Der Mooer Micro Preamp Live fasst nicht nur alle Pedale der Micro-Preamp-Serie zusammen, er hat auch darüber hinaus Beeindruckendes zu bieten. Mit den kleinen, preiswerten Preamps der Serie liefert Mooer seit einigen Jahren den Sound großer Vorbilder im Micro-Pedalgehäuse, und das durchweg sehr erfolgreich. Der Preamp Live in diesem Test stellt quasi das Flaggschiff der Serie, das auf der diesjährigen NAMM-Show für einiges Aufsehen sorgte.
Wie bereits erwähnt, beinhaltet der Preamp Live sämtliche Pedale der Micro-Preamp-Serie und vieles mehr, beispielsweise eine Tone-Capture-Funktion oder 30 Cab-Simulationen, die mit eigenen IRs erweitert werden können. Weitere, tiefer gehende Einstellungen können zudem mithilfe einer Software vorgenommen werden. Dabei richtet sich das Gerät, wie der Name schon vermuten lässt, vor allem an den Live-Musiker.
Sicher verpackt wird das Preamp-Live-Pedal in einem Karton geliefert, und zum Lieferumfang gehört neben einem 12-Volt-Netzteil auch eine ausführliche deutschsprachige Bedienungsanleitung. 1219 Gramm bringt es auf die Waage und macht auf den ersten Blick einen super-robusten Eindruck. Das weiß lackierte Metallgehäuse hat Abmessungen von 230 x 130 x 46 mm und wirkt dabei ausgesprochen kompakt.
An der Unterseite sorgen vier Gummifüßchen für einen rutschfesten Stand, und da sie aufgeklebt wurden, lassen sie sich entsprechend leicht auch wieder entfernen und beispielsweise durch Klettband ersetzen.
Sämtliche Anschlüsse befinden sich an der Stirnseite, wobei alle Klinkenbuchsen von außen mit dem Gehäuse verschraubt sind. Dazu gehören Ein- und Ausgangsbuchsen und ein Effekt-Einschleifweg mit Send und Return. Eine XLR-Buchse samt Ground-Lift-Schalter, der eventuell auftretendes Brummen eliminiert, liefert ebenfalls das Ausgangssignal. Soll das Preamp-Live-Pedal in einen MIDI-Verbund aufgenommen werden, ist auch das kein Problem, denn mit den MIDI In- und Out-Buchsen stehen entsprechende Anschlüsse bereit. Ein Kopfhörerausgang darf nicht fehlen, dieser verlangt nach einer Miniklinke. Fehlt nur noch der Anschluss für das mitgelieferte Netzteil, der ebenfalls hier zu finden ist.
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Die Bedienfläche macht einen sehr übersichtlichen und aufgeräumten Eindruck und ist in drei Bereiche unterteilt. Im vorderen, ersten Abschnitt befinden sich die Kanalregler, bestehend aus sechs gerasterten Endlos-Potis mit griffigen, schwarzen Knöpfen und jeweils einem LED-Ring zur Kontrolle der Reglerstellung. Mit ihnen lassen sich Volume, Bass, Mid, Treble und Gain bestimmen.
Der sechste Regler ganz rechts besitzt zudem eine Schaltfunktion und steuert den Booster, der sich Pre und Post schalten lässt. Das ist insofern spannend, da je nach Positionierung vollkommen unterschiedliche Sounds zustandekommen. Im Pre-Mode wird der Boost vor dem Preamp positioniert, im Post-Mode hinter dem Master-Regler, was zur Folge hat, dass das gesamte Signal in der Lautstärke angehoben wird. Zwei kleine rote LEDs zeigen an, in welchem Mode man sich gerade befindet.
Mooer hat auch zwei Noise-Gates integriert, die ebenfalls mit dem Boost-Regler aktiviert und eingestellt werden können. Dazu muss Letzterer gedrückt gehalten werden, damit sich das Pre-Noisegate, das im Signalweg hinter der Eingangsbuchse und vor der Preamp-Schaltung sitzt, einstellen lässt. Um zum Post-Noise-Gate zu gelangen, muss der Boost-Regler einmal kurz gedrückt werden, schon lässt sich das Gate, das sich hinter dem Preamp-Modell befindet, regeln.
In der Reihe dahinter befindet sich die Master-Sektion, bestehend aus drei Potis, die etwas kleiner ausfallen und zur besseren Kontrolle der Reglerstellung mit kleinen, weißen Skalenstrichen versehen sind. Ganz links befindet sich der Master-Regler zum Justieren der Gesamtlautstärke, ein Presence-Regler, wie man ihn auch von Gitarrenverstärkern kennt, der die Master-Presence regelt.
Auch der Effekt-Einschleifweg besitzt ein eigenes Poti, das den Dry/Wet-Anteil bestimmt. Aber der Einschleifweg kann noch mehr, denn er bietet die Wahl zwischen zwei Modes. Im Mode A (seriell) arbeitet der FX-Weg so, wie man ihn von herkömmlichen Verstärkern kennt. Ein externes Effektgerät lässt sich so den unterschiedlichen Preamp-Kanälen zuordnen.
Im Mode B wird die digitale Preamp-Sektion des Pedals in den Bypass geschaltet und durch die analoge Preamp-Sektion des angeschlossenen Amps ersetzt. So lassen sich beispielsweise in den Kanälen 1, 2 und 3 die digitalen Preamps des Pedals und in Kanal vier der analoge Preamp des Verstärkers nutzen. Angeschlossen wird ganz klassisch mit der Vier-Kabel-Methode, wie man auf dem Bild sehen kann.
Die Klinken- und die XLR-Buchse können wahlweise auch mit einem frequenzkorrigierten Cab-Sim-Signal belegt werden, was sich mit zwei kleinen Kippschaltern individuell an- und ausschalten lässt. Fehlen noch die vier Metallfußschalter in der hintersten Reihe, die mehr können als nur Presets anwählen.
Das Pedal besitzt insgesamt 12 Kanäle, die in drei Bänke (A/B/C) mit jeweils vier Kanälen unterteilt und per Fußschalter angewählt werden. Möchte man in eine andere Bank wechseln, müssen zwei Fußschalter gleichzeitig gedrückt werden. In der Praxis sieht das dann so aus:
- Bank A: Schalter 1-2
- Bank B: Schalter 2-3
- Bank C: Schalter 3-4
Zur optischen Kontrolle, in welcher Bank man sich gerade befindet, leuchten die LED-Kränze in der vorderen Reihe jeweils rot (Bank A), grün (Bank B) oder gelb (Bank C).
Ich muss zugeben, dass ich anfangs etwas skeptisch war, was das Drücken zweier Schalter mit dem Fuß gleichzeitig betrifft, in der Praxis gestaltete sich das aber problemlos. Selbstverständlich lassen sich alle Änderungen auch abspeichern, dazu muss der aktive Fußschalter länger als eine Sekunde gedrückt werden.
Während die Bedienoberfläche grundlegende Schalt- und Regelmöglichkeiten bietet, greift man von Computer oder Smartphone auf eine Vielzahl von Parametern zu. Mooer stellt eine PC/Mac-Software zum Download auf der Herstellerwebsite bereit, die ein Programmieren des Pedals ermöglicht und auf die ich gleich noch näher eingehen werde. Eine mobile App macht das Bedienen per Smartphone oder Tablet möglich. Mindestvoraussetzung ist iPhone 5 und iOS 9.0 oder für Android-Geräte Android 4.4. Auch auf die App werde ich noch näher eingehen. Das Installieren der Software auf meinem Macbook mit aktuellem Betriebssystem war sehr einfach und, einmal gestartet, auf den ersten Blick sehr übersichtlich. Sie lässt sich grundsätzlich in drei Bereiche aufteilen, Preamp, Cab und Tone Capture.
Im Preamp-Fenster kann man aus 23 Amps und 50 Presets wählen, 12 weitere lassen sich hinzufügen. Da viele Amps über mehrere Kanäle verfügen, sind auch diese eingespeichert, was für die hohe Preset-Anzahl sorgt.
Zur Auswahl stehen:
- Diezel Hagen
- Marshall JCM 900
- Bruno Underground 30
- Fender Blues Deluxe Combo
- Friedman BE 100
- EVH 5150III
- Mesa Boogie Mark III
- Two Rock Coral
- Engl E650 Blackmore Signature Model
- Mesa Boogie JP-2c John Petrucci Signature Model
- Mesa Boogie Lonestar
- VOX AC30 Combo
- Dr.Z Maz 38
- Engl Fireball 100
- PRS Archon 50
- Peavey JSX
- Koch Powerzone
- Randall Satan
- Toneking Falcon
- VHT Pitbull
- Two-Rock Cardiff
- Friedman Smallbox 50
- Diezel VH4
Eine recht beeindruckende Liste, die eine große Bandbreite unterschiedlichster Ampsounds abdeckt!
Die Regler auf dem Pedal werden in der Software als Schieberegler dargestellt und sobald einer von ihnen verstellt wird, findet die Änderung auf dem Pedal ebenfalls statt. Man kann das Preamp Live also komplett mit der Software programmieren, ohne einen einzigen Regler oder Schalter am Gerät zu betätigen.
Auch die Midi-Zuweisungen, die am Pedal nicht einstellbar sind, können hier vorgenommen werden, sowie das Ändern des Effektwegs von seriell auf parallel.
Im Cab-Fenster tauscht man bei Bedarf die Röhren der virtuellen Endstufe, 30 unterschiedliche Boxentypen stehen zur Auswahl und auch das verwendete Mikrofon und dessen Position kann bestimmt werden. Eigene Impuls-Responses lassen sich ebenfalls laden, die im WAV-Format vorliegen und eine Sampling-Rate von 44,1 kHz und eine Auflösung von 24 Bit besitzen sollten. Und länger als 512 ms dürfen sie dabei nicht sein.
Spannend wird es im Tone-Capture-Fenster, denn Mooer bietet die Möglichkeit einer weiteren EQ-Stufe, basierend auf dem Feedback-Sampling-Verfahren. So lässt sich der Sound eines Verstärkers oder Preamp-Pedals nachbilden und abspeichern. In jedem Kanal kann ein eigener Tone-Capture-EQ gespeichert werden, der auch exportiert oder in ein anderes Preamp-Live-Pedal importiert werden kann.
Der Anschluss sieht folgendermaßen aus:
Zum Erstellen eines Tone-Captures werden die vier Fußschalter benötigt, die mit Source, Target, Capture und Active beschriftet sind. Die Bedienungsanleitung zeigt Schritt für Schritt sehr detailliert, wie die Prozedur ausgeführt wird, was ich mir aber jetzt sparen werde. Wer es genau wissen möchte, kann die beiliegende Bedienungsanleitung auch auf der Website des Herstellers öffnen.
Auch die Steuerung per iPhone-App zeigt sich ausgesprochen unkompliziert. Da das Preamp-Live-Pedal mit einem Wireless-Modul ausgestattet ist, lässt es sich mit meinem Smartphone koppeln und bedienen. Sämtliche Regelmöglichkeiten, die das Programm auf dem Computer bietet, sind auch hier zu finden – bis auf die Tone-Capture-Option.
Was die Bedienung des Pedals und der Software anbetrifft, kann ich nur Gutes berichten, denn die ist wirklich ausgesprochen benutzerfreundlich und vollkommen logisch ausgefallen. Intern arbeitet das Pedal mit einer Samplingrate von 88,2 kHz, einer Auflösung von 24 Bit und besitzt einen Signal-Rauschabstand von 103 dB.
Das in China gefertigte Pedal ist auffallend hochwertig gefertigt und hinterlässt einen durchweg positiven Eindruck.