Praxis
Schon mit den direkt über die Frontplatte zugänglichen Funktionen macht das Delay sehr viel Spaß. Die Delay-Basisfunktionen lassen sich auch auf diese Weise abrufen. Der Einsatz des Software-Panels ist jedoch dringend anzuraten, denn spätestens für Choruseffekte benötigt man doch den LFO, und der ist nur auf diese Weise zugänglich. Noch dazu ermöglicht die MIDI-Funktionalität die Möglichkeit der Parameter-Automation, und das ist eine echte Seltenheit: Nur wenige analoge Studioeffekte bieten heute Fernsteuerungsmöglichkeiten, die sich aus der DAW heraus nutzen lassen.
Klanglich reiht sich das Delay nahtlos an das hohe Niveau des Ladder-Filters an. Man muss das Delay dabei natürlich an relativen Maßstäben messen, denn ein Eimerketten-Echo ist immer im gewissen Sinne ein LoFi-Effekt, und das macht sich speziell auf den Signalen bemerkbar, bei denen Höhrenfrequenzen wichtig sind. Beispielsweise bei Vocals wird die Diskrepanz der Frequenzgänge von Direkt- und Effektsignal sehr deutlich, wobei dieser Umstand in vielen Fällen dennoch mehr als „Feature“ denn als „Bug“ gesehen werden kann, denn Zischlaute kommen somit nicht via Delay dem Groove in die Quere. Es mag paradox klingen, aber bei aller LoFi-Ästhetik hat der Sound des Moog Delays doch etwas „edles“. Dies legt vermutlich auch daran, dass der Effekt stets recht kultiviert bleibt. Bei hohen Feedbacks lässt sich zwar praktisch ein Endlos-Delay erzielen, aber weder in Bezug auf Pegel noch Verzerrungsprodukte schwingt sich der Sound so garstig auf, wie man das von manch anderem (Tape-)Delay kennt.
Auch der Chorus klingt hervorragend. Mit einem Mono-Modul lässt sich erst einmal kein Stereo-Effekt erzielen, aber über einen kleinen Routing-Umweg geht dies doch: Originalsignal doppeln und hart links gepannt, das Delay auf 100% Wet einstellen und ganz nach rechts drehen. Wie die Klangbeispiele zeigen, sorgt dies für einen ungemein lebendigen Stereo-Eindruck, der in dieser Form seinesgleichen sucht – ein sehr schöner Effekt, der allein schon den Kauf des Moduls rechtfertigen könnte.
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Trotz der klanglichen Beschränkungen kann man mit dem Moog Delay eine extrem große Bandbreite an Effekten realisieren. Das liegt einerseits an den Chorus-Möglichkeiten und andererseits an den Fernsteuerungsfunktionen. Als Vocal-Slapback macht das Teile eine gute Figur, und auf einigen Signalen (vorzugsweise mittigen wie Rhodes, Gitarre oder Synths) lassen sich auch Federhall-artige Sounds realisieren. Dazu kommen dann eben noch die klassischeren „Delay-ay-ay“-Effekte.