Praxis
Bedienung/Praxis
Wir starten nun einen kleinen Erkundungsrundgang durch die Möglichkeiten unseres Kandidaten. Neben der Klangqualität ist natürlich bei solchen Gerätschaften ein einfaches und intuitives Bedienkonzept sehr wichtig und das werden wir jetzt ebenfalls überprüfen. Das GE100 ist eingeschaltet, sobald der Adapter Kontakt zur Steckdose hat. Dann wird im Display das Startmenü des zuletzt angewählten Patches angezeigt, und das ist in unserem Fall die Speichernummer (U01) in großen Buchstaben, darunter ein Kommentar zum Sound (Dyn Clean) und auf der rechten Seite weitere Informationen (Reverb, BPM 120, L.P Off). Zwischen den beiden Reglern (Mode, Value) findet man außerdem eine Anzeige, die Auskunft über die gerade verwendeten Effekte gibt (PL, FX, AMP, DLY, RV). Das alles wirkt sehr übersichtlich und gewährt einen schnellen Überblick über den Status Quo. Ich habe das GE100 direkt vor meinen Amp geschnallt und so hört sich das Ganze an.
Aha! Ich bin immer wieder erstaunt, wie weit bei manchen Multi-Effekten manchmal leider Soundprogrammierung und Praxistauglichkeit auseinanderliegen. Das war also der “All You Can Eat Sound”, den man erst einmal entspannt in die Ecke stellen kann, weiter geht es mit den nächsten Patches. Umschalten kann ich entweder über die beiden Fußschalter (Up/Down) oder per Hand mit dem Value-Regler, vorausgesetzt, das Haupt-Menü ist im Display angezeigt (PL leuchtet hell in der oberen Anzeige).
Das Anwählen der Patches ist erwartungsgemäß unproblematisch und wir benötigen dazu auch keinen Blick ins Handbuch. Ihre Mischung ist recht kunterbunt, mitunter abenteuerliche Programmierungen mit möglichst vielen Effekten, und auch die Lautstärke-Abstimmung der einzelnen Patches präsentiert sich eher suboptimal. Für die Brot-und-Butter-Sounds ist das definitiv keine ideale Grundlage, daher muss auf jeden Fall Hand angelegt werden, und genau das wird jetzt gemacht. Wir tauchen etwas tiefer in die Materie ein und wollen uns einen ganz simplen Mid-Gain Overdrive-Sound schnitzen. Ich habe den Patch U05 angewählt, bei dem FX, DS, EQ und DLY aktiviert sind. Hinter den Abkürzungen verbergen sich die einzelnen Effektmodule, die man eigentlich schon erraten kann.
- FX – Pre Distortion Effekte (10 zur Auswahl: u.a. Pedal Wah, Compressor, Booster, Tremolo)
- DS – Overdrive und Distortion (23 zur Auswahl: Overdrive, Distortion, Fuzz und Acoustic Simulator)
- AMP – Ampsimulationen (7 zur Auswahl)
- NS – Noise Gate
- EQ – Equalizer (3 zur Auswahl)
- MOD – Modulationseffekte (11 zur Auswahl: u.a. Chorus, Flanger, Tremolo, Pitch)
- DLY – Delay Effekte (6 zur Auswahl: u.a. Digital, Analog, Tape Echo, Reverse)
- REV – Hall (7 zur Auswahl: u.a. Room, Hall, Church, Plate, Spring)
Weiterhin findet man in der Anzeigenleiste die beiden Abkürzungen R.S und SY. Wenn R.S angewählt ist, kann der mitgelieferte Schlagzeuger programmiert werden, SY erlaubt den Eingriff in die Systemeinstellungen.
Aber jetzt geht es ans Programmieren und wir deaktivieren zu allererst sämtliche Effekte außer der Distortion-Einheit, um quasi bei Null zu starten. Die Bedienung gestaltet sich recht simpel, man wählt ein Effekt-Modul mit dem Mode-Regler an, dann werden die Parameter im Display angezeigt und mit dem rechten Fußschalter wird der angewählte Effekt ein- oder ausgeschaltet. Nach dem kleinen Eingriff leuchtet nun nur noch die DS-Anzeige, die ich mir zum Einstellen auch gleich mit dem Mode-Regler ins Display geholt habe. Jetzt bieten sich vier Möglichkeiten, die mit dem Value-Poti durch Drücken des Reglers angewählt und eingestellt werden können: Overdrive-Model, Volume, Drive, Tone. Das funktioniert schmerzfrei und ohne weitere versteckte Parameter auf anderen Seiten. Hier ist das Ergebnis, einmal der Mid Gain Sound mit einem Tube Drive Zerr-Model, und dann die etwas härtere Abteilung, ein Distortion-Model mit dem Namen Metal Club.
Die Einstellung der anderen Effekte erfolgt ähnlich einfach, man wählt ein Modell aus und es stehen zum Einstellen drei Parameter zur Verfügung. Eine überschaubare und bewährte Konzeption, der Bedienung eines Bodentreters mit drei Reglern entnommen. Die Klangqualität ist allerdings eher Mittelmaß, da sollte man nicht zu viel erwarten. Die Overdrives sind nicht sonderlich dynamisch, und wenn mehrere Effekte im Einsatz sind, dann wird es auch etwas undifferenziert. Hier ist ein Beispiel mit einem Boost-Overdrive, Tremolo und Spring Reverb.
Aber in diesem Preisgefüge kann man natürlich keine Weltwunder in Sachen Audioqualität erwarten. Für den Einsteiger oder den Hausgebrauch ist das Gerät absolut tauglich, im ernsthaften Bühneneinsatz sehe ich es eher nicht. Der Ausgang des GE100 kann global auf Amp-Betrieb oder Line-Out umgestellt werden. Wählt man Line Out, wird dem Signal eine Speaker-Simulation hinzugefügt, die als Übe-Sound in Ordnung geht. Hier sind zwei Beispiele mit einem USA Black-Modell, das mir persönlich am besten gefallen hat, mit unterschiedlichen Gitarren und verschiedenen Settings.
Drums, Scale & Chord Trainer, Looper
Neben dem Hauptgeschäft als Effektgerät hat das GE100 noch drei weitere Features an Bord. Das erste ist ein virtueller Drummer, der 40 Grooves in unterschiedlichen Stilistiken beherrscht, die variabel im Tempo eingestellt werden können. Damit lässt sich natürlich sehr gut trainieren, zumal die Lautstärke des Drummers auf den eingestellten Gitarrensound angepasst werden kann. Schon kann die Jam-Session losgehen! Hier einige Kostproben des Drummers.
Hat man sich mit dem integrierten Looper mit 180 Sekunden Aufnahmezeit schnell ein paar Rhythmus-Spuren aufgenommen, lässt es sich wunderbar darüber gniedeln … Allerdings muss in diesem Fall der Drummer leider draußen bleiben, denn er kann nicht in den Looper integriert werden, die Loop-Aufnahme beinhaltet nur das Gitarrensignal. Ein kleines Akkord- und Skalen-Lexikon ist ebenfalls an Bord, das über den Taster Lesson aufgerufen wird. Hier werden entweder die Töne verschiedener Skalen angezeigt oder auch Akkorde in Form von Griffbildern – auch das ein sehr brauchbares Feature für den übenden und lernenden Gitarristen.
Shane McGill sagt:
#1 - 26.02.2016 um 02:33 Uhr
Es waere interessant zu erfahren was genau denn den sound mittelmäßig macht?
Thomas Dill - bonedo sagt:
#2 - 26.02.2016 um 08:04 Uhr
Hallo Shane,
primär ist das die Klangauflösung und dynamische Übertragung vor allem bei Zerrsounds. Feinheiten und Klangunterschiede von Gitarren und Pickups werden nicht so detailgetreu wiedergegeben, wie bei anderen (hochpreisigeren) Gerätschaften. Außerdem klingt der Sound mit Speaker Simulation recht dünn. Ich schätze mal, dass Wandler und Prozessor dafür verantwortlich sind, bei der Preisgestaltung kann man nun mal keine Wunder erwarten.
Heavy Metal Gitarrist sagt:
#2.1 - 10.10.2024 um 20:16 Uhr
Hallo Herr Dill, ich finde die Sounds nicht dünn, besonderst nicht in der Zusammenstellung der Parameter Commpressor, Metal Land und British 800.
Antwort auf #2 von Thomas Dill - bonedo
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenUwe sagt:
#3 - 22.04.2022 um 15:36 Uhr
Sounds und Effekte sind immer persönliche Geschmackssache. Dem Einen gefallen Clean und Zerrsouds, dem anderen nicht. (Das ist aber nicht nur bei Geräten in dieser Preisklasse so, kontroverse Meinungen zu Sounds und Effekten hat man auch bei einem 500 € (+) Gerät.) Ebenso ist es bei den Effekten, die Effekttiefe ist dem Einen zu wenig, dem Anderen völlig ausreichend, oder beim Hall, die Hallfahne zu kurz dem Anderen lange genug. Daher sind Sound & Effekte meiner Meinung nach 2 Dinge die man nicht pauschal bewerten kann. Ebenso hatte ich noch KEIN Multi, egal aus welcher Preisklasse, bei dem die Werksprests meinen persönlichen Vorstellungen entsprach. Daher bleib nichts anderes übrig als seine Sound selber zu basteln, auch bei 500 € (+) Geräten......
Uwe sagt:
#4 - 21.12.2022 um 12:51 Uhr
Ich habe das Mooer GE 100 nun einige Monate im Gebrauch. Die Auswahl an Amps, Zerrpedalen & Effekten ist völlig ausreichend, auch für mich als Semi-Profi. Das Gerät ist ultraeinfach bedienen und man kann auf dem Display, welches beleuchtet ist, sehr gut ablesen was man da einstellt. Und vor allen Dingen hat das GE100 keinen FirleFanz wie USB etc. man kann die Überschaubare Zahl an Amps und Effekten schnell und leicht am Gerät einstellen Ohne das man tagelange Reglerorgien oder Downloads veranstalten muss. Auch kann man die Sound vollständig beschriften (13 Buchstaben) ohne das man dümmliche Abkürzungen benutzen muss. Ich habe mein Digitech RP 355 verkauft und das neue gekaufte Mooer GE100 behalten, da es um Welten einfacher zu bedienen und ist und die besseren Sounds hat. Wer also kein tausende Ampsimulatioenen und Effekte benötigt, wer keine USB und Bluetooth, unbedingt benötigt, der ist mit dem Mooer Ge 100 aller bestens bedient. Auch die kompakte Größe und der mögliche Batteriebetrieb (Netzteil ist mit dabei!!!) machen das GE100 zum perfekten Begleiter für Unterwegs, im Studio, bei Proben etc. Mehr Effektgerät braucht man eigentlich nicht. Ich auf Jeden Fall will das Mooer GE100 nicht mehr hergeben.
Heavy Metal Gitarrist sagt:
#4.1 - 10.10.2024 um 20:09 Uhr
Hallo, ich sehe das im Großen und ganzen auch so. Vor allem habe ich auch keinen Bock mehr auf dem USB-Mist. Denn man läuft auch als erfahrener Musiker, Gefahr dass man mehr am PC sitzt und die Dinger programmiert als dass man Gitarre spielt. Daher bin ich froh das dieses GE100 keinen USB Anschluss hat, das war auch ein Aspekt, warum ich mich für das Mooer GE100 , anstatt für ein anderes Gerät entschieden habe.
Antwort auf #4 von Uwe
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