Praxis
Schaltet man die Box ein, benötigt die B110 nicht lange für den Boot-Vorgang. Der interne DSP geht seiner Arbeit zügig nach, was man auch daran beobachten kann, dass die Boxen über ein vernehmbares Grundrauschen verfügen, das zumindest auf kurzer Distanz hörbar ist. Bei normaler Musikdarbietung dürfte das kein Problem sein, es geht aber selbst in dieser Preisklasse auch leiser.
Die vier EQ-Presets des Aktivmoduls bieten praxisnahe Klangeinstellungen, da dürfte für jeden etwas dabei sein. Die Umschaltung der Presets geschieht ohne störende Unterbrechung. Für die Wiedergabe von Konservenmusik bietet sich die Einstellung „Playback“ an, welche den Mittenbereich etwas gefälliger klingen lässt. „Flat“ ist die richtige Wahl für Live-Musik. Hier profitieren besonders Stimmen und Solo-Instrumente von einer plakativen Mittenwiedergabe. Für den kleinen DJ-Einsatz bietet sich die Option „Bass Boost“ an, besonders wenn keine Subwoofer für eine Tieftonerweiterung zur Verfügung stehen. Soll die B110 als Bühnenmonitor zum Einsatz kommen, ist das „Wedge“-Preset das Mittel der Wahl. Dieses entschlackt hörbar den Tiefbass- und Tiefmitten-Anteil aus dem anliegenden Signal, was die Hörbarkeit von Stimmen und Lead-Instrumenten eindeutig verbessert.
Bevor ich meine Wertung zum grundsätzlichen Klang der kleinen Montarbo-Box teile, sollten wir kurz über die FIR-Filterung sprechen. Was FIR-Filter bewirken, lässt sich im Ergebnis nicht genau feststellen. Die grundsätzliche Idee für die Verwendung von FIR-Filtern ist es, eine möglichst phasenlineare Widergabe zu erreichen. Inwieweit das gelungen ist, ließe sich nur in einem direkten Vergleich mit einem klassischen IIR-Filter (Infinite Impulse Response) feststellen. Sind die FIR-Filter professionell implementiert, dann darf man davon ausgehen, dass keine Phasenverzerrung in das zu filternde Signal eingebracht werden. Das lässt sich mit klassischen IIR-Filter nicht erreichen. Dafür benötigen FIR-Filter in der Regel einen höheren Recheneinsatz des DSPs und erzeugen zudem eine Latenz in Audioverarbeitung, die normalerweise bei Topteilen allerdings unkritisch ist.
Sind die FIR-Filter gut implementiert, sollte sich das in einem plastischen und transparenten Sound bemerkbar machen. Und genau das darf man der BT110 attestieren. Gerade die Stimmenwiedergabe ist für ihre Preisklasse herausragend. Transparent und direkt tönt die kleine Italienerin. Die gesamte Box klingt wie aus einem Guss, den Übergang von dem einfachen Ferrit-10-Zoll-Treiber zu dem 1-Zoll-Hochtöner lässt sich nicht heraushören. Die Anbindung der beiden Treiber ist den Entwicklern gut gelungen.
Ein Blick in das Innere der Box zeigt, dass Montarbo der B110 einen für diese Preisklasse recht massiven 1-Zoll-Hochtöner spendiert hat, der überwiegend für die gute akustische Performance verantwortlich sein dürfte. Die Verarbeitung im Inneren ist ebenfalls sehr ordentlich. Dämmmaterial unterdrückt etwaige Gehäuseresonanzen. Das Aktivmodul ist in einem separaten Gehäuse untergebracht und kann ebenfalls mit einer guten Verarbeitung punkten. Damit sich wichtige Bauteile durch den Transport oder Vibrationen nicht von der Platine lösen, wurden diese mit Montagekleber zusätzlich gesichert.
Kommen wir zur Bluetooth-Schnittstelle. Im Test zeigt sich der Performance-Vorteil der neusten Bluetooth-Version 5 vor allem in der Reichweite. Bei einer direkten Sichtverbindung konnte ich mit meinem iPhone 12 Entfernungen von bis zu 30 Metern überbrücken. Vorsicht! Um diesen Reichweitenvorteil ausnutzen zu können, muss auch das Zuspielergerät mit Bluetooth-Version 5 ausgestattet sein. Ein Zuspieler mit Bluetooth-Version 4 dürfte kaum mehr als zehn Meter Reichweite zur Verfügung stellen.