Praxis
Handling
Der SPR-6 kann mithilfe der beiden Laschen an den Stirnseiten problemlos festinstalliert werden. Bei der Montage gibt es nicht wirklich viel zu berücksichtigen, da die Kabelenden nur an zwei Seiten aus dem Chassis ragen und das Gehäuse nicht für die elektrische Masse genutzt wird. So fungiert das Metallchassis als faradayscher Käfig und man kann den Preamp gefahrlos in der Nähe von 230V-Leitungen platzieren.
Besonders warm wird das Gehäuse ebenfalls nicht, sodass der SPR-6 auf allen erdenklichen Untergründen Platz finden darf. Sein Masseanschluss gibt herkömmlichen Kabelschuhen problemlos Halt, aber auch blanke Kabelenden können mit ein bisschen Fummelarbeit befestigt werden. Ein/Ausgangsseitige Anpassungsoptionen stehen nicht zur Verfügung, genauso wenig wie ein Netzschalter oder eine LED, die Betriebsbereitschaft signalisiert, was bei dem Preis für mein Dafürhalten drinsitzen sollte und so seinen Weg auf die Contra-Liste findet.
Die Konkurrenz
Zur Beurteilung der Soundqualität habe ich einerseits einen direkten Konkurrenten, den DJ-PRE-II von ART, zum anderen zwei unserer Referenz-Vorverstärker herangezogen. Hierzu zählen die Preamps des DJ-Mixers DN-X1600 von Denon sowie der Easy Phono von Analogis.
6 Hörtests für den SPR-6
Der SPR-6 soll wie alle anderen Teilnehmer des Testmarathons alle sechs Instanzen unseres Hörtests durchlaufen und macht direkt beim ersten Soundbeispiel Sade „Smooth Operator“ deutlich, dass er trotz seines Alters noch längst nicht zum alten Eisen gehört. Im Gegenteil: Er klingt lebendig, spritzig und ist voller Leben. Der Stage Line ist hinsichtlich seiner Klangcharakteristik durchaus mit dem Easy Phono von Analogis zu vergleichen. Ein sehr schnelles Ansprechverhalten sorgt für eine offene Wiedergabe der Transienten, die in einer guten räumlichen Staffelung resultiert. In einigen Passagen klingt Sade für meinen Geschmack allerdings ein wenig blechern. Seinen direkten Konkurrenten DJ PRE II aus dem Hause ART verweist er dennoch in die Schranken, da dieser im direkten Vergleich doch ein wenig muffig und verhangen klingt.
Bei Motörheads Whorehouseblues könnte man den Eindruck gewinnen, dass der Track dem Preamp von Monacor sehr entgegen kommt. Lemmys krächzende Stimme setzt der SPR-6 gekonnt in Szene, ebenso wie die Westerngitarre, deren frisch aufgezogene Saiten sich ohne aufdringlich zu werden durch die Luft schneiden. Der Leadgesang ist derart auf die Phantommitte festgenagelt, dass der Kontrast zu den in Stereo aufgenommen Gitarren einen guten räumlichen Eindruck vermittelt. Auch das Slap-Delay auf Lemmys Stimme ist beim Monacor gut hörbar, was man von der direkten Konkurrenz nicht behaupten kann und Denons Preamp auch nicht richtig überzeugend wiedergibt. Einzig und allein Analogis Easy Phono kann hier mithalten und sogar noch eins draufsetzen, was mir aber persönlich dann zu viel des Guten wird.
Für dich ausgesucht
Deodatos „Also sprach Zarathustra“ hat ja schon manchen Tonabnehmer und natürlich auch Vorverstärker als muffigen Vertreter seiner Zunft entlarvt. Derartiges hatte ich aber nach den ersten beiden Hörbeispielen beim SPR-6 nicht mehr erwartet. Der Stage Line offenbart keine klar hörbaren Blößen und stellt den Musikern eine relativ große Bühne für ihre Darbietung. Die gesamte Dynamik des Ensembles wird adäquat dargeboten, die Stereobasisbreite ebenso, doch nicht so überzeugend wie beim Denon, der hier breiter aufspielt und trotz fehlender Transparenzen (hier und da) einen volleren Raumeindruck hinterlässt und insgesamt ausgewogener wirkt. Die Vorverstärker des DN-X1600 klingen auch im Vergleich ein wenig neutraler und freier, was ich mutmaßlich auf den fehlenden Headroom des SPR-6 zurückführen würde, der zwar knackig klingt, aber am Rande seiner Grenzen angekommen zu sein scheint, weil das akustische Geschehen insgesamt ein wenig gedrungen oder eingesperrt wirkt. Die anderen beiden Vorverstärker neigen hier zu ihren Extremen, die sie bereits vorher schon offen gezeigt haben: Der ART wirkt mir insgesamt zu muffig, Easy Phono neigt mir zu sehr zur Schärfe, wenn er auch wirklich sehr lebendig klingt.
Den Raumeindruck und die Körperlichkeit der Instrumente bei DeLaSoul und Chaka Khans „All Good?“ bekommt ebenfalls Denons Vorverstärker am authentischsten hin. Die Hi-Hats zischeln mir beim SPR-6 ähnlich wie über den Easy Phono zu krass. Hinsichtlich ihrer Tonalität klingt es für mich fast schon nach „anderen“ HiHats. Auch wenn der SPR-6 den Track ordentlich druckvoll aus den Lautsprechern presst, ist mir sein Sound so wie auch der des Analogis insgesamt zu harsch.
Auch wenn mir bei „Film2“ von Grauzone die Hi-Hats auch wieder zu krass reindreschen, so ist der Gesamteindruck, den der SPR-6 hier hinterlässt, zufriedenstellend. Die Bässe klingen konturiert und gut aufgelöst. Easy Phono scheint hingegen den Bass am Eingang vergessen zu haben, der ART bringt den Druck unten rum zwar mit, klingt mir aber zu undurchsichtig dabei. Den besten Kompromiss bietet mal wieder Denons DN-X1600, wenn es hier auch erheblich knapper ausfällt.
Beim letzten Soundbeispiel kann der SPR-6 noch einmal sein gesamtes Können unter Beweis stellen. Das schnelle Ansprechverhalten, die offene Transienten-Wiedergabe und die Ortung sämtlicher Percussion-Instrumente gelingt dem Stage Line in „XTC“ von DJ Koze erstaunlich gut. Schneller und offener klingt nur Easy Phono, der aber dann bei diesem Track (als einziger) ein wenig zu harsch zu Werke geht. Denons integrierte Phono-Preamps klingen hier ein bisschen zu unbeteiligt, wenn sie auch sehr körperlich und räumlich wirken. Mit der Lebendigkeit seiner Konkurrenten kann der ART hier nicht mithalten. Insgesamt macht mir der SPR-6 den besten Eindruck.
Test-Setup
Playback & Verstärkung:
Plattenspieler: Vestax PDX 2300 Pro MKII
Tonabnehmer: Ortofon OM Serato S-120
Mixer & Preamp: Denon DN-X1600
Externer Phono-Preamp: Dynavox TPR-2
Aufzeichnung:
AD-Wandlung: RME HDSPe AIO
Aufzeichnung: SONY SoundForge 11, PCM-Audio, WAV mit 176,4 kHz und 32 Bit
Abhörkette:
DA-Wandlung: Denon 300-USB
Kopfhörerverstärker: Dynavox CSM12
Kopfhörer: AKG K702