Praxis
So spartanisch der Amp ausgestattet ist, so bescheiden zeigt er sich auch bei der Klangvielfalt, denn im Grunde genommen hat er nur einen Sound mit mehr oder weniger Verzerrung. Der Benutzer hat minimale Eingriffsmöglichkeiten in die Klanggestaltung, und so bringt der Top Boost Modus mehr von diesem Obertonklingeln in den Sound, das laut Hersteller dem Klangideal eines gut abgehangenen Vox AC 30 nahekommen soll. Zufällig besitze ich einen 70er Jahre Vox AC 30 und dessen Sound hat mit dem Little Monster nicht wirklich etwas zu tun. Der Ton des Testverstärkers ist wesentlich kleiner und das süße Klingeln der Obertöne kommt hier im Gegensatz zum Original bröseliger zutage. Je mehr Gain man hereindreht, um so stärker komprimiert er. Reißt man den Volume-Regler dann noch über die 12 Uhr Marke auf, kommen Obertonanteile hinzu, die mich eher an Marshall erinnern als an Vox. Wie bei vielen leistungsschwachen Röhren-Gitarrenamps hat man auch hier den Bassbereich unter 100 Hz deutlich weggefiltert, um mehr Leistung zu erhalten. Das ist im Grunde genommen kein Problem, da man diesen Frequenzbereich bei Gitarrensounds nicht unbedingt braucht. Je weniger Gain, um so besser gefällt mir der Sound des Little Monster Amps. Am besten präsentiert sich der Übergang zwischen clean und angezerrt, denn die recht hohe Grundkompression des Verstärkers bringt dort einen stabilen und fetten Mischsound zustande.
Mit Halbgas-Gain erhält man neben einem Plus an Verzerrung zusätzliche Kompression. Der Sound klingt mittig und nicht so mächtig wie bei einem ausgewachsenen Röhrenamp, was sich in Playbacks durchaus als Vorteil erweisen kann. So sehe ich den Vorteil des Verstärkers neben dem Einsatz im heimischen Wohnzimmer auch im Studiobereich zum Einspielen von Riffgitarren und schmatzigen Rhythmuslinien.
Mit dreiviertel Gain geht es mit dem Amp allmählich in Keith Richards Regionen. Obwohl die Kompression deutlich zu spüren ist, verschönt der Amp nichts. Ganz im Gegenteil, man muss kämpfen, damit es gut klingt, aber dafür erhält man einen lebendigen Rock ‘n‘ Roll Sound.
Für dich ausgesucht
Zum Schluss habe ich meinen alten Tubescreamer ausgepackt, um mit ihm den Amp für mehr Gain zusätzlich anzublasen. Man hört deutlich, dass der immer klassisch angehaucht klingt und keine Ambitionen hat, auch nur ansatzweise in Richtung Metal zu gehen. Mehr Gain als im folgenden Audiobeispiel ist aber nicht möglich, ohne einen unbrauchbaren Brei zu erhalten.