Die beiden hier im bonedo-Test behandelten Kleinmembran-Kondensatormikrofone MA-101FET haben eigentlich eine andere Produktbezeichnung, nämlich MA-101SP, wobei die letzten Buchstaben natürlich für “Stereo Pair” stehen. Mojave ist ein amerikanischer Hersteller, bei dem der große David Royer seine Finger im Spiel hat. Royer ist bekannt für seine Bändchenmikrofone, die Großmembran-Kondensatormikrofone von Mojave, namentlich MA-201FET, aber auch jene mit Röhrenschaltung statt Feldeffekttransistor, MA-200 und MA-300.
Auch Kleinmembran-Kondenser stellt Mojave Audio her – das wird niemanden unter euch wundern, der im Rahmen des Testmarathons ebendieser Mikrofontypen auf diesen Test gestoßen ist. Neben dem MA-101FET-Mikro ist auch ein Einzelmikro namens MA-100 (und Stereopärchen namens MA-100SP) erhältlich, welches in der Tradition alter Neumann- und Schoeps-Kleinmembranmikros mit Röhrentechnik arbeitet.
Details
Sonderform
Auffallend geformt sind sie, die beiden Kleinmembran-Mikrofone. Der Kopf, auf welchem die 3µ/0,8”-Membran-Wechselkapseln aufgeschraubt werden können, mündet in einem Hals. Diese Form ist beispielsweise vom Josephson C617 bekannt. Der eigentliche Korpus ist mit 28,5 mm recht dick für einen Kleinmembraner. Als “Stäbchen” wird man ein 101 daher kaum bezeichnen wollen, eher als “Oschi”. Die gut 17 Zentimeter langen schwarzen Klopper werden als Stereoset im einfachen Köfferchen geliefert, welches neben den Verstärkern, den Haltern, kleinen Windschutz-Püscheln und den insgesamt vier Kapseln auch eine kleine Stereoschiene beinhaltet. Das Kapseldesign ist übrigens dem des Röhrenmikrofons MA-100 “entliehen” (manchen Quellen zufolge sind sie sogar identisch).
Alles andere als ein Messmikrofon
Auf den Korpus aufgeschraubt werden wahlweise die Druckgradienten-Nierenkapseln oder die Kugeln, die wie bei Kleinmembranern üblich Druckempfänger sind. Die Schalleintrittsöffnungen hinter dem Anschlussgewinde werden bei Nutzung der Omni-Kapseln natürlich nutzlos, da die Druckempfänger rückseitig nicht geöffnet sind. Der Frequenzgang wird für beide Empfängertypen mit 20Hz-28kHz (+/-3 dB) angegeben. Der grafische Standard-Frequenzgang zeigt leichte Abfälle zu den Höhen und Tiefen sowie eine deutliche Überhöhung bei gut 100 Hz. Die Kugel scheint eine Höhenverlustkompensation von etwa 5 dB für die Aufstellung im Diffusfeld zu besitzen, welche sich allerdings auf den Bereich zwischen Präsenzen und dem Beginn des Air-Bandes beschränkt. Auffallend ist ein sogar im geglätteten Standard-Frequenzgang eingetragener Dip des Druckempfängers bei 1,5 kHz. Die richtende Kapsel hingegen zeigt eine kräftige Beule mit einer Mittenfrequenz von 6 kHz. Linear sind die Kapseln sicherlich nicht und wollen es offenkundig auch nicht sein.
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Pad schalten: “Ganz einfach”
Eine Möglichkeit zur Veränderung des Frequenzgangs mittels Hochpassfilter gibt es nicht, wohl aber eine zur Reduzierung der Empfindlichkeit um 15 dB, womit der maximale Schalldruckpegel von 120 auf 135 dB(SPL) steigt. Bedenkt man aber, dass dort dann nicht 0,5, sondern bereits 1% THD+N herrschen, ist das keine allzu grandiose Nachricht. Wer sich in Reviews wie diesem zunächst über die Fotos und anschließend über den Text hermacht, der wird sich an dieser Stelle vielleicht wundern: “Pad? Wo denn?”. Good Point, schließlich ist die Außenhülle des 101 nicht durch Schalter oder dergleichen unterbrochen. Nun, es gäbe ja die Möglichkeit eines einschraubbaren Dämpfungsglieds, wie es beispielsweise Oktava verwenden. DPA haben schon Funktionen in der XLR-Buchse versteckt, auch eine Verortung im Anschlussbereich der Kapsel wäre denkbar, denn dieser ist ja erreichbar, wenn die Mikrofonkaspeln gewechselt werden. Mojave geht einen ganz besonderen Weg, bei dem eigentlich sofort klar ist, weshalb ihn sonst niemand geht… Obwohl, eigentlich ist es ganz einfach: Wenn man feststellt, dass es am Mikrofonort zu hohe Schalldruckpegel gibt, mutet man einfach den Kanal, macht ganz flott einfach die Phantomspeisung aus, wartet ein, zwei Minuten, bis sie sich abgebaut hat, entstöpselt das XLR-Kabel, nimmt das Mikrofon aus der Halterung, schraubt den Gehäusedeckel am Fuß des 101 ab, zieht den Metalltubus ab, drückt einen kleinen Knopf auf der Platine, setzt den Tubus wieder auf, schraubt den Deckel fest, positioniert das Mikro wieder im Halter, stöpselt das Kabel wieder an, aktiviert die Phantomseisung und schaltet den Kanalzug wieder frei – Kinderspiel! Schon kann´s weitergehen. Was zum Hen… nein: Was zu allen Henkern dieser Welt soll das? In meinen beiden Equitek E 200 gibt es eine Funktion, die auf die gleiche Weise geschaltet wird, aber hier kann man die Möglichkeit deaktivieren, dass zwei interne 9V-Akkus die Spannungsversorgung übernehmen, wenn mal keine Phantomspeisung zur Verfügung steht. Ich habe das einmal ausgeschaltet, und zwar im Jahre 1999. Das Pad alleine dieser Mikros habe ich bestimmt hundertmal geschaltet. Wäre das auf die gleiche Art und Weise zu veranstalten, hätten die Mikros ihr Leben sicher an einer Studiowand durch fremde Gewalteinwirkung beendet.
Impedanz: 550 Ohm!
Die Empfindlichkeit ist mit 11,2 mV/Pa für ein Kleinmembran-Mikrofon nicht gerade enorm, der Ersatzgeräuschpegel liegt bei 16 dB(A). Verwunderlich ist die recht hohe Ausgangsimpedanz von 550 Ohm, welche jedoch bei allen Mojave-FET-Mikrofonen diesen Wert besitzt. Der verbaute amerikanische Jensen-Übertrager wird in erster Linie dafür verantwortlich sein. Eingangsimpedanzen an Preamps von 2,5 oder 3 kOhm sollten nicht problematisch sein, doch ab und zu liegt die Input-Impedance bei nur um die 1 kHz – die Faustregel der Überanpassung lautet auf eine möglichst fünfmal so hohe Eingangs- wie Ausgangsimpedanz. Nun, bis hierhin liest sich ja alles halbwegs erträglich…