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Mojave Audio MA-101FET Test

Praxis

Ich liebe mein Mojave MA-201FET. Diesen Satz sage ich ganz bewusst ganz zu Anfang, um Missverständnisse auszuräumen. Es sollte klar sein: Das MA-101FET liebe ich nicht. Dies ist keine diffuse Antipathie, sondern fußt ganz klar auf den Klangeindrücken, die während des Tests entstanden sind. Und: Sie sind nicht nur bei mir enststanden – jeder, der im Umfeld des Testmarathons mit dem Pärchen zu tun hatte, also beispielsweise mein erfahrener Redakteurskollege Guido Metzen, aber auch unser Gitarrist Bassel El Hallak, dem ebenfalls der Umgang mit Mikrofonen alles andere als fremd ist, sind zu dem gleichen Resultat gekommen. Doch vielleicht lässt man die Mikrofone selbst zu Wort kommen… also, bitteschön:

Audio Samples
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Mojave Audio MA-101FET Nieren Mojave Audio MA-101FET Kugeln

Ich denke, mir kann jeder beipflichten: Das Audiosignal klingt “sehr speziell”, ist von Natürlichkeit sehr weit entfernt und klingt ein wenig wie durch einen Telefonhörer. Am Mikrofonvorverstärker wird es nicht liegen, denn der Schoeps VSR 5 U hat eine Eingangsimpedanz von 8 kOhm, außerdem zeigt das Signal bei Verwendung des Lavry AD-11 und des Tube-Tech MP 1A die gleichen Symptome. Die weitere, genauere Klangbeschreibung kann leider auch nicht sonderlich charmant sein, doch so ist nun mal der Eindruck nach ausgiebigen Tests: Die Höhen sind sehr verhalten und matschig, die leichte Silbrigkeit der Präsenzen lässt sich schnell als sehr aufgesetzt und künstlich entlarven. Die Mitten sind dick, indifferent und fügen dem Signal einen quäkigen Aspekt hinzu. Zudem phast das Signal, als habe man mit einem besonders phasigen Equalizer Notches in den Frequenzgang gehauen. Diese Auflistung klingt ganz klar nach einem Defekt, doch erstaunlicherweise verhalten sich beide Mikros des Stereopaars identisch. 

So sehr ich mich bemühe, ich kann den Mikrofonen klanglich so gut wie nichts Positives abverlangen. Ob mit nahem oder weitem Besprechungsabstand, ob auf der Hauptaufsprechachse oder Off-Axis und egal, mit welchem Instrument oder der menschlichen Stimme, es klingt alles, als habe das 101 sein “One-O-One in Sound” (also den “Grundkurs”) nicht bestanden. Ich bin geradezu betroffen, zumal die Schaltung des MA-101FET nicht sonderlich vom in diesem Preisbereich absolut grandiosen MA-201FET abweichen wird. Ich hoffe gleichzeitig nicht, dass der Klang des Mikrofons für jemanden die Interpretation von “Vintage” sein soll – in einem solchen Fall rate ich zur direkten Gegenmedikation mit alten Schoeps-, Neumann- oder RFT-Gefell-Mikrofonen, eventuell auch mit MG M 295… so kann so etwas klingen. Aber den Beweis für die gelungene Kombination von älterer Klangästhetik mit modernem Anspruch findet man schon im eigenen Haus, etwa beim Mojave-Großmembraner MA-201FET.

Fotostrecke: 3 Bilder Mojave MA-201FET im XY-Betrieb

Das MA101FET ist in unserer Luxusklasse gelistet, zwar ganz unten in der Preisrange, dennoch in der High-End-Klasse. Doch selbst in den anderen Klassen würde man dem Mikrofon schlechte Noten geben müssen. Im Vergleich mit den etwa doppelt so teuren Schoeps, DPA, MG sieht es schlecht aus, selbst zwischen den Mojave und den Audio-Technica ähnlichen Preises liegen Welten. Auf der Audio-Vergleichsseite kann man das Mojave mit Mikros der Budgetklasse vergleichen. Nun gut, das MA-101FET hat Charakter, aber ich glaube kaum, dass dieser allzu häufig genau das liefern kann, was man in einer Produktion sicher benötigen wird. Echte Effektmikros sind beispielsweise das Copperphone von Placidaudio. 

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