FAZIT
Dass das Mojave MA-300 kein Reinfall sein wird, war ja abzusehen. Schließlich sind wesentliche Bestandteile mit den anderen beiden Großmembranern des Herstellers identisch, besonders die Nähe zum MA-200 ist deutlich hörbar. Der Röhrencharakter ist meinem Empfinden nach annähernd gleich. Nicht nur mit Filter und Pad wird der Einsatzspielraum im Vergleich zum 200 gewaltig erweitert, sondern natürlich besonders mit der Charakteristikumschaltung. Die Niere ist gewohnt hervorragend, die Acht bringt gerade für Vocals eine phänomenale Variation. Aus zwei Nieren-Membranen eine Kugel zu formen, überlasse ich bei Bedarf lieber weiterhin anderen Mikrofonen – außer, der besondere Klang passt gerade eben doch. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass Doppelmembrankugeln sowieso seltener als Nieren und Acht zum Einsatz kommen. Schön ist aber die Möglichkeit, die Niere zu verbreitern und gleichzeitig den Charakter in Richtung “vintage” zu bringen. Wie immer enttäuscht Mojave auch beim Preis nicht. Zwar ist das Mikro kein Eye-Catcher, doch diese Qualität für diesen Betrag findet man selten. Ich würde sogar so weit gehen, es als das preiswerteste umschaltbare Röhrenmikrofon zu bezeichnen, welches professionellen Qualitätsansprüchen genügt.
Technische Spezifikationen- umschaltbares Röhren-Doppelmembran-Großmembranmikrofon
- Membranen: 1″, goldbedampft
- Empfängerprinzip: 2 x Druckgradientenempfänger (mit Laufzeitglied)
- Richtcharakteristiken: stufenlos von Kugel über Niere bis Acht (am Speiseteil)
- Wandlerprinzip: Kondensator
- Betriebsspannung: externes Netzteil
- Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz (+/- 3 dB)
- Hochpassfilter: schaltbar, 6 dB/oct, 100 Hz
- Vordämpfung: 15 dB schaltbar
- Empfindlichkeit: -37dB/Pa
- THD+N: 16 dB(A-bewertet)
- maximaler Schalldruckpegel: 117 dB(SPL) bei 1% THD (ohne Pad), 140 dB(SPL) bei 3% THD (mit Pad)
- Ausgang Netzteil: 3-pol XLR
- Preis: EUR 1297,- (UVP)
- Preis-Leistungsverhältnis
- angenehmer, unaufdringlicher Charakter
- starke Klangunterschiede der Richtcharakteristiken
- Frequenzgang in Kugelcharakteristik auffällig uneben
Bonedo Leser sagt:
#1 - 23.11.2011 um 01:06 Uhr
Hallo,
die Mikrfontests hier finde ich das Beste, was man im Netz finden kann und übertrifft auch das Meißte, was ich sonst so gesehen habe.
Inbesondere die vielen Vergleichsbeispiele zum Selberhören finde ich super.
Auf ein Mojave Audio MA-301FET bin ich auch mal gespannt, falls es das geben wird.
Und worauf ich noch warte, ist euer Open-End Mikrofontest. Wird es den auch noch geben?
Viele Grüße,
Bonedo Leser
Guido Metzen (bonedo) sagt:
#2 - 23.11.2011 um 11:30 Uhr
Hallo Bonedo Leser,
vielen Dank für deinen Kommentar. Es freut uns natürlich sehr, dass dir unsere Mikrofon-Tests gefallen. Der Open-End-Mikrotest befindet sich gerade in der Bearbeitung - wir haben den Test bereits durchgeführt, und es war für alle Beteiligten sehr interessant. Noch ein wenig Geduld - die Veröffentlichung wird nicht mehr lange auf sich warten lassen - ihr könnt schon gespannt sein :-)
Viele Grüße,
Guido
Gregor Marini sagt:
#3 - 26.11.2011 um 14:45 Uhr
Auch finde die Tests sehr gelungen u. sympatisch rübergebracht!
Hätte eine Frage an Nick. Ich habe den AVALON VT 737sp Channelstrip, der ja bekanntlich ein Röhrengerät ist.
Spricht eigenttlich etwas dagegen ein Röhrenmikro mit einem Röhrenpreamp zu betreiben?
Vielen Dank
Greg
Nick Mavridis sagt:
#4 - 26.11.2011 um 18:08 Uhr
Hallo, danke an euch. Gregor: Wenn Du zusätzlich die Charaktereigenschaften des Amps mit hineinbringen willst: Kein Problem. Wenn der Klang passt und gefällt, dann ist alles gut. Ich hatte beispielsweise das MA aus dem Test am Tube-Tech MP-1A und am UA LA-610 und war von den Kombinationen durchaus angetan! Eine allgemeingültige Antwort kann man bei so etwas aber nie geben, es kommt immer auf die Schallquelle und den musikalischen Kontex/das Vorhaben an. Schön ist es natürlich, wenn man immer ein wenig Kram zum ausprobieren rumstehen hat. Beste Grüße, Nick
Gregor Marini sagt:
#5 - 26.11.2011 um 23:59 Uhr
Vielen Dank Nick!
Warte schon gespannt auf den Test der Hi-End Klasse!
Servus, Greg
Anonymous sagt:
#6 - 28.11.2011 um 13:29 Uhr
Nick, nur noch kurz:
Ich weiß es kommt immer auf die Situation an ... aber wenn du die Wahl hättest zwischen U87ai, TLM 49 und MA-200 um vocals aufzunehmen . Welches mic würdest Du so auf Anhieb nehmen ... einfach vom Bauch raus!
Dank, Gregor
Nick sagt:
#7 - 01.12.2011 um 18:53 Uhr
Hi Gregor. Du sagst es… Ich will und kann hier eine solche Auskunft nicht geben, es sind alles hervorragende und gut geeignete Mikros – und recht unterschiedlich. Neben der Situation geht es auch darum, ob ich sie wirklich "wählen" kann (dann: ausprobieren!) oder ob ich sie kaufen soll. Denn der Preis spielt ja auch immer eine Rolle. Also sei mir bitte nicht böse, dass ich meinen Bauch schweigen lasse. :-) Und wie immer gilt: Wirklich wesentlich ist natürlich das, was man da aufnimmt. Manchmal entscheidet auch einfach der richtige Abstand über den idealen Sound, weniger das Mikro. Grüße aus Köln!
Gregor Marini sagt:
#8 - 02.12.2011 um 17:44 Uhr
Hast ja Recht !! ;-))
Weißt Du schon wann der Hi-End Mikro Test kommt?Dank nochmal!
servus
Gregor
stefan sagt:
#9 - 27.03.2012 um 13:27 Uhr
hi nick
eine frage hätte ich noch zu deinem Test. unterscheidet sich das ma200 klanglich vom ma300 in nierenstellung, oder sind in dieser position die Mikros identisch?
Nick sagt:
#10 - 27.03.2012 um 13:57 Uhr
Hi Stefan, ich hatte beide leider nicht im Direktvergleich, sondern nacheinander im Test. Neben den Audiofiles und meinen Erinnerungen sind es aber schlicht die deutlich ähnlichen technischen Konzepte, die mir erlauben, das 300 als "umschaltbare Version" des 200 zu bezeichnen – was der Hersteller ja auch tut. Die Braunmühl-Weber-Doppelkapsel des 300 wird einen geringen Einfluss haben, allerdings ist das nicht enorm, wie andere Mikros zeigen. Grüße, Nick