Mit dem Mooer GE200 hat der chinesische Hersteller ein Multieffektpedal entwickelt, das aufgrund seiner transportfreundlichen Maße und seines geldbeutelschonenden Preises Interesse weckt. Nun könnte man einwenden, dass es bereits genug All-in-One-Geräte auf dem Markt gibt, doch Mooer hat sich schon längst vom reinen Nachbauen herkömmlicher Gitarrenpedale emanzipiert.
Wie schon mit dem “Radar” zeigen die Effektspezialisten aus Fernost Instinkt für den Zeitgeist, denn auch beim GE200 hat neben der Ampsimulation und der Bereitstellung unzähliger Effekte der Einsatz der Impulse Response Technologie Einzug gehalten. Ziel ist es, zur umfangreichen Ausstattung auch noch authentische Speakersimulationen anzubieten und das GE200 damit auch als tolle DI-Lösung zu qualifizieren. Die Frage ist, ob bei diesem beeindruckenden Angebot und dem gleichzeitig günstigen Preis die Qualität Schritt halten kann.
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Mehr InformationenDetails
Der Mooer GE200 präsentiert sich in einem sehr kompakten, silberfarbenen Metallgehäuse mit den Maßen 298 x 147 x 46 mm.
Auf der Oberseite befinden sich zwei leicht abgesetzte Ebenen, wobei die untere Reihe drei Fußtaster beheimatet und die obere Ebene 16 Taster, einen Mastervolume-Drehknopf und ein Endlosdrehregler mit Druckfunktion. Zwischen den Potis zeigt sich ein Mehrfarb-LCD-Display, auf dem sich die Settings gut ablesen lassen. Sowohl die Druckpotis als auch die Fußtaster wurden ebenfalls mit LEDs versehen und zeigen deutlich den Betriebsmodus an. Rechtsseitig befindet sich das Expressionpedal, das mit Tasterfunktion in der Toe-Position ausgestattet ist. Trotz der großen Handlichkeit bietet das Pedal ausreichend Platz, um dem Fuß beim Wah-Einsatz oder jeglicher anderer Parameterveränderung genug Stabilität zu liefern.
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An der Rückseite versammeln sich alle Anschlüsse, wie der Gitarreninput, zwei Outputs für links und rechts, der Eingang für ein zweites, optionales Expressionpedal und ein USB-Anschluss. Im Miniklinkenformat wurde hier auch ein Auxiliary-Eingang und ein Kopfhörerausgang verbaut.
Rechts außen befindet sich der Eingang für das mitgelieferte Netzteil, das die vom Gerät geforderten 9 Volt und 600 mA liefern muss – Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen.
Am Boden sind sechs Gummifüße angebracht, die das Pedal vor Kratzern und Rutschen im Spielbetrieb bewahren. Alle Bedienelemente wirken sehr robust und zuverlässig und das Gehäuse besitzt ein ausreichendes Eigengewicht, sodass es dem Pedal nicht an Bodenhaftung mangelt. Zum Lieferumfang gehören das Netzteil, ein USB-Kabel, ein Mooer-Pin und ein englischsprachiges Manual, das natürlich auch auf der Website zum Download zur Verfügung steht.
Bedienung
Der Mooer GE 200 zeigt sich im Handling von einer sehr intuitiven und benutzerfreundlichen Seite.
Übergeordnete Pedalsettings:
Da der Einschaltknopf entfällt, aktiviert sich das Pedal beim Einstöpseln des Netzsteckers. Nach einer Boot-Zeit von ca. 8 Sekunden ist der GE200 betriebsbereit und im “Play” Mode kann drauflosgespielt und durch alle Presets hindurchgesteppt werden. Der Presetwechsel kann nun entweder händisch am “Value”-Rad realisiert werden, oder aber durch die beiden linken Fußtaster, mit denen alle einzelnen Presets in ihrer Reihenfolge nach oben oder unten durchgeschaltet werden. Will man einen größeren Sprung vollziehen, so hält man einen der beiden Fußtaster gedrückt und das Scrollen beschleunigt sich.
Hier erlaubt der Mooer zwei Presetwechsel-Modi: In Mode 1 ist das umgeschaltete Preset automatisch aktiviert, wohingegen in Mode 2 das gewählte Preset erst durch das Drücken der Control/Tap Taste bestätigt werden muss. Letztere Funktion macht z.B. Sinn, wenn man für das zu verwendende Preset ein paar Patch-Nummern überspringen muss.
Ansonsten übernimmt der Control/Tap-Taster diverse Funktionen: Im Tap-Mode erlaubt das GE200 das Einklopfen des Tempos für z.B. Delaysounds per Fuß. Im CTRL-Mode können mehrere Effektblöcke aktiviert oder deaktiviert und so verschiedene Sounds abgerufen werden, ohne gleich ganze Presets wechseln zu müssen. Das Umschalten zwischen Tap- und CTRL-Modus erfolgt durch längeres Gedrückthalten der Fußtaste. Je nach Modus leuchtet diese dann entweder rot, blau oder blinkt. Auch das Stimmgerät wird hier durch Drücken beider Preset-Fußtaster simultan aktiviert. Veränderungen hinsichtlich der Kalibrierung und Muting kann mit dem Value-Rad umgesetzt werden.
In der oberen Ebene befindet sich links außen der Master-Regler, mit dem die globale Lautstärke für alle Presets eingestellt wird. Das Value-Rad daneben vollzieht die oben erwähnten Presetwechsel und erlaubt nach kurzem Drücken das Festlegen der individuellen Presetlautstärke. Auch kann man mit dem Drehknopf durch alle Menüpunkte scrollen und alle Editiervorgänge realisieren.
Unter dem Value.Poti gelangt man zu sechs Funktionsknöpfen. Die erste Taste in der oberen Reihe wurde mit “Play” gekennzeichnet und führt direkt in den Play Mode, kann aber auch als eine Art “Exit”-Funktion verstanden werden, da man, egal von welchem Menüpunkt aus, immer wieder in die Default-Oberfläche gelangt. Der nächste Button “System” führt zu den globalen Pedaleinstellungen, wie z.B. dem Inputlevel, der Bildschirmhelligkeit, dem Factory Reset und dem oben erwähnten Footswitch-Modus.
In der Rubrik “Cab Sim Thru” wird die Aktivierung der Speakersimulation pro Ausgang getrennt bestimmt. Wird das GE200 im Stereo-Setup betrieben, kann die Cabinet-Simulation für alle Presets an- oder ausgeschaltet werden. Reicht mir ein Mono-Setup, lassen sich zwei verschiedene Signale entnehmen. Bei deaktivierter Speakersimulation am linken Ausgang eines zum Einspeisen in den Gitarrenverstärker und rechts mit aktivierter Speakersimulation eines für Mischpult oder Recording.
Da das GE200 auch als Gitarren-Audio-Interface konzipiert wurde, erlaubt mir der Menüpunkt “USB Audio”, sowohl am linken als auch am rechten Ausgang getrennt zu bestimmen, ob das Signal durch die Signalkette des GE200 läuft oder nicht. So wäre es z.B. denkbar, ein Direktsignal am linken Ausgang abzuzweigen und dieses dann für Reamping-Zwecke zu benutzen, während ich am rechten Ausgang das Prozessorsignal anliegen habe. Für ein Interface-Setup empfiehlt es sich, als PC-User einen generischen Treiber wie z.B. Asio4all zu installieren, da der GE200 keinen eigenen bereitstellt. Sowohl die umfangreichen USB- als auch “Cab Sim Thru”-Optionen erlauben einen extrem flexiblen Einsatz in diversen Studio- und Live-Szenarien, was mich für einen Effektprozessor dieser Größen- und Preisordnung doch sehr angenehm überrascht.
Preset-Name sowie Speicherplatz lassen sich mit dem Save-Button bestimmen und die Reihenfolge der Effektkette wird vom “Chain”-Taster festgelegt. Der CTRL/Tap-Taster gibt die Funktion des rechten Fußtasters vor, wobei im Control-Mode auch mehrere Effektblöcke gleichzeitig angeschaltet werden können.
Im Menüpunkt EXP wird die Funktion sowohl des integrierten als auch des optionalen Expressionpedals verwaltet. Dieses kann sowohl als Volume-Pedal fungieren, allerdings können ihm auch diverse andere Effektparametern zugewiesen werden, sodass auch Whammy-Effekte oder Wah-Pedale problemlos realisierbar sind. Dabei ist es möglich, das Expressionpedal sowohl im Wah- auch im Volume-Pedalmodus zu benutzen, was über das Durchdrücken der Toe-Position vonstatten geht (eine Funktionsweise, wie man sie beispielsweise auch von den Boss-Multieffekten kennt). Auch ein Auto-Engage-Modus steht zur Verfügung, bei der das Wah durch Betätigen des Pedals automatisch aktiviert wird und sich nach Verharren in der Toe-Position wieder abschaltet. Die Merge-Funktion ermöglicht sogar das Verändern mehrerer Parameter simultan, sodass zwischen zwei unterschiedlichen Effekten problemlos hin- und hergeblendet werden kann.
Amps, Cabs und Effekte
Die Auswahl an Amps, Effekten und auch an Speakersimulationen ist uferlos und erlaubt einen sehr flexiblen Einsatz des GE200.
Hier zunächst eine Übersicht aller Module:
Im Amp-Block finden wir ab Werk 55 verschiedene Verstärkertypen, von denen die letzten drei mit Akustik-Amps belegt sind und somit auch den Live-Einsatz von akustischen Gitarren über den GE200 erlauben. Dennoch wurden die Plätze 56-65 frei belassen, um Firmware-Updates noch mehr Ausbauraum zu bieten. Alle Blöcke können sehr umfangreich editiert werden und es stehen alle gängigen Effekttypen zur Verfügung. Im Amp-Modul lassen sich neben Volume und Gain auch Bass, Middle, Treble und Presence regeln, und für tiefere Sound-Eingriffe stehen im EQ-Block mehrere Filter zur Verfügung.
Besondere Erwähnung verdient sicherlich der Cab Block, da hier nicht nur Speaker inklusive mehrerer Standardmikrofone und deren Positionierung, sondern auch Endstufen simuliert werden können. Bei Letzteren lassen sich sogar die Endstufentypen virtuell auswechseln, und der Endstufenblock kann auch gänzlich aus dem Renne genommen werden. Im Cab-Block besteht per Software die Möglichkeit, Impulsantworten von Drittanbietern (wie z.B. Ownhammer, Cabir.eu oder Valhallir.at) in die freien Slots zu laden. Da diese in fast allen Fällen bereits die Mikrofonierung inkludiert haben, wird der Mic-Block intelligenterweise bei externen IRs automatisch funktionslos. In diesem Modul sind Platz 1-26 besetzt und 27 bis 36 wurden für User-IRs freigehalten.
Alle Soundmodule lassen sich sehr intuitiv bearbeiten. Einfach den zu editierenden Block-Button anwählen und durch Drehen oder Drücken des Value-Rades die Einstellungen oder Veränderungen vornehmen und anschließend auf einen der 200 Presetplätze abspeichern. Die Werkssounds sind so angeordnet, dass Preset 1-50 für den Einsatz in die DAW/FOH optimiert sind, also Amp und Cabsimulation aktiviert sind. Preset 51-100 sind mit Amp, aber deaktivierter Speakersimulation für den Betrieb in eine Endstufe ausgelegt, und Preset 101 – 150 ohne Amp und Cab für den direkten Input in die Vorstufe. Platz 151 – 200 sind freie User-Plätze.
Looper und Drumcomputer
Das GE200 verfügt über einen 52 sekündigen Looper, der durch simultanes Drücken der Preset-Up- und CTRL/Tap-Taste aktiviert wird. Die einzelnen Funktionen lassen sich sehr gut in der hellen grünen Schrift an den Fußschaltern ablesen.
Der Drumcomputer wird durch den Button “Rhythm” in Betrieb gesetzt. Hier stehen sowohl 40 Drumgrooves als auch zehn Metronomklicks zur Verfügung, die alle in Lautstärke und Geschwindigkeit bearbeitet werden können.
Editiersoftware
Die Editiersoftware steht auf der Mooer-Website zum Download bereit. Vor diesem Test wurde ein Softwareupdate vorgenommen, mit dem das GE200 auf die Version 1.2. gehievt wurde und das vollkommen unproblematisch vonstatten ging. Leider existiert zum Zeitpunkt des Tests nur eine Editiersoftware für PC und ein Impulsantwort-Ladeprogramm in der Betaversion für den Mac. Laut Hersteller wird aber momentan an der Mac-Software gearbeitet. Die Software erlaubt sehr komfortables Editieren und die Benutzeroberfläche wirkt sehr ansprechend. Auch Presets können hier importiert oder exportiert werden.
Das Laden externer Impulsantworten gestaltet sich über die Software ebenfalls vollkommen problemlos:
Martin Bauer sagt:
#1 - 08.03.2018 um 09:27 Uhr
kann den Test bestätigen. Wirklich beeindruckend, was für den Preis möglich ist. Eine extreme Schwachstelle in meinen Augen ist der Effekt "Kompressor". Außer der Level-Parameter zeigen die anderen Parameter bei meinem Gerät kaum eine Veränderung des Sounds. Manchmal hab ich den Eindruck, dass dieser Effekt zwar vorhanden ist, aber im "inneren" leer ist. Kann der Tester das bestätigen? Hoffe, dass das in einem Firmware-Update noch behoben wird.
Haiko Heinz sagt:
#1.1 - 08.03.2018 um 13:24 Uhr
Hallo Martin, danke für Deinen Input, ich finder der Compressor greift schon dezent, erstzt aber bestimmt kein hochwertiges Comp.Pedal Hast du beide mal, mit vollkommen cleanen Sounds bzw. extrem niedrigen Gain vor der Vorstufe probiert? Wer weiß vielleicht tut sich in den Updates noch was.
Antwort auf #1 von Martin Bauer
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenPhil P sagt:
#2 - 11.03.2018 um 17:33 Uhr
Ich suche ein Multieffektgerät, dass ich sowohl für Bass, als auch für Gitarre nutzen kann. Ist das GE 200 da das richtige Gerät?
Haiko Heinz sagt:
#2.1 - 12.03.2018 um 10:29 Uhr
Hi Phil, das GE200 beinhaltet sicherlich bevorzugt Gitarrenamptypen, besitzt jedoch auch einen EQ für Bass und die IR Plätze kannst Du auch mit Basscabinets belegen - insofern würde ich sagen: ja
Antwort auf #2 von Phil P
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMaesen Beyeler sagt:
#3 - 12.03.2018 um 21:47 Uhr
Schöner Test, vielen Dank!
Eine Frage: kann man den Looper mit dem Drumcomputer kombinieren? D.h. Loops mit Drum Rhythmen aufnehmen?
Haiko Heinz sagt:
#3.1 - 13.03.2018 um 08:07 Uhr
Hallo Maesen, Danke Dir! Leider habe ich den GE200 nicht mehr zum Test vorliegen und das auch nicht ausprobiert! Der Mann beim Mooer Support, Paul Scott, antwortet jedoch sehr schnell, wenn du speziellere Fragen zu Mooer Produkten hast: support@mooeraudio.com
Antwort auf #3 von Maesen Beyeler
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMaesen Beyeler sagt:
#3.1.1 - 14.03.2018 um 18:40 Uhr
Danke für den Tip mit dem Support. Scotty antwortet tatsächlich schnell;-) Seine Antwort:
"You can use the Looper and the onboard drum rythms simultaneously but the drum rythms will not be recorded to your loop"
Antwort auf #3.1 von Haiko Heinz
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenthelonewolfDE sagt:
#4 - 03.06.2018 um 10:23 Uhr
Ich habe das Gerät seit gestern, und obwohl es mittlerweile eine Mac App gibt, so kann ich die Firmware ohne Error einfach nicht updaten. Werde das Gerät wohl zurück geben müssen. Denn wenn ich nicht mal die Firmware updaten kann, nach der offiziellen Angabe auf der Mooer Webseite, dann ist es vielleicht grundsätzlich ein nettes Gerät aber funktioniert einfach doch nicht richtig. Sehr schade.