er zwar deutlich hörbar ist, aber wie der Chorus eben den Grundsound nicht zu sehr beeinflusst. Erfreuen kann ich mich hingegen an den Modulations-Parametern des Reverbs, mit deren Hilfe die Sounds angenehm zu schweben beginnen.
Gerade für Pad Sounds bietet sich die Filter-Morph-Funktion an, um unnötigen Bass-Anteil zu eliminieren und interessante Frequenz-Strukturen zu erschaffen. Im folgenden Hörbeispiel hört man lediglich den Morph-Encoder, der von einem 4-pol Lowpass durch ein Bandpass in ein 1-pol Lowpass-Filter morpht. An der Reise nimmt mein Ohr gern teil.
Auch im Bass-Bereich lässt sich der Cobalt8 nicht lumpen. Zwar kommt er – wie so einige – nicht wirklich an das mächtige Low-End eines Moog-Synthesizers heran, hat jedoch trotz seines mittigen Sound-Charakters mächtig Druck im tieffrequenten Bereich und lädt zu energetischen Lead-Sounds ein.
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Viel Sound fürs Geld
So ist dem Cobalt8 trotz seines digitalen Herzens ein gewisser analoger Charme nachzusagen. Begebe ich mich beim Scrollen durch die Oszillator-Algorithmen weg von den Klassikern, treffe ich auf immer ungewöhnlichere Weggefährten wie „Chaos Tri“ oder „Fractal Square“. Hier lungern unterschiedliche Abwandlungen klassischer Wellenformen, die sich dann dank der A/B-Buttons zusätzlich manipulieren lassen. Bei je 34 Algorithmen und Oszillatoren bin ich nicht gut genug in Mathe, um mir auszurechnen, wie viele abgefahrene Sound-Kombinationen möglich sind. Ich kann nur so viel sagen: Es sind einige. So viele, dass die 300 Preset-Sounds mich bei meiner Überforderung zunächst ganz gut an die Hand nehmen und eindrucksvoll zeigen, zu welchen oft modern anmutenden Höchstleistungen der britische Synthesizer im Stande ist.
Wie bereits erwähnt, können die Oszillatoren kaum miteinander kommunizieren. Modulationen wie FM oder Ring-Mod finden nicht untereinander statt, sondern sind bereits in den jeweiligen Algorithmen enthalten.
Was bei einigen Sounds auffällt, ist die erstaunliche Präzision bei perkussiven Klängen. Das ist wohl den schnellen, flexiblen Hüllkurven zu verdanken und kommt logischerweise auch Drum-Sounds zugute.
Als wäre das nicht alles schon genug, beherbergt der Cobalt8 dann auch noch einen Arpeggiator sowie einen umfangreichen Poly-Sequencer mit 64 Steps und Motion Sequencing. Der Workflow des Sequencers ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig (ich hatte schon erwähnt: unübersichtliche Step-Anzeigen sind nicht so meins), erweist sich dann aber gerade durch den Realtime-Modus als sympathische Inspirations-Quelle. So lassen sich mit Sinus-artigen Sounds wunderbar träumerische IDM-Sequenzen erzeugen. Greift man zu komplexeren Algorithmen und nimmt die Animation Lanes hinzu, kann es auch schon mal abgefahren werden.
Der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt, solange man den etwas hakeligen Workflow einmal verstanden und realisiert hat, dass man am Ende klar belohnt wird. Eine Sache ist mir beim Arbeiten im Realtime-Modus des Sequencers aufgefallen: Es gibt keine „Undo“-Funktion zum Zurückspringen auf die letzte Version der Einspielung. Zudem muss während der Preset-Anwahl und einigen anderen Menü-Punkten die jeweilige Einstellung noch einmal bestätigt werden. Das erstickt das bei anderen Synths obligatorische, intuitive Preset-Scrollen und behindert eine flüssige Arbeitsweise mit dem Synthesizer. Punkte, die man mit einem kommenden Betriebssoftware-Update sicherlich schnell beheben kann.
Modal Electronics Cobalt 8 Sound Demo (no talking)
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Mehr InformationenModal Electronics Cobalt8
Jannik Assfalg sagt:
#1 - 27.02.2021 um 23:48 Uhr
Noise Generator ist vorhanden!