Praxis
Ich schließe den Ausgang des PE100 an den DI-Eingang meines Preamps an und lasse zunächst ein paar der Presets auf mich wirken. Wie sich zeigt, sind sie recht gut abgestimmt und geben sich sehr vielseitig.
Auch wenn der kleine Multieffekt-Kandidat beim ersten Soundcheck in der klanglichen Auflösung etwas “platt” wirkt, sorgt er dennoch ab der ersten Minute für Spielspaß. Da die einzelnen Menüpunkte mit nicht allzu vielen Konfigurationsmöglichkeiten auskommen, gestaltet sich auch die Arbeit mit dem Value-Poti recht unproblematisch.
Hören wir uns zunächst ein paar der Werkspresets an.
Meine alte Strat mit ihren doch etwas anfälligen Singlecoils verhält sich am PE100 in den Spielpausen mucksmäuschenstill, was am eingebauten Gate des Gerätes liegt, das sich nicht deaktivieren lässt. Dennoch machen sich bei ausklingenden Akkorden Nebengeräusche im Signalweg bemerkbar, die auch bei meinen Gitarren mit Humbuckern auftauchen, die gemeinhin deutlich weniger anfällig für Einstreuungen sind.
Um der Sache auf den Grund zu gehen, nehme ich dieselbe Phrase mit dem Steg-Humbucker meiner Yamaha Pacifica zweimal auf. Im zweiten Durchgang sitzt das PE100 ohne jegliche Effekte mit im Signalweg.
Wie man bei diesem Beispiels hört, schluckt das Gerät nicht nur hörbar Höhen, sondern sorgt auch bei ausklingenden Akkorden für ein etwas unsauberes Signal. In diesem Zusammenhang muss man hier also mit einigen klanglichen Abstrichen auskommen. Spielt man das PE100 über Kopfhörer, werden diese Unsauberkeiten selbstverständlicher noch deutlicher. Außerdem fällt mir hier auf, dass auch das Netzteil für leichte Einstreuungen sorgt. Ansonsten funktioniert der Kopfhörerbetrieb aber problemlos und auch der Aux-In lässt sich prima nutzen, um einen Backing-Track oder ähnliches zum Üben einzuschleusen. Hört man das Ausgangssignal nur über den Output ab, erklingt das Stereo-Aux-Signal natürlich auch nur mono.
Werfen wir nun einen Blick auf die sieben verfügbaren Amps. Gain und Volume stehen dabei auf 100, sind also voll aufgedreht, Höhen, Mitten und Bässe stehen mittig auf 50.
Es ist offensichtlich, dass sich die Sounds hörbar voneinander unterscheiden und die Merkmale der jeweiligen Vorbilder mitbringen, auch wenn diese natürlich nicht so detailliert ausgeprägt sind, wie man es von teureren Amp-Modellern kennt. Auch die eigenen Merkmale des jeweiligen Instrumentes werden etwas weniger detailliert dargestellt, als es ein echter Amp oder eine teure Amp-Simulation tun würden. Bei einem Gesamtpaket von 74 Euro ist dies aber auch nicht weiter verwunderlich und kann daher nicht als Kritikpunkt gelten.
Bassman- sowie AC30- und die Mesa-Lonestar-Simulation bleiben interessanterweise im Zusammenspiel mit meiner Strat auch “voll aufgerissen” fast vollständig clean. Mit dem Humbuckersignal meiner Höfner Verythin lassen sich aber dann die erwähnten Modelle auch zu leicht angefahrenen Sounds mit den Merkmalen einer Röhrensättigung überreden. Auch reagieren die Modelle mit mehr Gain durchaus auf dynamische Veränderungen, wie das folgende Beispiel demonstriert. Ich habe dafür den “British 800” Amp angewählt, die Gain-Einstellung auf 50 heruntergeschraubt und die Simulation mit verschiedenen Anschlagsstärken konfrontiert.
Etwas arg sägend und platt kommt diese Marshall-Simulation dennoch daher und gibt sich zudem in der Abstufung der Gain-Einstellung nicht so fein auflösend. Mein Eindruck bis hierhin ist, dass die Amp-Simulationen für Abwechslung sorgen, wobei mir persönlich die eher cleanen Modelle mehr zusagen.
Die Distortion-Abteilung zeigt sich mit einem stark ausgeprägten Höhenanteil, hier habe ich die Tone-Einstellung auf 30 heruntergeschraubt. Um einen Eindruck von den Sounds zu bekommen, folgen nun alle neun Pedalmodelle hintereinander, nachdem wir das angewählte AC30-Modell zunächst alleine gehört haben.
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Hier verhält es sich ähnlich wie mit den Amp-Simulationen. Die Sounds haben in ihrer Qualität Grenzen, orientieren sich aber dennoch an ihren Vorbildern und sorgen zweifelsohne für Abwechslung.
Etwas deplatziert wirkt das zehnte Pedal in der Distortion-Abteilung, das mit Acoustic betitelt ist, wobei offensichtlich eine Akustikgitarren-Pedal-Simulation gemeint ist. Der Sound dieses Kandidaten wirkt allerdings in meinen Ohren wenig überzeugend. Ich hab die Amp-Sim dabei deaktiviert und eine Akkordphrase ohne und mit Acoustic-Simulation gespielt. Die Acoustic-Funktion ist trotz einer voll aufgedrehtem Volume-Einstellung leiser als das Bypass-Signal, verstärkt zudem die schon angesprochenen klanglichen Artefakte und wirkt ansonsten einfach nur wie ein aktivierter EQ, mit einem etwas unglücklichen Setting.
Die beiden Auto-Wah-Effekte machen wiederum ein guten Eindruck. Auch wenn die Unterschiede im direkten Vergleich nicht so stark ausfallen, wirkt das zweite, mit “Funky Monkey” betitelte Modell ein wenig wie eine Mischung aus Auto Wah und dezentem Phaser Vibrato. Ihr hört die Simulationen vor dem Fender Clean-Modell.
Auch die Modulationsabteilung macht im Großen und Ganzen einen guten Eindruck. Einige Effekte fallen zwar mit einem deutlichen höheren Rauschen auf, diesen Umstand kann das Gate dann aber in den Spielpausen effektiv unterdrücken.
Gut gefallen mir ebenfalls die Delay-Effekte, die mit ihren typischen Eigenschaften aufwarten können.
Bei den Hall-Effekten muss man wiederum deutlich Abstriche machen. Hier sagt mir die Room-Simulation noch am meisten zu. Die längeren Hallfahnen wirken dagegen teilweise seltsam verstimmt. Gewünscht hätte ich mir statt einem der großen Räume lieber noch einen typischen Federhall-Effekt.
Der eingebaute Drumcomputer hat eine Menge Grooves parat und zeigt sich mit einem recht rudimentären Sound, der zum Üben aber locker ausreicht. Im Fall des fünften Achtelgrooves ist mir eine Unsauberkeit beim letzten Snare-Sample aufgefallen, wie man am Ende des Audiobeispiels hören kann.
Lässt man sowohl den Drumcomputer als auch das Metronom länger laufen, sorgen ganz kurze Aussetzer dafür, dass die Rhythmusgeber nach einer Weile im wahrsten Sinne des Worts nicht mehr rund laufen. Ich habe dazu ebenfalls zwei Audiobeispiele bereitgestellt, bei denen ein externes Metronom zur genauen Verdeutlichung dieses Problems mitläuft.
Durch das Auftauchen dieser Problematik ist die Drumcomputer/Metronom-Option leider nicht wirklich zu gebrauchen. Schade! Hier sollte der Hersteller dringend nachbessern.
Abschließend ein Wort zur Arbeit mit den Touchpads, die unter anderem zum Speichern vorgesehen sind. Hier wurde ich im Laufe des Tests immer mal wieder mit Aussetzern konfrontiert, die sich teilweise auch nur mit einem Neustart des Gerätes beheben ließen.